Freitag, 13. Dezember 2013

Auf den Boiyoke-Tower und in den Behördendschungel Bangkoks

Der Flieger nach Bangkok hebt fast pünktlich ab - mein Fensterplatz ist, wie üblich überm Flügel, der Mittelsitz bleibt leer und wer sitzt am Flur ? Toshiro, der nette 60jährige Japaner, der in der Tasmanientour mitgereist ist. Wir verplaudern den halben Flug, halten zwischendrin Nickerchen und landen mit 4 Stunden Zeitverschiebung abends gegen18.00 h (in Sydney wäre es 22.00 h) in Bangkok - während Toshiro auf seinen Anschlussflug nach Chiang Mai warten muss, suche ich nach dem Trainlink in die City.








 



Auf den Straßen ist die Hölle los - vier-, sechs-, achtspuriger Stauverkehr ... - Quamrul war zwei Tage hier, hat wegen den Demos und daraus folgenden Verkehrsstaus seinen Flieger verpasst und muss nun weitere 2 Nächte bleiben bis zum nächsten Flug.



Freundlicherweise spuckt der ATM-Automat sofort Geld aus und am Citylink wartend überlege ich bereits, wie ich zur Khao San Road komme, als mir ein langer Blonder in der Warteschlange auffällt. 'Do you go to Khao San Road ? ' - frage ich. 'No' - ist die knappe Antwort. 'I'm going to Khao San' - ertönt es hinter mir ... - und so lerne ich Quamrul, einen jungen Fotografen aus Bangladesh kennen. Wir plaudern im Zug und wollen von der Endstation aus ein Taxi teilen.



Wie sich später erweist komme ich genau in den allerdicksten Trubel: Die komplette Altstadt ist an verkehrstechnischen Knotenpunkten von Streikenden systematisch abgeriegelt. Hupen - Trillerpfeifen - orangebewestete Motobike-Taxidriver überall, die einzelne Fußgänger durch die Sperren schleusen - aber zu zweit mit Gepäck nicht machbar !
Die ersten Taxis wollen deshalb horrende Aufschläge, obwohl die Strecke nur ca- 3 km beträgt und geradeaus in wenigen Minuten zu fahren wäre. Als wir endlich einen Fahrer erwischen, der es für die üblichen 150 Baht machen will, sind wir noch voller Hoffnung.
Nach anderthalb Stunden Bogen- und Schleifenfahrt im Stopp and Go-Verkehr lässt die Hoffnung nach. Der Taxifahrer, der weder Englisch spricht, noch sonst sehr helle ist, würde vermutlich die ganze Nacht so weiter fahren - wir beschließen um halbacht uns in Sukhumvit absetzen zu lassen, was Anschluss an den Skytrain hat, so dass auf diese Weise 'Bewegung ' möglich ist. Der Taxifahrer ist trotz allem mit 150 Baht zufrieden.



Die 'günstigen' Hotels, die Quamrul dort kennt liegen im arabischen Rotlichtviertel. Auf unserer Hotelsuche zu Fuß - längst haben wir beschlossen zur Kostenersparnis ein Zimmer zu teilen - stehen 'Damen' am Straßenrand und ein Pakistani, den wir nach einem Hotel fragen, bringt uns schließlich zum 'Bombay Inn', wo Araber und Afrikaner feixend in der Hotellobby unseren Einzug beäugen.
Das Zimmer ist mit AC, sauber, mit Klo und Dusche für 700 Baht (ca. 17,50 Euro) - was will frau mehr ; ) Wir gehen um die Ecke für 100 Baht etwas Essen (Reisgericht + Mangosaft) und gehen noch ein Stück die Straße rauf. Aber nach der dritten Ratte, die vor mir aus dem Gulli kommt, beschließe ich, dass es mir für heute reicht.
Ich mache auf dem Absatz kehrt - Quamrul begleitet mich ritterlich, zieht aber sofort nochmal los - und schlafe sofort ein - irgendwann nachts höre ich ihn dann neben mir leise schnarchen.



Am folgenden Tag geht nach dem gemeinsamen Frühstück bei 'Burgerking' erstmal jeder seiner Wege. Er möchte eine verlorene Fotolinse in einer Shoppingmall suchen - ich muss Ballast abwerfen: Das 4,5 kg - Paket kostet mich stolze 2500 Baht und ist dennoch nur die Hälfte dessen, was ich in Australien hätte zahlen üssen. Solchermaßen doppelt erleichtert verbummele ich den Tag im glitzernden Siamcenter, wo ich doch glatt Leonardo di Caprio treffe ; ) und den Straßen drumherum, esse die erste Straßenananas und versuche mich an Getöse und Smog zu gewöhnen.

 

Gegen 17.00 h treffe ich mich mit Quamrul am Baiyoke-Tower und wir genießen aus 300 Meter Höhe im 84. Stockwerk die Aussicht bei einem Drink. Die Fernsicht ist zwar smogbe-dingt gering, auch der 'sunset' leidet - aber das Lichtermeer bei Dunkelheit ist großartig !

