Mittwoch, 15. Januar 2014

Zurück in die Gegenwart: Flashback in Ayutthaya



Allgegenwärtig: Dauerbeschallung
Der Schock ist zunächst groß: Nichts ist hier wie es war - das mühsam erlaufene 'Old Place'- Guesthouse ist nur noch 'old', mein Zimmer zu teuer und häßlich - die gemütliche Terrasse am Fluss noch vorhanden, aber dieser ständig von lauten Schleppkähnen befahren - 'unser' Balkonzimmer zum Fluss ist belegt; ich darf in einem fensterlosen mit kalter Dusche für runtergehandelte 350 Baht bleiben.

Buddha-App
Wat Phra Ram

Vorm Haus Verkehrsstaus ohne Ende - wenige kleine Tuk-Tuks; aber unzählige dicke Toyota-Schlitten und Motorräder PS starken Kalibers röhren am Markt entlang, dessen Gerüche bei immer schwächer werdender Faszination oft eher widerlich, als appetitanregend sind.
Bei einem 'Leo' am Fluss hadere ich mit meiner Entscheidung hergekommen zu sein - aber ich wollte die 'Schicksalsmauer' nochmal finden, die mein Knie endgültig ruiniert und eine so üble Kettenreaktion ausgelöst hatte.
Die Bekanntschaft eines Franzosen beschert mir zwei Stunden Radeln durch die Dunkelheit, nervtötende Konversation und nach der Rückgabe des Fahrrades auch noch 20 Minuten Fußmarsch, weil die Fähre nach einem Unfall abends nicht mehr fährt. In Ausnahmefällen ist Gesellschaft halt auch anstrengend ; )
Nach diesem Fruststart ziehe ich am nächsten Morgen erstmal aus.


'Good Luck'-Fahrrad





Das 'GoodLuck Guesthouse' ist genau das, was ich jetzt brauche: Die Lady verspricht mir ein Zimmer, falls um 12.00 h eines frei wird und verleiht mir ein Fahrrad für 40 Baht.
Zielstrebig radele ich los und finde sofort den alten Palast Tempel (ein nagelneu in den Hof gestellter weißer Buddhakopf harrt seiner Goldpapierbeklebung


- krächzende Lautsprecher vorm Tempel quäken in Thai Gebete oder was auch immer) und dahinter über eine Klong-Brücke radelnd den liegenden Buddha am Wat Lokayasutha (der Wat selbst ist lange schon zerstört, weshalb der Buddha im Freien liegt; heute allerdings ohne orangefarbene Tuchgewandung).

 




Auch die Elefanten traben noch immer mit ihren rotbedressten Mahouts die Straße entlang. Traumwandlerisch finde ich den Wat Phra Ram, ja, den musste frau kreuzen, um über die Mauer abkürzend zum nächstliegenden dahinter zu gelangen - einer mit hohem weißem Prang ... - aber dahinter ist keiner, haben sie den geklaut ?





Ich umradele den kompletten Komplex - unmöglich: Hier ist die Mauer viel zu niedrig und überall innen, wie außen auf gleicher Höhe. Wo ist der Tempel mit der innen brusthohen Mauer, die außen übermannshoch hinunterfiel ?
Ich erkenne den Wat Mahatat, den Wat Phra Sisanphet mit seinen drei weißen Chedis - meine Schicksalsmauer finde ich nicht ... - als ich gegen 12.00 h zurückkehre, hat die Lady leider kein Zimmer frei - kurzentschlossen ziehe ich um die Ecke im 'P.U.Inn Ubonpon' für 300 Baht ein, wo ich einen herrlichen Pool gegenüber mitbenutzen darf - genau das richtige um diese Uhrzeit.


Ich genieße zwei Stunden schwimmend und sonnenbadend am Pool, bevor ich nochmal losradele und mir nun die Südostseite vornehme. Ich radele am Hospital vorbei, das ich nicht wiedererkenne - ich radele die nun viel zu befahrene Straße entlang Richtung Wat Chattanaram, den ich beim Besuch sofort wiedererkenne ... - die Mauer finde ich auch auf dem Rückweg nicht - vielleicht ist es besser so - ich habe es wenigstens versucht !
Abends schwimme ich wieder und beginne mich mit dem 'neuen' Ayutthaya zu versöhnen.

Wat Chattanaram
 
Vielleicht sollte ich in zwanzig Jahren wiederkommen: Bis dahin gibt es sicher hübsch angelgte Radwege durch die Tempelanlagen - der Verkehr ist ausgesperrt und darf nur auf bestimmten Straßen außenrum fließen - der Müll wird nicht nur gesammelt, sondern ist stark dezimiert, weil Plastikbehälter verpönt und Plastitüten verboten sind.
Die Quäkelautsprecher sind dann abmontiert, weil 80 % der Thai unter frühzeitigen Gehörschäden litten und nach Stabilisierung der politischen Lage keine ständigen Volksansprachen mehr nötig sind. Der Buddhismus fließt in ruhigeren, unkommerzielleren Bahnen, denn echte innere Einkehr ist auch ohne frisch vergoldete Statuen und Statussymbole möglich. ... - und der Tourismus hat sich auf ein vernünftiges Maß reduziert, weil die Preise gestiegen sind und die Löhne in der westlichen Welt stagnieren.

