Dienstag, 22. Oktober 2019

Runterkühlen, Verschnaufen, Durchstarten: 8 Tage in Frankfurt

Nach 6 Flug - 5 Stunden Aufenthalt in Singapore - und weiteren 10 Stunden Flug lande ich mit 6 Stunden Zeit-Verschiebung nach hinten gegen 21.30 h in Frankfurt - bei 14 Grad  Celsius und Dauerregen: Brrr ! Für mich wäre es jetzt allerdings 3.30 h nachts - drei Tage brauche ich, mich umzustellen. Abends noch den Rucksack ausleeren und Wäsche waschen … -
Herrlich im eigenen Bett zu schlafen !



Morgens erstmal Brot und Käse kaufen und genießen - den gebrochenen Waschmaschinengriff ausbauen und als Ersatzteil zu bestellen versuchen. Trotz mail-Austausch mit Abbildungen und Foto einsenden meinerseits, komme ich leider nicht weiter …
Ich muss die Absage der 'Guatemala-Gruppenreise' zur Kenntnis nehmen; Ich muss an der Badezimmertür die Scharniere reparieren - mit Freunden, Kollegen, Familie telefonieren. Ich besuche Mum für drei Stunden, kaufe neue Trekkingsandalen - die alten hielten 7 aktive Jahre - und kaufe Reiseführer. Ich muss Rechnungen bezahlen und den Renovierungsstand der neuen Sohnemann-Wohnung bewundern … - ruckzuck sind drei Tage vorbei !


Mit dem FlixBus fahre ich nach Siegen - zwei Stunden Zeit den 'Karibik-Reiseführer' zu studieren. Der 'Skipper '  holt mich ab und ich lerne die Segelmannschaft näher kennen und erfahre Konkreteres über die Reiseroute. Um 4.00 h mit ihm zurückfahren, der vom Frankfurter Flughafen schon mal durchstartet nach Martinique, um das Boot startklar zu machen.


Zwei halbe Tage lang klicke ich Australien-Fotos durch und optimiere sie: Rund 3300 an der Zahl ; )
Ich schneide im Garten Büsche zurück - mähe den Rasen - führe erneut Telefonate und checke mails: Noch immer keine Guatemala-Option … - Rucksackinhalt neu vorbereiten - den fetten China-Reiseführer mit einem 'cutter' minimieren' (nur 300 von 900 Seiten werden eingepackt - so passt noch 'Karibik' und 'Guatemala' ins Gepäck) …. - die Zeit rast - ich treffe Uli in Limburg, der vermutlich im Januar auf den Phillippinen zu mir stoßen wird - wie schön einen Reisepartner in Aussicht zu haben.



Der Brunnen im Garten muss gesäubert und Winterfest gemacht werden - Außenwasserhahn still legen (Frostgefahr !) - Rucksack neu packen: Schlafsack und Schlafmatte bleiben zu Hause; dafür müssen 5 Reiseführer mit (die zusammen 2,2 kg wiegen !) Auch Taucherbrille und Schnorchel müssen mit ! Werde ich es schaffen nur 10 kg mitzunehmen ?












Die Guatemala-Option entfällt; ich werde selbst organisiert reisen ...

... Geld abheben, Absprachen mit Nachbarin und Sohnemann treffen - der Countdown läuft:
Am Abend des 23.10. werde ich meinen Condor-Flieger in die Dominikanische Republik besteigen, wo ich 15 Stunden Zeit zum Umsteigen haben werde, bevor mich 'Air Antilles' nach Martinique bringen wird - raus aus dem nahenden Wintergrau in die bunte Welt der Karibik !


Es kann kein Zufall sein, dass das Boot 'Nutze den Tag' heißt - 15 x 4,5 Meter, die für drei Wochen mein schaukelnder Wohnort sein werden - ich werde die Tage nutzen ; )








 Als auch der letzte Kram erledigt ist, erfahre ich beim Kaffee von der Nachbarin, dass heute die Van Gogh Ausstellung im Frankfurter Städel anläuft und schon im Februar endet … - also nichts wie hin; das Wetter ist ohnehin kalt und grau.
Zwei Stunden bummele ich durch die Ausstellung, die gut besucht ist - und alle knipsen eifrig, erlaubt !
Anbei ein paar Fotos … - eines ist nicht von Van Gogh - welches wohl ?!

