Montag, 6. Januar 2014

Singende Drähte und renovierter Altstadt-Charme: Sylvester in Phuket-Town und Neujahr mit den Lady-Boys


Renovierte Altstadtfassade Phuket-Town

 Die halb leere moderne Fähre legt um 17.00 h in Phuket an.
Challange one: Wie komme ich zur Stadt ?  Challange two: Wie finde ich das 'Phuket Blue Hostel' ?
Einfach ein Taxi nehmen und durchfragen ? So mache ich es meistens - aber hier bin ich mal wieder Alien, denn aüßer mir will niemand nach Phuket-Town. Die Sammeltaxis oder Hotelabholerautos sind ruckzuck mit Gästen gefüllt, die nach Patong oder Kata Beach fahren - touristische Massenstrände für Pauschalbucher und Partygänger - da will ich nicht hin.
Die Lady am Info-Schalter ist ziemlich unfreundlich: No Taxi - eine Person ist kein Geschäft - ein 'Blue Hostel' kennt sie nicht, ich könne mir ein Motobiketaxi suchen. Also raus zur Straße hinter ein zierliches Männchen geklemmt, Backpack hinten, Handrucksack vorm Bauch, die Hände irgendwo am Hosenbund vor mir - 60 Baht ausgehandelt; aber das 'Blue Hostel' kennt auch er nicht.

Oldtown




Ich dirigiere ihn also erstmal in die Phang Nga Road; aber die ist lang - Nummer 125/7 ? Ich sehe GAR keine Hausnummern - schließlich lasse ich mich gefühlt im Zentrum absetzen, soweit ich den Stadtplan aus der Buchung im Kopf habe und suche zu Fuß. Viel fragen - 20 Minuten später lande ich in Schweiß gebadet im Hostel: Der Mann ist supernett, das Zimmer sauber, groß, hell mit AirCon - ich bin der einzige Gast - Spitze !
... und das Hostel kennt keiner, weil es erst seit drei Monaten geöffnet hat.

Innenansicht On On Hotel

Bei einem ersten abendlichen Altstadtbummel finde ich hübsche kleine, teils renovierte Kolonialstilhäuschen vor. Portugiesisches Erbe, das mehr und mehr wieder in Stand gesetzt wird. Das wunderschöne 'On On Hotel' erbaut 1920, das in den 80ern von Leonardo di Caprio bei den Dreharbeiten zu 'The Beach' bewohnt wurde, gefällt mir sofort.


 




Einziger Schönheitsfehler: Die hochgelegten Stromleitungen, die vor zehn Jahren im Achterstrang noch als urig durchgehen konnten, haben sich vervielfacht. Bündel von 20 schwarzen fetten Kabeln verschandeln die Häuserfassaden und lassen kaum zu, ein gutes Foto zu machen - ich lasse es sein. Steht frau unter den Drähten 'singen' sie tatsächlich in fortdauerndem elektrischem Prizzelton.


Tja, aber es ist der 31. 12. - Sylvester - wie feiern da die Thai ?
Ich laufe fast dreißig Minuten zum Volkspark. Auf dem Weg fragt mich ein hübsches Mädel mit Rucksack nach dem 'Backpacker Hostel' - ich zucke die Schultern und empfehle ihr das 'Blue Hostel' - so lerne ich Michelle aus Kanada kennen.

Clocktower
Happy New Year




















Im Park sind hübsche bunt angestrahlte Springbrunnen-Wasserspiele, aber vor allem Rummelplatz, Fressbuden, Lautsprechergetöse und unzählige Autos und Motobikes prägen das Bild. 'Fußgängerzone' oder 'Parkplatz' sind Fremdworte hier - jeder wie er mag und kann. Das Knattern der Motobikes ist allerdings gegen den Thai-Plärrer per Mikrophonanlage absolut harmlos - das I-Tüpfelchen ist die Bühne, wo Stereogeplärre musikalischer Art mit allem anderen konkurriert. Selbst an Hüpfburg und Trampolin für die Kleinen wird vollaufgedreht Techno-Musik gespielt: Gehörschaden made in Thailand!

 
Verschreckt, aber auch fasziniert gelingen mir ein paar Schnappschüsse in der Menge, aber trotz eingeschobener Ohrstöpsel beginnen gegen 22.30 h meine  Ohren zu klingeln - das halte ich keine weiteren 90 Minuten aus !

 


 


 Zurück im Hostel komme ich ins Zimmer und bin nicht mehr allein: Im Bett nebenan liegt Michelle und schläft bereits ; )
Wir verbringen die folgenden beiden Tage zusammen und bestehen so manches Abenteuer.



