Freitag, 13. Dezember 2013

Auf den Boiyoke-Tower und in den Behördendschungel Bangkoks

Der Flieger nach Bangkok hebt fast pünktlich ab - mein Fensterplatz ist, wie üblich überm Flügel, der Mittelsitz bleibt leer und wer sitzt am Flur ? Toshiro, der nette 60jährige Japaner, der in der Tasmanientour mitgereist ist. Wir verplaudern den halben Flug, halten zwischendrin Nickerchen und landen mit 4 Stunden Zeitverschiebung abends gegen18.00 h (in Sydney wäre es 22.00 h) in Bangkok - während Toshiro auf seinen Anschlussflug nach Chiang Mai warten muss, suche ich nach dem Trainlink in die City.








 



Auf den Straßen ist die Hölle los - vier-, sechs-, achtspuriger Stauverkehr ... - Quamrul war zwei Tage hier, hat wegen den Demos und daraus folgenden Verkehrsstaus seinen Flieger verpasst und muss nun weitere 2 Nächte bleiben bis zum nächsten Flug.



Freundlicherweise spuckt der ATM-Automat sofort Geld aus und am Citylink wartend überlege ich bereits, wie ich zur Khao San Road komme, als mir ein langer Blonder in der Warteschlange auffällt. 'Do you go to Khao San Road ? ' - frage ich. 'No' - ist die knappe Antwort. 'I'm going to Khao San' - ertönt es hinter mir ... - und so lerne ich Quamrul, einen jungen Fotografen aus Bangladesh kennen. Wir plaudern im Zug und wollen von der Endstation aus ein Taxi teilen.



Wie sich später erweist komme ich genau in den allerdicksten Trubel: Die komplette Altstadt ist an verkehrstechnischen Knotenpunkten von Streikenden systematisch abgeriegelt. Hupen - Trillerpfeifen - orangebewestete Motobike-Taxidriver überall, die einzelne Fußgänger durch die Sperren schleusen - aber zu zweit mit Gepäck nicht machbar !
Die ersten Taxis wollen deshalb horrende Aufschläge, obwohl die Strecke nur ca- 3 km beträgt und geradeaus in wenigen Minuten zu fahren wäre. Als wir endlich einen Fahrer erwischen, der es für die üblichen 150 Baht machen will, sind wir noch voller Hoffnung.
Nach anderthalb Stunden Bogen- und Schleifenfahrt im Stopp and Go-Verkehr lässt die Hoffnung nach. Der Taxifahrer, der weder Englisch spricht, noch sonst sehr helle ist, würde vermutlich die ganze Nacht so weiter fahren - wir beschließen um halbacht uns in Sukhumvit absetzen zu lassen, was Anschluss an den Skytrain hat, so dass auf diese Weise 'Bewegung ' möglich ist. Der Taxifahrer ist trotz allem mit 150 Baht zufrieden.



Die 'günstigen' Hotels, die Quamrul dort kennt liegen im arabischen Rotlichtviertel. Auf unserer Hotelsuche zu Fuß - längst haben wir beschlossen zur Kostenersparnis ein Zimmer zu teilen - stehen 'Damen' am Straßenrand und ein Pakistani, den wir nach einem Hotel fragen, bringt uns schließlich zum 'Bombay Inn', wo Araber und Afrikaner feixend in der Hotellobby unseren Einzug beäugen.
Das Zimmer ist mit AC, sauber, mit Klo und Dusche für 700 Baht (ca. 17,50 Euro) - was will frau mehr ; ) Wir gehen um die Ecke für 100 Baht etwas Essen (Reisgericht + Mangosaft) und gehen noch ein Stück die Straße rauf. Aber nach der dritten Ratte, die vor mir aus dem Gulli kommt, beschließe ich, dass es mir für heute reicht.
Ich mache auf dem Absatz kehrt - Quamrul begleitet mich ritterlich, zieht aber sofort nochmal los - und schlafe sofort ein - irgendwann nachts höre ich ihn dann neben mir leise schnarchen.