Joggerpfad
... groß, bunt, zahlreich

Bis dahin aber grinse ich weiter den langbeinigen Europäern auf den kleinen Thai-Leihfahrrädern entgegen, während mich Thai mit Spiegelglassonnenbrille lachend auf Motorrädern und in dicken nagelneuen Toyotas sitzend, hupend überholen. Die sportlichen stellen ihr Motorrad am 200 Meter langen einzigen grünen Pfad im Park ab und joggen die 200 Meter hin und her bis die Sonne untergeht. Dann steigen sie wieder aufs Motorrad und knattern zum Nachtmarkt, wo sie sich im Stau mit den dicken Toyotas einreihen.

... am Nachtmarkt

Am nächsten Morgen treffe ich die weise Entscheidung den Lärm hinter mir zu lassen und einen Ausflug nach Ban Pa In, der königlichen Sommerresidenz zu unternehmen. Mit dem Neun-Uhr-Zug Richtung Bangkok fahre ich die 34 km für 3 Baht - in Worten DREI - in 12 Minuten und teile mir 30 Baht für die 2 km Tuk-Tuk-Fahrt zum Palast mit zwei Mädels aus den USA.





Drei Stunden spaziere ich nun für 100 Baht Eintritt durch wunderschöne Gartenanlagen zwischen Tempelchen, Pavillions, Sommerhäuschen, Wohnhäuschen von Prinzen und Prinzessinnen.

... Jugendstil in der 'Residential Hall'


Ich besteige den Aussichtsturm Chulalongkorns, bewundere den Sommerpalast im europäischen Jahrhundertwendestil und wandele über Dutzende kleiner Brücken, die die Wasserkanäle des Parks überspannen.
 



Aussichtsturm




In einem ertranken tragischerweise die Ehefrau und Tochter Mongkuts bei einem Bootsunfall: Palastangestellte sahen tatenlos dabei zu; denn es war ihnen nicht erlaubt weibliche Mitglieder der Königsfamilie zu berühren !


Chinesischer Tempel



Die Stille ist erfrischend - die rasensprengergeschwängerte Luft ebenfalls - da kann frau wieder sehen, wie angenehm ein Leben mit dem nötigen Kleingeld fürs selbst erschaffene Paradies sein kann, wenn der 'King' in die Tasche greift !


 
 


Wasserpavillion Aisawan Thippa-at von 1876


Gegen Mittag raste ich an der christlichen Kirche gegenüber des Geländes, die einen buddhistischen Altar birgt und zum Mönchskloster gehört, sowie von zahlreichen Buddhas im Garten flankiert wird.


 



Ein netter Schlipsträger nimmt mich an der Straße mit seinem Wagen mit zum Bahnhof, wo ich sofort den verspäteten 13.00 h-Zug erwische und den Rest des Tages in friedlicher Stimmung beim Bloggen und am Pool verweile ; )



Abends gehe ich ein Curry essen und treffe dabei Hanna, 29 J. aus Finnland, die wegen eines Hundebisses hier eine Woche verweilen musste ! Ich gebe ihr Tipps für die Reise in den Süden und die Taschenlampe des Fahrradverleihers in Prachuab mit: So kommt sie vielleicht doch noch wieder in seinen Besitz - ich hatte vergessen, sie ihm zurückzugeben !


Und noch ein Tag in Ayutthaya. Wieder leihe ich ein Fahrrad und radele zum Chandra Kassem Palast von Mongkut im 16. Jahrhundert nach vorheriger Zerstörung wieder rekonstruiert. Es sind recht einfache Gebäude, die heute als Museum genutzt werden.
Nicht alle Gebäude sind zugänglich - das interessanteste Stück neben einigen privaten Besitztümern und Buddhafiguren ist ein geschnitzter Bootsaufsatz.

Bootsaufsatz


 
Auch am dritten Tag durchradele ich anschließend wieder andere Stadtgebiete und finde etwas ruhigere Nebenstraßen und den Wat Phra Men, den ich vor fünf Jahren schon mit Krücken besuchte.
Auch hier Geldbäume, bunte Werbeschilder und große Touristenbusse. Die Mauer finde ich auch diesmal nicht.
Wat Phra Men




Den Nachmittag verbringe ich lesend am Pool und radele dann zum Abendessen, das fad und beliebig ist und dafür zu teuer, sodass ich am Nachtmarkt bei Vollmond noch einen Banana-Pancake verdrücke, bevor ich zurückradele.
Noch immer keine Päckchenmail - es ist wie in Neuseeland: Die Geduld geht mir langsam aus - hier habe ich längst alles gesehen - ich will endlich nach Laos !

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