Samstag, 5. Oktober 2019

Mit dem Zug durch Japan: Nagano/Obuse - Nikko - Yokohama

Schnell - in nur eineinhalb Stunden bin ich in Nagano. Die Berge rechts im Innland sehen schön aus, sind aber weit weg. Eine einstündige Busfahrt kostet 1400 Yen oneway - das lohnt wirklich nicht.
Am Bahnhof springt mir ein Hokusai-Plakat ins Auge: Eine Ausstellung in 'Obuse' zeigt Werke Hokusais … - flott entschlossen nehme ich ein Hin-/Rückticket; immerhin auch 1300 Yen und bin erstaunt, wie viele Japaner sich hier im Örtchen einfinden.




Nicht nur zur Ausstellung, sondern auch zum Shoppen, denn das ländliche Obuse bietet 'Monsteräpfel' , Trauben und Maronen - geröstet, als Mus oder auch als Eis.





















Die Ausstellung in drei Räumen ist interessant, aber leider schwach ausgeleuchtet und die Formate sind din A5 bis din A4 klein - ohne Lesebrille geht da nichts mehr - fotografieren verboten !
Ich mache ein paar Fotos beim Infofilm über Hokusai und bin erstaunt zu erfahren, dass er im
19. Jahrhundert bereits Mangas zeichnete und dies überhaupt eine alte Kunst ist.






Zurück in Nagano ist das Hostel am Bahnhof ein solches Negativerlebnis, dass ich spontan um 15.30 Uhr um Storno bitte und zum Bahnhof marschiere, um den nächsten Zug über Umiya nach Nikko zu nehmen, wo ich abends um 19.00 Uhr eintreffe.







Es ist kühl, dunkel; ich habe keine Buchung und finde keine 200 m die Straße entlang liegend das 'Sumico'-Guesthouse, das heimelig, sauber und mit netten 'Mädels' besetzt ist.
Noch am selben Abend erzählt mir eine junge Polin all ihre schlimmen Männererfahrungen und dass sie die letzten 6 Jahre in Korea gelebt hat.




Als ich am nächsten Morgen ein Zwei-Tages-Busticket für die Region erwerben will (wieder 2600 Yen extra - JR zählt hier nicht !), sehe ich, dass für die nächsten 48 Stunden Regen angesagt ist ...







Ich nehme das kleine 2-Tagesticket (innerstädtisch bis zum Wasserfall) und sitze um 8.45 h im Bus zum 'Kirifuri-no-taki'.
Dort ist die Enttäuschung erstmal groß: 270 m 'wandern' bis zum 'Viewpoint' - der Wasserfall ca. 1,5 km Luftlinie im Wald liegend - kein Weg führt dort hin!



Doch dann treffe ich Nahomi !!!
Sie ist 61 Jahre jung, fit wie ein Turnschuh - ca. 1,50 m klein mit geschätzten 45 kg Lebendgewicht, Wanderschuhen, Rucksack, Stock und GPS ausgerüstet.
Um 4.30 h war sie in Tokyo mit dem Zug gestartet und möchte nun eine 5-Stunden-Wanderung über 'a small mountain' bis nach 'Imaichi'-Station wandern. Sie hat nichts dagegen, dass ich mich anschließe und wir können uns zu 80 % mit Englisch, das sie sich selbst beigebracht hat, recht gut unterhalten.
Sie erzählt, sie wandere 100 Tage im Jahr und habe auch schon einen Bären getroffen - prompt sehe ich einen Tatzenabdruck im Laub - der Bär bleibt aus ; )




Ausdauernd geht es zunächst einen kaum sichtbaren Pfad steil bergab und dann einen Fluss entlang - immer wieder Holzschilder mit japanischen Schriftzeichen - ich lerne das 'Kanji' für 'Berg' - oft verliert sich der Pfad, wir laufen nach GPS querfeldein eine steile Böschung rauf und finden ihn wieder. Wie immer bin ich mit Trekkingsandalen unterwegs - das Wetter hält, wenn es auch wolkig ist und nach gefühlt drei verschiedenen Gipfeln - ich komme mir vor wie Hokusai, der mit 80 Jahren 240 km zu Fuß von Edo nach Obuse lief - erreichen wir auf brückenhaft schmalem Bergrücken einen letzten Aussichtspunkt: Eine Stadt liegt unter uns.






Erst jetzt nehme ich das schlechte Wetter wahr - schwarze Wolken - diesige Sicht - noch fast 45 Minuten brauchen wir bis zur 'Station', die wir bei den ersten Tropfen erreichen.
Tolle Wanderung - ca. 13 km - hat echt Spaß gemacht ; )



Nachdem ich mich von Nahomi verabschiedet und mich bei ihr bedankt  habe - 'Arigato !' - die mailadressen sind ausgetauscht, stelle ich fest: Dies ist eine 'Tobuline'-Station - seufz !
Bis zur JR-Station sind es nochmal 15 Minuten zu Fuß im Nieselregen.
Ziemlich müde falle ich gegen 15.30 h im Hostel aufs Bett und nicke ein.



Abends geht es aber nochmal mit Dorota (Polen) und Laura (Belgien) zum 'Moonlight-Flower-Festival' drei Orte weiter. Das heißt wieder Extra-Fahrtkosten, denn auch hier fährt nur die 'Tobuline'.
Als wir versehentlich zu früh aussteigen, müssen wir 30 Minuten auf einen Bus warten und als wir nach 20.00 h endlich eintreffen, beginnt es diesmal deutlich heftiger zu regnen und die Show ist fast vorbei.







Zwei Dutzend Leute maximal laufen mit Schirmen übers Gelände. Das passt zum Thema, denn es sind Papierschirme und bunte Lampions arrangiert. Eine Querflötistin spielt wunderschön gegen den Regen an und das kleine Publikum applaudiert eifrig.
























Erst um 23.00 h kommen wir ins Bett, aber der heftige Dauerregen animiert ohnehin zum Ausschlafen.
Noch um 10.00 h am nächsten Morgen schüttet es - die Berge sind nicht zu sehen. Ich unterziehe mich dem Pflichtprogramm: Tempel-Sightseeing !











Mit dem Stadtbus fahre ich in 10 Minuten in den Tempelbezirk und - oh, Wunder - der Regen lässt nach und hört bald ganz auf. Das Mausoleum mit einem zweiten Tempel schaue ich per Kombiticket an - am Haupttempel ist es derart gedrängt voll - allein vier Schulklassen zähle ich - dass ich auf die Uhr schauend kehrt mache und zur Brücke zurücklaufe, von wo ich wieder den Stadtbus nehmen kann. Insgesamt bin ich nun doch etwas tempelmüde geworden und ich möchte nicht zu spät in Yokohama ankommen.














Um 12.30 h checke ich aus und bin um kurz nach 13.00 h auf dem Weg nach Yokohama, das ich nach dreimaligem Umsteigen drei Stunden später reibungslos erreiche.




Hier ist es warm - die Sonne scheint; ich mache sofort nach Abgabe des Rucksacks im Kapsel-Guesthouse in 'Chinatown' einen herrlichen zweistündigen Hafenbummel und genieße bei Reispäckchen-Picknick und Bier die Abendstimmung am Pier.















 Die wunderbar erleuchtete Skyline betrachtend klingt der Abend aus. Städte am Wasser sind immer wieder faszinierend !



Morgen geht es weiter nach Takayama und Shirakawago zum Herbstfestival.

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