Am folgenden Tag geht nach dem gemeinsamen Frühstück bei 'Burgerking' erstmal jeder seiner Wege. Er möchte eine verlorene Fotolinse in einer Shoppingmall suchen - ich muss Ballast abwerfen: Das 4,5 kg - Paket kostet mich stolze 2500 Baht und ist dennoch nur die Hälfte dessen, was ich in Australien hätte zahlen üssen. Solchermaßen doppelt erleichtert verbummele ich den Tag im glitzernden Siamcenter, wo ich doch glatt Leonardo di Caprio treffe ; ) und den Straßen drumherum, esse die erste Straßenananas und versuche mich an Getöse und Smog zu gewöhnen.

 

Gegen 17.00 h treffe ich mich mit Quamrul am Baiyoke-Tower und wir genießen aus 300 Meter Höhe im 84. Stockwerk die Aussicht bei einem Drink. Die Fernsicht ist zwar smogbe-dingt gering, auch der 'sunset' leidet - aber das Lichtermeer bei Dunkelheit ist großartig !

 



Während ich nun eine Oilbodymassage genieße, geht Quamrul über den nächtlichen Straßenmarkt und holt mich dann wieder ab. Nach einem leckeren ruhigen Abendessen in der 'Foodmall' des Siamcenter kehren wir ins Hotel zurück. Wieder verdrückt er sich bis 2.00 Uhr nachts - vielleicht möchte er die Feixer in der Hotellobby ruhig stellen ; )



Ich schlafe nicht ganz so prächtig, denn die Zeitverschiebung macht sich bemerkbar - außerdem muss ich mich um das Indienvisa kümmern.
Am nächsten Morgen gehe ich ohne Frühstück um 8.00 h los, nehme den Skytrain für drei Stationen und laufe 15 Minuten bis zur 'India Embassy'. Dort steht vorm Portal ein kleiner alter Inder in Uniform, der mir ' No Visa' - einen Zettel in die Hand drückt, auf dem eine Wegbeschreibung für die neue Amtsstelle steht.
Also im Trab dorthin, denn ich will um 9.00 h die erste sein. 22. Stock - Security - 'no mobile - ok, you can go' - Info-Schalter: 'Yes, ma'm, Visa 6 to 8 days - you need this to bring' - und sie gibt mir einen Zettel mit einer ganzen Liste - u.a. muss ich eine Hotelreservierung in Indien haben - für März 2014 !



Auf der Rückfahrt beginne ich zu rechnen: Wenn ich hier aufs Visa warte bleiben von meinen 30 Tagen Thailand gerade mal 20 übrig; wie soll ich in der Zeit bis Krabi radeln ?
Überhaupt frage ich mich immer mehr, ob radeln eine gute Idee ist. In Krabi müsste ich dann zwecks Aufenthaltsverlängerung über die malaysische Grenze (280 km - 5 Stunden Fahrt) und wieder zurück. Dann hätte ich weitere 15 Tage Aufenthalt.
Dieses Problem hatte ich auch in der indischen Botschaft angesprochen und die Lady gab mir die Adresse der Thai Immigration. Also zurück zum Hotel - zahlen - von Quamrul verabschieden, der seinen Flieger heute erwischen will.




Dann im free WiFi des Hotels ein Airport nahes Hotel in Kalkutta für den 11. März buchen - mail-Bestätigung ausdrucken ? 'Sorry, printer not work ' - mit Gepäck zur Hua Lamphong Railway-Station - zu Fuß zum nahen F.F.Guesthouse - kleines Zimmer, steinharte Matratze - Klo und Dusche die Treppe rauf für 200 Baht - Gepäck abladen und los zur Immigration.


Dort bieten sie mir allen Ernstes einen verlängerten Aufenthalt von 7 Tagen für 1900 Baht an - allerdings nicht hier, nein, das Office dafür liegt wieder am anderen Ende der Stadt !
Ihr könnt mich mal - denke ich asiatisch lächelnd, während ich 'thank you' sage und mache mich leicht frustriert auf den Rückweg. Dieser verläuft im spitzen Winkel direkt zum Fluss.
Unterwegs trinke ich einen Kaffee und die nette Lady dort kopiert mir freundlicherweise meinen Pass, sowie die Flugausdrucke. Später finde ich ein Internetcafe, wo mir meine Hotelbestätigungsmail für das Hotel in Kalkutta ausgedruckt wird.

