Montag, 16. Dezember 2013

Ein Alien unterwegs: Zugfahrt nach Ratchaburi - Busfahrt nach Amphawa

Im Schneckentempo laut ratternd und rüttelnd verlässt der Zug den Bahnhof mit 12 Minuten Verspätung. Die erste Stunde zuckelt er mit vielleicht 40 km/h und hält mehr als er fährt - dann gibt er endlich Gas und lässt die Vorstädte Bangkoks hinter sich.


Grüne Reisfelder und Obstplantagen sausen draußen vorbei, während drinnen die Essens- und Getränkeverkäufer im Seitgalopp durch den engen Gang quetschen. Ich erstehe ein Reisgericht - Ananas zum Nachtisch - nach zweieinhalb Stunden soll ich eigentlich ankommen, aber der Zug braucht über drei Stunden bis Ratchaburi. Laut quietschend kommt er zum Stehen und ich stehe etwas hilflos am Bahnsteig; denn das Zentrum liegt einen Kilometer hinter mir.



Da spricht mich ein alter Schwede - kein Witz -  an, der hier vor 15 Jahren eingeheiratet hat - nach kurzem Smalltalk setzt er mich mit seinem Auto vorm Hotel Numsin im Zentrum ab und wünscht mir gute Reise.
Das Hotel ist ruhig, kühl, günstig, mit TV und Dusche im Zimmer - was will Frau mehr ; ) Abends geht noch ein kurzer Erkundungsgang - Fahrradverkauf um die Ecke, 3700 Baht für ein ortsüblichs mit gepolstertem Sitz hinten anstatt Gepäckträger  - ein Chang-Bier bei '7eleven' - kein Mensch spricht Englisch hier - gut, dass es Hände und Füße gibt ; )
Selbst alle Schilder an Läden und Straßen sind nur auf Thai geschrieben. Beim Thai an der Ecke gibt es 'dinner' und dann erstmal Erholungsschlaf.

 Ratchaburi ist für seine riesengroßen irdenen Krüge bekannt. Am nächsten Morgen kurve ich also mit einem Motobike-Taxi durch den Ort zu einer Tonwaren-Fabrik. Den Preis kann der Mann auf Englisch nennen - sonst spricht er kein Wort. Mittels eines Fotos mit einem Tonkrug drauf mache ich ihm klar, wohin ich will.  Auf einem großen Gelände stehen wild in der Landschaft verstreut Hunderte riesiger bunter Gefäße - sehr fotogen. Ich darf übers Gelände laufen, aber nicht in die Fertigungsgebäude. 

 

 
Auf dem Rückweg sehe ich mir noch den 'Wat Mahatat' an und bummele anschließend über den Markt am Fluss. Eine sehr nette Marktfrau schenkt mir gebackene Bananenspießchen und auf dem Rückweg hole ich Auskünfte über einen Bus nach Amphawa zu den 'Floating Market' ein.





1. Versuch: Ein Zeitschriftenladen - ein junger Mann -  kein Englisch; ja ich denke er versteht mich, aber keine echte Antwort 'Amphawa, no Bus' - er weist nur zum Bahnhof, aber nach Amphawa fährt definitiv kein Zug.
2. Versuch: 7eleven - die Mädels strahlen, diskutieren das Gehörte auf Thai - lächeln noch immer - keine Antwort - 'thank you' - ich gehe, sie ignorieren mich.
3. Versuch: Der Fahrradladen:  ein junges Mädel - etwas Englisch - 'nine o'clock at corner' - sie weist in die Richtung zum Bahnhof und fährt mich dann mit ihrem Motobike rechts um die Ecke zu einer Stelle, wo ein Thai-Schrift-Schild steht - 'thank you very much - kap un kaa '.
4. Versuch: Hotelrezeption: eine Lady - etwas Englisch - 'Ask at the bridge - seven o'clock' - sie weist zur Brücke  - 'to the left'.
Solchermßen reichhaltig informiert nehme ich einen Kaffee gegenüber, finde einen Copyshop, der WiFi hat, halte Siesta im Hotel und versuche es nachmittags aufs Neue.
5. Versuch: Copy-Shop, wo ich zwei Stunden 'free-WiFi' nutze - der Mann um 40 spricht etwas Englisch - 'corner left' - er macht mir eine Zeichnung - das Kreuz ist links, aber auf der gegenüberliegenden Seite !  'Seven - thirty, for sure' fügt er an.
6. Versuch: Hotelrezeption:  ein junger Mann - etwas Englisch - 'six o'clock - turn left'.
7. Versuch: Tickettisch an der bezeichneten linken Straßenecke - eine Lady - 'Amphawa, yes - be here 6 o'clock'.

 
Ich beschließe einfach rechzeitig loszugehen und bummele abends noch ein wenig über einen Volksfestplatz, wo es eine aufblasbare Kletterwand und Hopsegurte für Kids gibt, sowie schmalzigen Thai-Gesang auf der Bühne für die Erwachsenen.
Das ganze ist so laut, dass ich auch im Hotelzimmer noch lange 'Unterhaltung' habe.



 













'Im Dschungel der Sprachlosigkeit' oder 'Busfahrt nach Amphawa' - Lustspiel in drei Akten


Akteure:

Lady 1  -  Lady 2 (spricht Englisch)   -   Thai (Englischlehrer)   -    eine Reisende   -   Busfahrer

1. Akt:

Die Reisende hat am Vortag verschiedene Informationen erhalten und möchte sicher gehen, den Bus nicht zu verpassen. Sie hat keine Ahnung, wo genau der Bus losfährt. Die Reisende weiß auch keine Uhrzeit. Sie betritt die Straße vorm Hotel um 5.50 h. Sie läuft vor zur Straßenkreuzung, biegt nach links ab und findet an einem kleinen Tickettisch an der Straße Lady 1 vor.