 

Ausschlafen bis 10.00 h -  Altstadtbummel - leckeres Frühstück - Fahrt zum chinesischen Tempel mit Blick ins Tal - Neujahresbuchung für eine Lady-Boy-Show .... - der nette Besitzer des Hostels erledigt nicht nur meine 'laundry'', sondern liefert uns auch persönlich um  18.00 h am Theater ab und verspricht uns nach der Show wieder abzuholen - unglaublich !

Chinese Tempel



 

 
 

Das Theater ist schön bunt - die Vorstellung auch: Ungefähr 12 junge Männer und doppelt so viele Lady-Boys ziehen eine Tanz- und Gesangsnummer nach der anderen ab.
Die Bühnendekoration ist wunderschön, die Kostüme absolut grandios - zwei fette 'Damen' geben die Lacheinlage ('It's raining Men') zwischendurch - von klassischen Pekingoper-Nummern über traditionelle Thaitänze, slawische Volkstänze, moderne Rock-/Popnummern bis Gangnam-Style ist alles vertreten ; )


Die 'Ladys' sind unterschiedlich 'echt' - meistens durchaus hübsch - die Bewegungen mehr oder weniger weiblich; aber insgesamt eine tolle Vorstellung - das einzig erstaunliche ist das Publikum: Sind wir auch hier wieder die einzigen Farang - sind wir auch oft alleine beim Applaus ! Am Ende fällt der Vorhang und ... - das war's ! Kein Applaus, keine Vorhänge, keine Zugaben - so etwas emotionsloses habe ich noch nie gesehen !
Stattdessen rennen alle raus zum Fotoshooting: Die Akteure stehen aufgereiht im Halbkreis und lassen sich ablichten - wer ein persönliches Foto mit ihnen will, drückt ihnen 100 Baht in die Hand - so sammeln die 'Damen' locker einen Tausender extra ein ! Wer weiß, wie hoch die Gage ist ? Andere Länder, andere Sitten - wir lassen uns nach Hause chauffieren und freuen uns über den gelungenen Abend ; )
















Der anschließende Strandtag verläuft zunächst äußerst entspannt: Früh morgens in einer Stunde Songthaew-Fahrt 40 Baht nach 'Nai Harn'- Beach, einem ruhigen, sauberen Familienstrand mit supertürkisklarem Wasser, locker gereihten Schirmen und Stühlen - keine Longtailboote oder Scooter - nur Sonne, Meer und feiner Sand !
Der Himmel ist blitzeblau, Sonne pur: Wir schwimmen, lesen im Schatten der einzigen Palme und genießen die Ruhe. Überall wird russisch gesprochen -  aha !

 

Gegen 13.30 h ist es so heiß, dass wir beschließen zurück zu fahren. Michelle braucht Planungszeit - ich möchte am frühen Abend mit dem Bus weiter nach Phang Nga.
Dummerweise halten wir ein kleineres blaues Sammelauto für das richtige Songthaew - der Fahrer hält uns zunächst hin - mit vier Leuten besetzt fährt er gegen 14.15 h los - mit max. 10 km/Std. - nach 20 Minuten Fahrt haben wir nicht einmal den nächsten Strand erreicht, geschweige denn Phuket-Town. Die Sache ist klar, der Typ möchte nicht halb leer fahren und braucht mehr Fahrgäste. Als ich ihn bitte schneller zu fahren, grinst er und will 400 Baht - ich wechsele einen Blick mit Michelle und wortlos steigen wir an der nächsten Ecke aus.


Die nächsten 20 Minuten laufen wir entlang der Straße und versuchen Autos anzuhalten - zwei Taxis bieten uns die Fahrt für 600 Baht an - unverschämt ! Aber der Sammelbus fährt vielleicht erst wieder abends ? Um kurz vor 15.00 h hält ein Pickup, der zwei Kühlschränke geladen hat - wie passend - wir dürfen nicht drinnen, aber daneben auf der Ladefläche sitzen und nachdem der nette Junge mit seinem Kumpel beide Schränke ausgeliefert und aufgestellt hat und wir noch ein bisschen im Stau gestanden haben, erreichen wir um 16.00 Uhr Phuket-Town hungrig und verschwitzt - Sawasdee, Jungs - schön, dass es das trotz Taxi-Ausbeutern noch gibt ; )


 



Die Info am Busbahnhof ist gut: Letzter Bus nach Phang Nga um 18.30 h - wir gehen nochmal zusammen essen und verabschieden uns dann. Danke, Michelle, wir hatten viel Spaß ! Als ich zum Busbahnhof laufe, ahne ich noch nicht, wie lange ich brauchen werde .... ! 
  

1 Kommentar:

  1. Selbst an Hüpfburg und Trampolin für die Kleinen wird vollaufgedreht Techno-Musik gespielt: Gehörschaden made in Thailand! Verschreckt ... technotrampolin.blogspot.de

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