 

Als ich den Fluss erreiche, ist die Sonne bereits am Untergehen und ich bin hundemüde. Mein Stadtplan versagt hier und ich verlaufe mich hoffnungslos in den winzigen düsteren Gassen der Schrotthändler am Fluss. Ein netter Junge wird von seiner englisch sprechenden Mama beauftragt mich aus dem Gassengewühl zur Hauptstraße zu bringen. Zehn Minuten radelt er vor mir her und weist mir dann die Richtung.
Dankbar sehe ich kurz darauf die Lichter von Hua Lamphong Station und kreuze den Bahnhof unterirdisch, um wieder zu meinem Guesthouse zu finden.



 


Das Bett ist so hart, dass ich keine zweite Nacht bleiben möchte. Das erhöht meine Motivation ungemein: Es ist Donnerstag, der 12.12. 13.  Frühmorgens um 8.00 h nehme ich den  Skytrain nach Sukhumvit zur India Embassy.
Infoschalter: Alle Papiere da ; )   - 'Go to counter 4, please' - warten - 'Pay 350 Baht for pictures and form, please and go to table to the right, next door' - warten - 'Fill this form in english - the lady takes foto with you'  - Passbilder werden gemacht, zurück zum Tisch - 'Sign this paper here and here' - Unterschrift - 'Go to first counter, please' - Infoschalter: Die Lady prüft die neuen Papiere und das Foto, vervollständigt die mailadresse ... - 'Go to counter 4, please' - erneut warten - Pass nebst allen Papieren abgeben - 'Pay 2240 Baht for Visa, please' - 'Visacard possible ?' - 'No, cash, madam !'
Und so gehe ich wieder um einiges erleichtert und mit der Hoffnung, dass das Visum bis Freitag, den 20.12. fertig ist - denn über Wochenende und Weihnachten sieht es sicher  ganz schlecht aus !




Auf dem Rückweg besorge ich mir am Bahnhof ein Zugticket. Um 11.30 h bin ich zurück am Guesthouse - packe, zahle, gönne mir vorm Bahnhof noch eine Fußmassage und sitze um 13.00 Uhr im Zug nach Ratchaburi, ca. 150 km südwestlich von Bangkok.
     

Sonntag, 8. Dezember 2013

Halbzeit: Monatsrückblick V

Am Ende meines Australienaufenthaltes muss ich feststellen, dass ich sicher nicht zum letzten Mal hier war und das trotz der hohen Preise. Am beeindruckendsten waren sicher die vielen Tiere, die ich fast alle in freier Wildbahn erlebt habe. Die Landschaften sind großartig, weit und wirklich wild - selbst die Strände ( Bondi Beach mal ausgenommen) sind so leer, dass oft noch nicht mal ein Kaffee zu haben ist und frau die seltenen Jogger oder Spaziergänger einzeln grüßt.
Hier mit einem Camper ein Jahr einfach immer weiter zu fahren, kann ich mir in der richtigen Gesellschaft gut vorstellen. Australien ist voller eingeplackter Briten, Deutschen und Asiaten, die sich alle mehr oder weniger als Aussies fühlen.
Aussies reisen außerdem gerne im eigenen Land - viele, die ich zum Beispiel in Tasmanien traf, kamen aus Queensland oder Perth - viele haben in ganz Australien Verwandschaft und machen dort die Runde. Auf der Fähre sprach ich mit einer Neuseeländerin, die seit Jahren in Sydney lebt und es ihrem Heimatland deutlich vorzieht ; )


Mit den Aboriginals ist es ein trauriges Kapitel - theoretisch werden sie nun anerkannt (nach längerer zum Teil systematischer 'Beseitigung'), besitzen Land, betreiben Tourismusgeschäfte mit ihrer Kultur - praktisch scheint es mir ein sehr kleines, partiell auftretendes und im Rückgang begriffenes Volk zu sein, was weder an der Lebensweise der Einwanderer wirklich teilhaben möchte, noch sich dieser Lebensweise völlig entziehen kann - ein Konflikt eben, den sie mit so vielen Naturvölkern gemeinsam haben.
Kulturell Sehenswertes ist ansonsten in Australien maximal 200 Jahre alt - einige schöne Gebäude in den Städten entstanden im ausgehenden 19. oder anfangs des 20. Jahrhunderts und verleihen gerade Kleinstädtchen einen heimeligen Charme mit englischem Flair.