Reisende: Good morning - the bus to Amphawa - is it here ? What time it starts ?
Lady 1: Amphawa no - Bangkok, Kanchaburi ...
Reisende: Yesterday a lady told me a bus to Amphawa is going at 6.00 h from this place.
Lady 1: Amphawa no nau - seve, ei o'cock ...
Reisende: So when - at seven ? or at eight ?
Lady 1: No sae - wai here ...
Reisende: But I don't want to wait, if you don't know - is a bus coming here or in an other place ?
Lady 1: Late - no sae ...
Reisende: Ok, I leave the big Backpack here - ask somebody else and have a coffee - I come back soon.
Lady 1: We yu go ?

Die Reisende stellt den Rucksack auf den Stuhl neben dem Tisch.

Reisende: Ok ? I come back.
Lady 1: O kee, o keee

Reisende geht ab.

Vorhang.

2. Akt:

Die Reisende geht mit Handgepäck zurück - das Café auf der anderen Seite hat noch zu ... - ein Thai hinter ihr spricht sie an.

Thai (begeistert): Welcome in Thailand. Where do you come from ? Your first time in Thailand? 
Reisende (erfreut): I'm coming from Germany - it's not the first time ...
Thai: Oh, Germany - Frankfurt - I know.
Reisende: Oh really ? Yes, I am from Frankfurt - when have you been there ?
Thai: Oh, long time ago - guten Tag - sprecken deutsch schwer - I'm English teacher - you speak english very well, nice to meet you.
Reisende: Yes, nice to meet you - I want to go to Amphawa. You know when and where the bus is running ?
Thai: Oh, no problem - you can take any bus coming to Phaeng Bae Junction - there you can take bus to Amphawa.
Reisende: So there is no bus directly to Amphawa ?
Thai: No, but Phaeng Bae Junction easy to go ...
Reisende: Thank you, please, can you write down for me in thai and english ?

Die Reisende reicht dem Mann Papier und Stift. Er schreibt beide Namen in beiden Sprachen auf.

Thai: No problem, you can go.
Reisende: Thank you very much; it was nice to talk to you.
Thai: Enjoy your travel. Nice to meet you.

Er vrbeugt sich mit zusammengelegten Handflächen. Sie tut es ihm nach. Sie geht zurück zu ihrem Gepäck am Tickettisch.

Vorhang.

3. Akt:

Reisende: Hello, I'm back. So somebody told me I can go to Phaeng Bae Junction and take there the bus to Amphawa.

Sie zeigt Lady 1 den Zettel. Diese schaut verständnislos.

Lady 1: Yu go tu Phaeng Bae ?
Reisende: To Phaeng  Bae Junction to take a bus to Amphawa ...
Lady 1: O kee - sir tee baat - pee nau ... mini baa
Sie zückt den Ticketblock, reißt ein ticket ab und reicht es der Reisenden. Diese ist unsicher, zahlt aber.
Reisende: 30 Baht to Phaeng Bae or to Amphawa ?
Lady 1: No Amphawa - Phaeng Bae - yu sae - Phaeng Bae ...

Ein Minibus erscheint. Der Busfahrer spricht in Thai mit Lady 1 - zeigt drei Finger hoch - die Reisende schiebt genervt den Rucksack in den Bus. Sie versucht der Konversation zu folgen.

Reisende: What means three finger ?
Busfahrer: Three change bus ...
Reisende: Change bus three times ? No, I will not do ...

Die Reisende nimmt den Rucksack aus dem Bus. Der Fahrer fährt weiter. Lady 1 holt Hilfe. Eine zweite Lady erscheint.

Reisende: Please, the thirty Baht back.

Lady 1 gibt ihr zerknirscht das Geld zurück.

Lady 2:  Where do you want to go - I speak english.
Reisende: How nice. I want to go to Amphawa - there must be a bus to Amphawa. What time is it ?
Lady 2: Oh, Amphawa, not many go there - no bus on saturday and sunday, you know, not today, not tommorrow ...
Reisende ((entnervt): What ? No bus saturday and sunday - that's impossible - since 24 hours I ask everybody about this bus - everybody tells me something else ... - and now you want to tell me there is no bus on weekend ?

Gegenüber fährt ein kleiner blauer Bus vorbei und hält kurz.

Lady 1: Bus Amphawa - Bus Amphawa !

Sie zeigt auf den Bus, der gerade weiterfährt.

Reisende: What ? This Bus ... and it has gone now ?
Lady 2: No, don't worry, this is the bus to Amphawa, it makes U-turn - it stopps across that road on the right side... - Motobike can bring you ...

Reisende läuft zur Kreuzung - dreht sich nicht mehr um ...

Reisende (im Weggehen): Thanks a lot, I can walk that far ...

Die Reisende läuft zur Stelle, die ihr das Mädel aus dem Fahrradladen gestern gezeigt hatte; an der Kreuzung rechts. Der Bus kommt - sie winkt - der Bus hält.

Reisende:: Amphawa - is this the bus to Amphawa ?
Busfahrer: Amphawa, yes.


Der Busfahrer nickt - sie steigt ein - neben einem jungen Mann ist sie der einzige Fahrgast. Erschöpft sortiert sie ihr Gepäck und lässt sich in den Sitz fallen. Es ist 6.50 h. Um 7.00 h fährt der Bus los - nach Amphawa.

Vorhang.
Tosender Applaus !

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen