Montag, 16. Dezember 2013

Im Reich der Sinne: Augen- und Gaumenschmaus in Amphawa

Für die ungefähr 40 Kilometer braucht der Bus eine Stunde, da er natürlich öfter in Ortschaften hält und manchmal auch am Straßenrand auf der Strecke Fahrgäste mitnimmt.
Die Landschaft ist unglaublich grün überwuchert. Neben Reisfeldern gibt es vor allem Mangoplantagen, Bananenstaudenfelder, Dattelpalmen ordentlich aufgereiht - dazwischen nette saubere Häuser, aber auch gammelige Wellblechhütten - breite saubere Wasserkanäle, aber auch schmutzige Abwasserrinnen mit Abfall.



Neben einem Wat kommt der Bus zum Stehen - der Busfahrer dreht sich zu mir um, sagt 'Amphawa' - und ich steige aus und schultere den Rucksack. Tja, wo finde ich hier ein Zimmer ?
Ich gehe zum Wat - die Straßen menschenleer - es ist gerade erst 8.00 Uhr. Hinterm Wat kommt ein Mönchskloster und dort weist mir ein Orangegewandeter den Weg zu einem Quartier. Lächeln, lässiges Winken mit der Hand: 'Go left' - viel Grün, enge Wege, kleine Gebetshäuschen vor den Holzhäusern - eine 9jährige winkt mir ihr zu folgen, als ich die Hände zur Schlafgeste an die Wange lege und nach einem Zimmer frage. Zwei Häuser weiter stehe ich in einem Hofgarten - die ältere Dame nickt freundlich - 'put shoes off, please' - und führt mich hoch ins Haus.

 


Sie zeigt mir drei Zimmer zur Auswahl für 500 oder 700 Baht (ohne/mit Air-Con) - ich nehme das günstigere und handele es für zwei Nächte auf einen Preis von insgesamt 700 Baht runter. Unten kann ich erstmal einen Instantkaffee trinken und dann führt eine Pforte auf der anderen Seite des Gartens direkt zum Klong.



Die nächsten 48 Stunden verbringe ich am Klong, auf dem Klong und um den Klong herum. Eine Flut von Booten, Farben, Gerüchen, Speisen, Menschen, Hunde, Katzen und Wats, Wats, Wats.
Für 50 Baht fährt das Longboot am Fluss verschiedenste Tempel an - überall wird am Wat gebetet, Schlange gestanden um Kerzen und Blumen zu opfern oder sich vom Mönch segnen zu lassen.

 

Ein Herr im Hemd gibt gegen Bares Auskünfte - worüber auch immer.      20-Baht-Scheine werden von den Bittenden an 'Geldbäume' gesteckt und hinterher von Mönchen wieder abgepflückt.

Muppets-Mönchsspeisung


Sogar Mönchspuppen, die Schalen halten und in einem karusellartigen Rondell motorgetrieben rundum fahren, werden von den Gläubigen mit Klingelmünzen 'gespeist' - unglaublich kommerziell - DAS ist mir SO völlig neu - ist das noch Buddhismus ?





Der 'Floating Market' ist vor allem von einheimischen und chinesischen Touristen überschwemmt. War es morgens absolut ruhig und leer, steppt ab 11.00 h bis tief in die Nacht der Bär; denn dann kommen die Busse aus Bangkok.



Zur vollsten Zeit ist ein Vorwärtskommen kaum möglich - dann halte ich Siesta im Guesthouse. Ansonsten esse ich alles, was lecker aussieht ... - und das ist eine Menge:




Kleine gebackene Kokosmilchbällchen, gegrillten Tintenfisch, gegrillte Prawns, Eiscafé, Mango und Ananas, kleine Vogelspiegeleier, Singhabier ... - Eiscreme - und dann alles wieder von vorne; denn nach Australien ist ja einfach alles soooo billig - aber schlecht für die schlanke Linie !

 









Ansonsten gibt es eine Menge undefinierbarer Algenglibber, Käfersnacks, Fettgebackenes, farbige Kuchenteilchen - alles Dinge, die besonders hübsch in unglaublich viel Plastik verpackt angeboten werden. Auch Süßspeisen, Wassereis und Plastikkitsch aller Art gibt es in Fülle.


Außerdem natürlich T-Shirts, Kleidung und und und .... - ein älterer Herr hat auf einem Tisch CDs ausgebreitet: Das Beste der 60er, 70er und 80er Jahre - gerade spielt er Santana - mein Lieblings-Cha-Cha - herrlich ! - Ich bleibe stehen und genieße das Stück mitwippend komplett, bevor ich weiterschlendere.
Die Nächte sind schwülheiß und laut, denn die Wände sind dünn, von der Schule um die Ecke gibt es reichlich Musik (leider kein Santana) und das Zimmer liegt nach Südwesten raus - schöööön warm - den Ventilator kann ich erst nach 1.00 h ausschalten.






Habe ich mich müde gelaufen, satt gegessen und gesehen, sitze ich einfach im schattigen Guesthousegarten und tue NICHTS - sehr angenehm ; )
Trotz mehrfachen Fragens ist im ganzen Ort kein Fahrrad aufzutun - mein Lieblingsmodell mit viel Rucksackplatz müsste ich schon vom Straßenrand klauen.


Trotz zweitägigem Aufenthalt hier habe ich nur zwei 'Farang'-Gesichter gesehen: Mein eigenes im Spiegel und das einer Amerikanerin aus New Mexiko, die ich angesprochen und mit der ich mich morgens am Tisch eines Guesthouses eine gute Stunde lang angeregt unterhalten habe ! Entlang des Klongs höre ich eine Asiatin zu ihrem Freund auf Englisch sagen, nachdem sie an mir vorbeigelaufen war: 'The first foreigner I have seen here'. Tja, so geht es den 'Aliens'  aus Deutschland, die die touristischen Trampelpfade verlassen !

Farang im Spiegel

Morgen will ich weiter nach Petchaburi - der Himmel weiß, wo die Busstation sein wird !


Sunset am Klong


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