Das beste Hostel war eindeutig der 'Flying Fox' in Katoomba: Für 27 'Bucks' - Frühstück inbegriffen, freies WiFi, 'Social Time' 6 - 9 pm (d.h. elektronisches Gerät im Aufenthaltsraum zu dieser Zeit nicht erlaubt), Garten mit Grill, Wohnzimmer mit Kamin - Ross, der Boss, ein hilfreicher Mensch - immer am Rennen für seine 'Kids' ; )

... nur im 'fox' ist Frühstück umsonst



Die 'Saure Gurke' des Monats geht ans YHA in Hobart: 5 Dollar pro Stunde WiFi schießt wirklich den Vogel ab - Zimmer an der Hauptstraße überm Pub unerträglich laut!
Das 'Manly Backpackers' besitzt einen gewissen Charme aber für 35 'Bucks' möchte ich selbige nicht überall in der Küche antreffen und die abendlichen Technoklänge bis 23.00 h hinzunehmen, stellten für mich eine Herausforderung der besonderen Art dar.

Mangels regelmäßigen Netzzugangs fiel eine Couchsurferfahrung hier völlig aus - was das Internet anbetrifft gibt es hier wirklich Nachholbedarf - down under eben !
Das Highlight des Landes ist und bleibt auch hoffentlich: Die Natur mit ihrer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt !
  

Alles Aussies ...

Kleines Aussie - Sprachlexikon:
A, wie Aussie = Australier; aber auch australische Hamburger heißen so ; )
B, wie Bucks = Australische Dollar   B, wie bloody = vorangestellte Steigerung ... (s. Beispiel)
c, wie clear = 'Stand clear' bedeutet in Bus und Zug: Steh brav hinter der Linie (Tür geht nach innen auf)




 

D, wie 'Drinks prohibited in this area' = ... eigentlich überall draußen - was dazu führt, das sich die betrunkenen Jugendlichen gerne im Pub (1. Stock) oder im Hostel (2.-5. Stock) austoben
E, wie 'easy going' = nimm's leicht; hier ist eigentlich alles 'easy' - eine Dose Bier habe ich eigentlich immer am Strand oder auf einer Parkbank getrunken ; )
F, wie 'fat cat'  (gefällt mir besonders )= Boss oder Oberboss; jedenfalls der Oben, der das Sagen hat   F, wie 'fellow' = guter Kumpel
G, wie 'G'day' = Guten Tag ; )
H, wie 'How are you today' = übliche Anrede beim Betreten eines Ladens ...
I, wie: Ich könnte die Liste noch fortsetzen - aber das dürfte langweilig werden.
Auch die Aussprache ist hier mitunter sehr speziell, aber schriftsprachlich schwer wiederzugeben. Gerne werden Endungen verschluckt. Was wir im Englischen mit 'a', wie in 'lake' aussprechen, wird hier gerne zu 'ai', also 'laike', was natürlich leicht mit 'like' verwechselt werden kann; während sich das 'ey' in 'Sydney' in reines 'i' verwandelt, also zu 'Sidni' wird. Im Sprachzusammenhang ganzer Sätze und verschiedenster Abwandlungen kann das alles zu Verständnisschwierigkeiten führen - war aber nie wirklich problematisch ; )



Aussie-Weihnachtskrippe

Kleiner Beispielsatz jetzt zum Mitdenken:
"G'day, bloody old fellow, how are you today, hav'u heard, that the fat cats of govern'men' took all our bloody bucks for the hell of who knows what ?" 