 



Während ich nun eine Oilbodymassage genieße, geht Quamrul über den nächtlichen Straßenmarkt und holt mich dann wieder ab. Nach einem leckeren ruhigen Abendessen in der 'Foodmall' des Siamcenter kehren wir ins Hotel zurück. Wieder verdrückt er sich bis 2.00 Uhr nachts - vielleicht möchte er die Feixer in der Hotellobby ruhig stellen ; )



Ich schlafe nicht ganz so prächtig, denn die Zeitverschiebung macht sich bemerkbar - außerdem muss ich mich um das Indienvisa kümmern.
Am nächsten Morgen gehe ich ohne Frühstück um 8.00 h los, nehme den Skytrain für drei Stationen und laufe 15 Minuten bis zur 'India Embassy'. Dort steht vorm Portal ein kleiner alter Inder in Uniform, der mir ' No Visa' - einen Zettel in die Hand drückt, auf dem eine Wegbeschreibung für die neue Amtsstelle steht.
Also im Trab dorthin, denn ich will um 9.00 h die erste sein. 22. Stock - Security - 'no mobile - ok, you can go' - Info-Schalter: 'Yes, ma'm, Visa 6 to 8 days - you need this to bring' - und sie gibt mir einen Zettel mit einer ganzen Liste - u.a. muss ich eine Hotelreservierung in Indien haben - für März 2014 !



Auf der Rückfahrt beginne ich zu rechnen: Wenn ich hier aufs Visa warte bleiben von meinen 30 Tagen Thailand gerade mal 20 übrig; wie soll ich in der Zeit bis Krabi radeln ?
Überhaupt frage ich mich immer mehr, ob radeln eine gute Idee ist. In Krabi müsste ich dann zwecks Aufenthaltsverlängerung über die malaysische Grenze (280 km - 5 Stunden Fahrt) und wieder zurück. Dann hätte ich weitere 15 Tage Aufenthalt.
Dieses Problem hatte ich auch in der indischen Botschaft angesprochen und die Lady gab mir die Adresse der Thai Immigration. Also zurück zum Hotel - zahlen - von Quamrul verabschieden, der seinen Flieger heute erwischen will.




Dann im free WiFi des Hotels ein Airport nahes Hotel in Kalkutta für den 11. März buchen - mail-Bestätigung ausdrucken ? 'Sorry, printer not work ' - mit Gepäck zur Hua Lamphong Railway-Station - zu Fuß zum nahen F.F.Guesthouse - kleines Zimmer, steinharte Matratze - Klo und Dusche die Treppe rauf für 200 Baht - Gepäck abladen und los zur Immigration.


Dort bieten sie mir allen Ernstes einen verlängerten Aufenthalt von 7 Tagen für 1900 Baht an - allerdings nicht hier, nein, das Office dafür liegt wieder am anderen Ende der Stadt !
Ihr könnt mich mal - denke ich asiatisch lächelnd, während ich 'thank you' sage und mache mich leicht frustriert auf den Rückweg. Dieser verläuft im spitzen Winkel direkt zum Fluss.
Unterwegs trinke ich einen Kaffee und die nette Lady dort kopiert mir freundlicherweise meinen Pass, sowie die Flugausdrucke. Später finde ich ein Internetcafe, wo mir meine Hotelbestätigungsmail für das Hotel in Kalkutta ausgedruckt wird.

 

Als ich den Fluss erreiche, ist die Sonne bereits am Untergehen und ich bin hundemüde. Mein Stadtplan versagt hier und ich verlaufe mich hoffnungslos in den winzigen düsteren Gassen der Schrotthändler am Fluss. Ein netter Junge wird von seiner englisch sprechenden Mama beauftragt mich aus dem Gassengewühl zur Hauptstraße zu bringen. Zehn Minuten radelt er vor mir her und weist mir dann die Richtung.
Dankbar sehe ich kurz darauf die Lichter von Hua Lamphong Station und kreuze den Bahnhof unterirdisch, um wieder zu meinem Guesthouse zu finden.



 


Das Bett ist so hart, dass ich keine zweite Nacht bleiben möchte. Das erhöht meine Motivation ungemein: Es ist Donnerstag, der 12.12. 13.  Frühmorgens um 8.00 h nehme ich den  Skytrain nach Sukhumvit zur India Embassy.
Infoschalter: Alle Papiere da ; )   - 'Go to counter 4, please' - warten - 'Pay 350 Baht for pictures and form, please and go to table to the right, next door' - warten - 'Fill this form in english - the lady takes foto with you'  - Passbilder werden gemacht, zurück zum Tisch - 'Sign this paper here and here' - Unterschrift - 'Go to first counter, please' - Infoschalter: Die Lady prüft die neuen Papiere und das Foto, vervollständigt die mailadresse ... - 'Go to counter 4, please' - erneut warten - Pass nebst allen Papieren abgeben - 'Pay 2240 Baht for Visa, please' - 'Visacard possible ?' - 'No, cash, madam !'
Und so gehe ich wieder um einiges erleichtert und mit der Hoffnung, dass das Visum bis Freitag, den 20.12. fertig ist - denn über Wochenende und Weihnachten sieht es sicher  ganz schlecht aus !




Auf dem Rückweg besorge ich mir am Bahnhof ein Zugticket. Um 11.30 h bin ich zurück am Guesthouse - packe, zahle, gönne mir vorm Bahnhof noch eine Fußmassage und sitze um 13.00 Uhr im Zug nach Ratchaburi, ca. 150 km südwestlich von Bangkok.
     

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