Mittwoch, 16. Oktober 2019

Auf Regen folgt Sonnenschein: Endspurt Tokyo und Rückblick

Am nächsten Morgen ist der Himmel magisch blau, die Sonne scheint - Zeit endlich den 'Senjioi'- Tempel in Asakusa anzuschauen. Ich fülle die Fotospeicherkarte mit den letzten Fotos, packe die Kamera weg und beschließe nun keine mehr zu machen.







Gegen 10.00 h habe ich erneut das Hostel gewechselt. Vom Pumpkey ist es nicht weit zum Shinjuku Gyoen Park. Mit einem Buch mache ich mich auf den Weg, doch trotz besten Wetters ist der Park wegen des 'Taifuns' geschlossen, wie auch die Läden noch immer viele leere Regale aufweisen.
Die supersicheren Japaner gehen auch mit den Zügen auf Nummer sicher - viele Metrolines fahren noch nicht. Mit der Yamanoteline kam ich immerhin problemlos nach Shinjuku.

















Ich setze mich also zum Lesen auf eine Bank, als ich plötzlich angesprochen werde, ob er ein Foto von mir machen könne. Es ist jedoch kein Japaner … - Jörgen ist aus Schweden und arbeitet hier in Tokyo seit drei Jahren - seine große Familie wartet in Schweden auf ihn - hier sucht er dem schwedischen Hamsterrad zu entfliehen …










Da wir schnell gut ins Gespräch kommen verbringen wir den Tag gemeinsam im Nationalmuseum und in Ueno, bevor ich kurz vor Sonnenuntergang den Blick von seinem Appartement aus bewundern darf. Bei einem guten Rotwein verplaudern wir den Abend - dann gehe ich zurück ins 'Pumpkey' - morgen ist Abreisetag.





Als ich morgens feststelle, dass mein Flug erst spät abends geht und da ich weiß, dass heute der Feiertag der 'Gesundheit und des Sports' in Japan ist, maile ich Jörgen nochmal an, um den Parkspaziergang nachzuholen, denn auch er wollte ursprünglich zum Park gestern ...






So verbringen wir einen weiteren Plaudertag im Café - denn unverständlicherweise regnet es wieder - mit Regenschirm im Park und bei Süßkartoffel und Köttbullar in seinem Appartement.
Erst gegen 17.00 h werde ich plötzlich nervös: Muss ich die Flüge checken - 00.40 h Abflug am 15.10. oder habe ich mich etwa im Tag vertan ?



Also gehen wir zurück ins Hostel - die Sachen sind press gepackt und anschließend begleitet mich Jörgen noch zur Shinjuku Station ...- dann heißt es good bye Jörgen - good bye Tokyo !
Mit Yamanote- und Kejikoline gelange ich zum Haneda-Airport und brauche unglaubliche eineinhalb Stunden in der Warteschlange nur um mein Gepäck aufzugeben. Das Mädel am Schalter benötigt alleine für mich 10 Minuten Zeit, um mir zwei Boardingcards auszustellen - ganz unjapanisch uneffektiv !



Tja, was hat mir in Japan gefallen, was hat mir nicht gefallen ?

Die einzelnen Begegnungen mit Menschen waren, wie fast überall beim Reisen, positiv: Nahomi, die 'Sorry'-Lady, Jörgen und viele hilfsbereite Menschen auf der Straße, wenn ich 'lost' war, waren immer ausdauernd bemüht mir zu helfen. Dennoch wirken viele kühl und distanziert; jedenfalls weniger herzlich, als in Südostasien.
Kyoto und Takayama-Festival waren interessant und schön anzuschauen.




Wunderschön sind auch die kunsthandwerklichen Origami-Kleinode und die hübschen Dekorationen
überall.




Was ich nicht mochte war das kalte, zombiehafte Verhalten der anonymen Menschenmassen um mich herum und das ewige Suchen nach Infos, weil sehr vieles nur auf Japanisch geschrieben ist oder die Straßen weder Namen noch Hausnummern aufweisen.
Das einheitliche Grau, Beige, Schmutzigweiß der Häuser, die gesichtslosen Hochhausblocks in den Städten, die schnatternden Schirmchen schwingenden Großgruppen japanischer Touristen, die sint-flutartig die Tempel überschwemmen. Der ewig hochpiepsige Mickymaus-Singsang:
'Ko-ni-chi-wa' - 'Ari-ga-to-sai-maas' … ist auf Dauer anstrengend anzuhören - die ununterbrochen stattfindenden Verbeugungen wirken marionettenhaft, hölzern, aufgesetzt ...



Was ich faszinierend und abstoßend zugleich empfand waren die genial effektiven winzigen Räume mit Funktionalität, sowie die Überreguliertheit in allen öffentlichen Bereichen; also Schlangestehen in organisierter Präzission - noch beim Geldrücktausch am Flughafen wurde ich aufgeklärt, ich habe genau an der blauen Linie am blauen Fußabdruck zu stehen, wenn ich bedient werden wolle - egal ob an Schaltern, Bahnhöfen oder Restaurants.

Selbst für die Benutzung der Hightech-Toiletten gibt es genaue Anweisungen, wie frau zu sitzen, Papier zu verwenden und extra Toilettenschlappen zu benutzen habe … - und was ich wirklich hasste, waren erhitzte Toilettensitze … - ok, ok - jedenfalls insgesamt ist Japan eine spannende Erfahrung.





Die schönen Landschaften sollte frau sich allerdings mit einem Mietauto erschließen und eher im Norden suchen, denn der Shinkansen ist nur eine Lösung von Großstadt zu Großstadt und eben
teuer !
Insgesamt ist die Vielzahl an Transportmöglichkeiten verwirrend, da es je nach Anbieter auch unterschiedliche Preise gibt Zum Haneda Airport fahren Metros für 500 Yen oder ein Shuttlebus für 1270 Yen - die Busfahrt von Takayama nach Tokyo über Kawaguchiko (Fuji) kostete mich gerade mal 6.800 Yen, während die Zugfahrt 17.00 Yen gekostet hätte, nur ca. 1 Stunde schneller gewesen wäre und den Fuji gar nicht erreicht hätte.



Das Essen ist nicht teurer als in Deutschland, sofern frau sich nur bei '7eleven' oder 'FamilyMart' ernährt: Reisdreiecke im Algenblatt, Reis-/Gemüsegerichte mit einem Hauch von Fleisch, Nudelgerichte, Sushi in Plastikpackung - alles erschwinglich und Abfallintensiv !
Im Restaurant essen war ich sehr selten, denn erstens ist es alleine reizlos und zweitens ist es teuer, weil genau das Ambiente bezahlt wird, während die Gerichte nur in der Qualität, aber nicht in der Auswahl differieren. Gemütlichkeit in Restaurants habe ich nicht gesehen; es ist auch hier eher ein schnelles, steriles Geschäft !


Überhaupt ist der Hygienewahn der Japaner lächerlich bis bedenklich, denn vermutlich bedingt der Versuch der 100%igen Bazillenvermeidung erst die Krankheitsanfälligkeit …. - aber das soll hier nicht weiter erörtert werden
Japan verabschiedet sich am Flughafen von mir passend, aber wenig nachhaltig mit einer Plastikbotschaft, die nicht weiter kommentiert werden muss ; )




Da schmeckt doch das 'Tiger-Beer' aus dem mitgebrachten Metallbecher gleich nochmal so gut und spart, wie bei jedem meiner Flüge, Plastikbecher ; )




Als ich im Flieger sitze, lese ich verwundert in der 'Frankfurter Allgemeinen', dass der Taifun 'Hagibis' 33 Tote und 150 Verletzte gefordert und die Shinkansen-Abstellgleise in Nagano überschwemmt hat.
So gesehen hatte ich doch Glück den Sturm ruhig im 'Hotel 3000 Honten' in Asakusa aussitzen zu können. Auch hinterher hat frau in Tokyo nichts über die Schäden erfahren - erstaunlich !

Samstag, 12. Oktober 2019

Tokyo-Taifun: Wenn der Regen niederbraust ...

Am Fuji in den Regen starrend fällt mir 'Der fliegende Robert' aus der Struwwelpeter-Kantate ein:
 
   Wenn der Regen niederbraust
   und der Sturm das Feld durchsaust
   bleiben Mädchen oder Buben
   hübsch daheim in ihren Stuben !



War die Regenlage in 'K's Fuji View Hostel' noch entspannt, höre ich in der Lounge immer mehr Leute von gecancelten Flügen, nicht fahrenden Shinkansen und üblen Vorhersagen für den nächsten Tag reden ...
Erst um 17.30 h komme ich auf die Idee mich nach meinem morgigen Bus zu erkundigen und erfahre: Die letzten Busse fahren heute bis 20.00 h - für Morgen alle gestrichen - uhiii !
Schnell entschlossen erkundige ich mich nach Umbuchungsmöglichkeiten, denn im Pumpkey-Hostel in Tokyo wartet ein Teil meines Gepäcks auf mich, das ich anfangs zurückgelassen hatte, um wieder etwas mobiler zu sein.
Im Hostel ist man sehr hilfsbereit: Eine Buchung in einem 'K's Oasis'- Hostel sei kein Problem und würde als 'refund' der zweiten nicht erbrachten, aber bereits bezahlten Übernachtung anrechenbar sein, weil es die gleiche Hostelkette ist..




   Robert aber dachte: Nein !
   das muss draußen herrlich sein
   und im Regen patschet er
   mit dem Regenschirm umher !

Bei nur leichtem Regen starte ich durch zum 20minütigen Fußmarsch zum Busbahnhof, kann direkt ein anderes Bus-Ticket erhalten und sitze 5 Minuten später im 18.40 h startenden Bus nach Tokyo, wo ich um 20.30 h eintreffe.
Ankunft in 'Shinjuku-Station' - Infopoint - 3x umsteigen - eine volle Stunde brauche ich bis 'Asakusa-Station'; eine weitere halbe bis ich das Hostel finde, wo ich sehr nett begrüßt werde, um 22.30 h ins Bett falle und dennoch sehr schlecht schlafe, denn wenn die Metro auch nicht fährt, wie soll ich zum gebuchten 'Pumpkey-Hostel' kommen ? Überhaupt ist es idiotisch, denn am Tag darauf habe ich wieder in Asakusa eine Vorbuchung.

   Hui, wie pfeift der Sturm und keucht,
   dass der Baum sich niederbeugt,
   seht den Schirm erfasst der Wind
   und der Robert fliegt geschwind ...





Am nächsten Morgen ist ein besonders nettes Mädel an der Rezeption: Bei einem Kaffee erkläre ich das Problem und sie telefoniert mit dem Manager; Ergebnis: Höhere Gewalt - Übernachtungspreis gleichwertig, ich brauche nichts zu zahlen - super !
Dann darf ich zwei Mal telefonieren: Zuerst mit dem 'Pumpkey' - ja, ich kann einen Tag später kommen; dann mit dem 'Hotel 3000 Honten' in Asakusa - ja, ich kann einen Tag früher kommen.

   … durch die Luft so hoch, so weit,
   niemand hört ihn, wenn er schreit.
   An die Wolken stößt er schon
   und der Hut fliegt auch davon !




Um 9.30 h verabschiede ich mich herzlich im 'K's Oasis' und laufe mit einem Hostelschirm -
'take it, don't worry, we have enough … ' - in zehn Minuten durch heftigen Regen vorüber an geschlossenen Läden zum 'Hotel 3000 Honten im gleichen Stadtteil. Einchecken, zahlen; die Räume sind voller Gepäck und Gestrandeter - das TV-Gerät plärrt japanische Soaps und vier Spanier geben sich die Kante..
Das Zimmer ist ein schmales Loch mit dreistöckigen Bett-Bretterverschlägen, die erst ab 15.00 h beziehbar sind. Nach eineinhalb Lesestunden schnappe ich mir den Schirm und gehe auf der Suche nach etwas Essbarem hinaus in den Regen.




   Schirm und Robert fliegen dort
   durch die Wolken immerfort
   und der Hut fliegt weit voran
   stößt zuletzt am Himmel an ...

Ich finde eine überdachte Ladenpassage mit einigen wenigen geöffneten Geschäften; ich kann es kaum fassen, denn im 'Family Mart' sind die Brot- und Fertiggericht-Regale leergefegt !
Nudelsuppe, Kekse und Bier gibt es immer noch ; )
Auch McDonalds hat zu und an einem Sushi-Restaurant wird angestanden … - es bläst ein böiger Wind und es schüttet wie aus Kübeln !
Um 13.30 h bin ich zurück, esse etwas, lese weiter und kann um 15.00 h endlich aufs Zimmer.

   … wo der Wind sie hingetragen
   ja, das weiß kein Mensch zu sagen,
   ja, das weiß kein Mensch … -  zu sagen !!!

Draußen heult der Wind … - in meinem 200 x 60 x 70 cm Kästchen habe ich wenigstens Ruhe, Strom, Leselampe und sogar

Fensterblick - was braucht frau mehr während eines Sturms ?
Morgen soll das Schlimmste vorüber sein - hoffentlich !