... und noch zwei Aussies !
... und was habe ich heute noch als T-Shirt-Aufdruck gelesen ?
'fresh water - coconut oil - hot sun - high wave' ... - yes, that's Australia !


Collaroy und Manly - Strandtage vor den Toren Sydneys


Ich verlasse Katoomba ungern und bei strahlendem Sonnenschein - die zweistündige Rückfahrt per Zug vergeht flott; ich steige in Central um in den 555 zum Circuit Quay, erwische joggend ie nächste Fähre um 13.00 h und bin 30 Minuten später im wunderschönen Manly: Riesiger Strand zum Ozean mit Wellen - gemütliche Shoppingmall zum Fähranleger mit kleiner ruhiger Schwimmbucht, alles zu Fuß erreichbar - aber angeblich sind die Hostels hier teuer, dreckig und laut. In der Info erhalte ich fürs YHA in Collaroy - nur eine Bucht weiter, das mir Ross empfohlen hat einen Übernachtungsgutschein ... - also setze ich mich nochmal in einen Bus und fahre weiter bis Collaroy ... - Fehler !

Der Bus braucht 40 Minuten - zwischen Strand und YHA braust die vierspurige Durchgangsstraße und es gibt so gut wie keine Geschäfte - der Strand ist riesig und absolut menschenleer.

CollaroyBeach




Es ist mittlerweile nach 15.00 h - zurück will ich auch nicht mehr - ich buche für zwei Nächte (eine umsonst) und arrangiere mich; das Zimmer ist eng, muffig und messi. Nach kurzem Strandgang ziehe ich den kleinen Hostelpool vor, denn der Wind ist heftig.
Am nächsten Morgen wandere ich 20 Minuten entlang der Straße und der Golf Range zum Reef Beach eine geschütztere Bucht vorher und spaziere dann in stundenlanger Bummelwanderung übers Riff, wo die Paraglider im Aufwind ihre Kreise ziehen, zurück bis Collaroy Beach.

 

Am Strand gehen außer mir bloß zwei große schwarz-weiße Pelikane spazieren und betreiben merkwürdige 'Yogaübungen' ; )
Im Meerschwimmbecken komme ich wenigstens mal zum Schwimmen, denn sonst sind die Wellen hier mörderisch - dann laufe ich weiter den Strand rauf, den ich auf der Suche nach Essbarem noch zwei Drittel entlang wandern muss, bis ich bei einem 7eleven ein Sandwich, Kaffee und Muffin bekomme. Ich lese mein Buch zuende - nirgends Schatten - und als ich nach 8 Std. zurück zum Hostel komme, bin ich durchgeweht, duschreif, müde und im Nacken sonnenverbrannt - alles in allem ein ruhiger Strandtag.



Nach unruhiger Nacht (ca. 300  x zuschlagende Waschraumtür direkt gegenüber des Zimmers) checke ich früh aus, buche telefonisch an der Rezeption ein Bett für zwei Nächte in Manly  und fahre mit dem 9.00 h-Bus nach Manly zurück.Es hat nachts geregnet und ist kühl und windig. Das 'Manly Backpackers' gefällt mir besser, als nach den Schreckensvorhersagen erwartet: Das 4er-Zimmer ist aufgeräumt und deutlich größer, als im YHA.
Ich gehe los zu einem Einkaufsbummel in die hübsche Mall: Jede Menge Surfershops - Billabong und Co. Gegen Mittag habe ich erfolgreich Geld ausgegeben - Weihnachten steht vor der Tür ; )  - die Sonne scheint wieder; ich sitze am Strand, wo ich wieder den Surfern zuschaue, im Schatten sitzend und dabei einen Döner futtere.

 


Zurück im Hostel haut es mich plötzlich um:  Nach drei Stunden Mittagsschlaf gehe ich nochmal Lebensmittel einkaufen - wieder kalt und windig - merkwürdig, der ständige Wechsel und picknicke frierend am Strand. Abends eifert der wunderschöne Kirchenchor nebenan mit den Technobeats des Hostels um die Wette - gut, dass ich ein wenig Schlaf vorgeholt habe.

Jung und Alt am Strand
 










Sechster Dezember - Nikolaustag ; ) bei 25 Grad, Windstille, tiefblauem Himmel mit weißen Wattebauschwolken und spiegelglattem Meer: Das Wasser funkelt - es ladet zum Bade ... und ich kann tatsächlich mal schwimmen, weil die Surfer-Wellen heute fehlen ; ) Allerdings ist es wirklich eiskalt !
 


Nach Morgenrunde entlang des Strandes Richtung 'Northhead' passiere ich zunächst den 'Cabbage Tree Beach', erreiche den Naturpark und folge auf schmalen Pfaden, wo ich wieder inen kleinen Drachen sehe, bis auf die andere Seite zu einem kleinen Strand.

 

Hier verlaufe ich mich in den kleinen Pfaden, die mitten im Gestrüpp abbrechen und will schon zurückgehen, als ein junger Mann (mit deutschen Wurzeln) mir den richtigen Weg zeigt. Über 'Klein Manly' erreiche ich wieder die Hauptbucht, kürze durch den Ort ab und lasse mich an den windgeschützten Felsen vorm Cabbage Tree Beach nieder zum Schwimmen und sonnen. Mein oranger Hut kommt mir heute sehr gelegen.



Der Rest des Tages vergeht mit Schwimmen, Plaudern, Spazieren gehen, Essen, Schwimmen, Shoppen und so weiter ... - abends schaue ich den Volleyballerinnen zu, die sich auf das Beach-Volleyballturnier am Samstag vorbereiten.


 


Zum Sonnenuntergang sitze ich am Werfthafen, beobachte Leute und staune üer den Lärm Dutzender einfallender kleiner bunter Papageien, die in den Bäumen ihren Schlafplatz einnehmen.  ... und selbst hier zwischen anlegenden Fährschiffen und Pubbetrieb mit vielen Leuten werden kleine blaue Pinguine geschützt, die nach der Dämmerung ihre Brutnester unter dem riesigen Steg des Werfthafens aufsuchen.


Am Samstagmorgen mache ich einen letzten Strandspaziergang und schaue den Turnierspielern und Wellensurfern zu - dann heißt es: Good bye, Manly Beach und mit der Fähre zurück nach Sydney fahren.




Alle mit Nikolausmütze ...
 

... nur Crocodile Dundee mit Hut











Die letzten 48 Stunden vertrödele ich im vorweihnachtlichen Sydney: Ich schaue mir abends im Darling Harbour die 21 schwimmenden Niloläuse an, lausche dem Chor unterm Lichterbaum und beobachte die staunenden Kleinen. Abends um 21.00 h ist dann ein grandioses Feuerwerk - sechs Minuten, die es in sich haben und anschließend viel Applaus - schöööön !


 
 
Ich laufe auf die Harbourbridge und genieße den Blick; ich mache einen Sonntagsbummel durch das alte Hafenviertel 'The Rocks', wo es einen schönen Weihnachtsmarkt gibt - ich schaue mir 'The Strand' an, einen Jahrhundertwendebau mit hübschen Läden und Cafés. Kühle Hostelsiesta um den blog zu beenden ist auch drin - und dann muss ich morgens früh raus zum Flieger nach Bangkok.


Freitag, 6. Dezember 2013

Beautiful Blue Mountains: Wander- und Hiketouren in Katoomba, Wenthworth und Blackheath

Mein verregneter Reisetag gibt mir die Möglichkeit endlich den blog zu beenden. Ein kostenloses Gemeinschaftsessen im 'Flying Fox' füllt meinen Magen mit Pasta und Tomatensoße - wenn auch der Gaumen zu kurz dabei kommt.



Unklar morgens wiedermal, ob für Samstagnacht ein Bett zu haben ist ... - we'll see - no worries - ich gehe erstmal wandern. Nach 'early-bird-shower' und Frühstück mache ich mich gegen 10.00 h auf den Weg, hole bei Coles Joghurt und Apfel als 'lunch' und wandere zum Startpunkt an den Felsen. Steil hinab geht es über unzählige Stufen zum Wasserfall.



Es ist äußerst kalt und wolkig - zwei Jacken sind angesagt - das Fotolicht schlecht. Nach gefühlten zwei Dritteln Abstieg kehre ich auf anderem Weg um nach oben und zähle für Spaß die Stufen - bei knapp über 600 bin ich wieder oben - nettes Training ; )

'Kockatoos' am Cliff

Erfreulicherweise zieht jetzt der Himmel etwas auf und während ich entlang des oberen 'Rimtrail', des 'Prince-Henry-Cliff-Walk' wandere, kommt die Sonne raus. Unzählige Asiaten, Inder und andere Touristen bevölkern den 'Echo Point' und die Aussichtsplattform am 'Three-Sisters-View'; denn hier ist der Busparkplatz.

'Three Sisters'

Die 'Three Sisters' sind drei Felsformationen zu denen es natürlich eine Aboriginal-Legende gibt:

Die drei schönen Schwestern Meehni, Wimlah und Gunnedoo lebten mit ihrem Stamm, den Gundungurra im Jamison Valley. Sie verliebten sich in drei Brüder des Nachbarstammes, der Dharruk - eine Heirat zwischen den Stämmen war jedoch verboten. Die kriegerischen Brüder beschlossen die Mädchen zu rauben und so kam es zum Krieg zwischen den Stämmen. Der Kuradjuri, der weise Mann der Gundungurra verwandelte die drei Schwestern in Steine um sie zu schützen - nach dem Sieg wollte er sie zurück verwandeln. Leider starb er in der Schlacht selbst und niemand war in der Lage den Zauberbann zu brechen und die Mädchen mussten für immer Felsen bleiben.



Nichts wie weg hier, denke ich ob der Touristenmassen und steige steil den 'Giant Stairway' ab. Je tiefer ich komme - die Steilheit ist schwindelerregend, desto leerer wird es. Auf einer Bank futtere ich gegen 13.30 h Joghurt und Nüsschen und beschließe bis runter zu steigen. Freundlicherweise sind oft zwei Handläufe rechts und links angebracht, so dass ich mich knieschonend durchstützen kann - angeblich 900 Stufen führen zum Grund des Tals, das im üppig grünen Regenwalddämmerlicht liegt. Einen herrlichen Klometer folge ich durch den Wald der schroffen Felsenwand, bevor der Weg zu den 'Cascades' wieder steil nach oben führt.


...links runter: 'Giant Steps'

Im 50er-Bündel zähle ich Stufen und versuche gleichmäßig zu gehen. Bei 450 überhole ich drei junge Burschen, die mal eine Zigarette rauchen müssen. Der Wald und vor allem die Kakophonie der Vogel- und Zirpgeräusche ist unglaublich.

 

Bei 700 werde ich von den drei Burschen überholt. Bei 900 müsste ich doch eigentlich oben sein - oder ? Bei Stufe 1215 lächele ich noch immer fröhlich in meine Kamera. Bei 1250 bin ich gefühlt oben und stze mich auf eine Bank mit Talblick, als ein Grauhaariger vorbeischlendert und grüßt.
Es ist immerhin 16.00 h - will der wirklich noch runter und wieder rauf ? 'These are 1250 Steps', will ich ihn warnen. 'Oh really - I'm living here, but I didn't know' - ist die Antwort.






So lerne ich Harry kennen, dessen Mutter aus Wien stammt und er packt auch gleich sein Deutsch aus. Er läuft die Strecke dreimal wöchentlich als Training - peinlich ; ) Aber trotzdem bin ich stolz drauf schmerzfrei runter und hochgekommen zu sein. Er empfiehlt mir noch andere Wanderungen - als er hört, dass ich kein Auto habe, schlägt er vor mich am Montag mit zum 'Grand Canyon' nach Blackheath zu nehmen. Wir tauschen mail- bzw. Telefonnummer aus und gehen auseinander - mal gespannt, ob das klappt ; )


Als ich nach Katoomba zurückkomme, treffe ich mit letzter Sonne ein Café an, dass mir noch einen Cappucchino macht, bevor es um 17.00 h schließt - Aussie eben ! Am aufgebauten Bierzelt um die Ecke ist am 30. November 'German Oktoberfest' angesagt  - die Maß gibt es für stilechte 20 Dollar - wer sich betrunken daneben benimmt, darf dann nach Hause gehen und 550 Dollar Strafe zahlen - Aussie eben ! Bratwürste übrigens sind Fehlanzeige - aber die Band spielt 'Beatles' und gibt dabei alles ; )


Zurück im Hostel ist der Chef zwar nicht da, aber die Bettensituation hat sich wohl entspannt - ich darf also bleiben. Als die Sonne verschwindet, ist es sofort kalt und ich wärme mich bei einem Rotwein am Kaminofen.

 

Auch mein zweiter Wandertag ist grandios: Bei blauem Himmel und weißen Wattewolken setze ich mich morgens für zehn Minuten in den Zug nach Wenthworth. Dort laufe ich entlang des Baches den wunderschönen 'Charles-Darwin-Walk' bis zum Cliff. Der erste Ausguck bietet einen Rundumblick über die Blue Mountains und den Wasserfall - aber auch der nun folgende Weg ist einsehbar.

Wenthworth-Falls


Atemberaubend steil bergab in den Fels gehauen und dann auf halber Rimhöhe durch den Fels angelegt, zieht sich der 'National Pass', der von vier wagemutigen Naturfreunden in zweijähriger Arbeit im Jahr 1908 angelegt wurde !

 

Gegen 12.30 h futtere ich leckere Mango am Wasserfall und gehe dann weiter ausgesetzt und oft halb überacht von der steilen Felswand rechts bis zu den 'Empress-Falls', wo gerade eine 'Abseiling-Gruppe' herunterkommt. Über Lilians-Bridge erreiche ich wieder einsame Pfade und muss noch eine Stunde bergan laufen, bis ich am 'Golf Course' von Leura herauskomme. Eine Stunde Erholung und einen Supermarkt-Salat gönne ich mir in Leura, bevor ich mich auf den Rückweg die Straße entlang nach Katoomba mache. Glücklicherweise hält das zehnte Auto auf mein Daumenzeichen bevor ich den langen Berg rauf muss. Gegen 17.00 h bin ich zurück und hole mir einfach noch eine frische Mango zum Abendessen. Absolut PERFECT DAY X !


Mein dritter Wandertag zeichnet sich durch fantstisches Wetter und Gesellschaft aus: Harry holt mich um 10.00 h ab und wir fahren ein paar Kilometer nach Blackheat raus zum ersten grandiosen Lookout. Von einem anderen Parkplatz aus starten wir zum 'Grand Canyon Circuit'. Es geht durch eine felsige grüne Schlucht - kaum Ausblicke, aber viel Natur.

East Water Dragon



Ich sehe tatsächlich einen wunderschön gemusterten 'Dragon' - ungefähr 30 cm lang auf einem Baumstamm am Wegesrand in der Sonne sitzen ... - und er lächelt sogar in die Kamera ; )
Wieder zurück ist es erst 14.00 h und wir gehen noch eine Stunde am oberen Cliff entlang zu einem Ausguck - dann ist es Zeit für einen Kaffee, den wir auf dem Balkon seines Hauses in Leura trinken.







Leura-Falls
Gumtree - halb verbrannt, aber lebendig










Zum Abschluss zeigt er mir noch die Leura Falls, wo ich das seltene Vergnügen habe ein 'Lyrebird' (Leiervogel) zu sehen. Er ist graubraun, fast pfauengroß und hat rechts und links im Schwanzgefieder zwei wunderschöne geschwungene Federn, wie die Seiten einer Leier eben ; )

Lyrebird



Das einzige Tier auf meiner Liste, das ich in Australien nicht gesehen habe, ist der 'Plathypus', das Schnabeltier - auch am Strand von Manly, meiner nächsten Etappe, wird es mir vermutlich nicht begegnen.
Gegen 18.00 h verabschiede ich mich von Harry und genieße lesend im Hostelgarten die letzte Abendsonne. Morgen werde ich gegen zehn den Zug zurück nach Sydney nehmen und mit der Fähre nach Manly fahren.