Mittwoch, 8. Juli 2020

Eine Frage der Ausdauer: 'Tour de Force' auf Pegasus' Schwingen oder mit dem Kopf durch die Regenwand



Nach 'Pumuckl'-TV im Bett und bestem Frühstück bei Geplauder mit dem netten Wirt des Gasthauses 'von Stemm ' starte ich wie üblich gegen 9.00 h bei leichtem Sprühregen und heftigem Wind - aber, oh Wunder - ich kann es kaum fassen - zum ersten Mal kommt der Wind schräg von HINTEN !
Es ist ein Traum - wie auf Pegasus Schwingen gleite ich vor'm Deich entlang ... !
Heftige Böen und Regen empfangen mich am Sperrwerk, aber laut lachend sause ich anschließend eine Deichabfahrt hinab, weil ich mit dem laut knatternden und schlagenden Regencape eine grasende Kuhherde in die Flucht schlage - so düse ich in einer knappen Stunde die 15 Km bis Krautsand. Nur Fliegen ist schöner - I'm alive !






Als um 12.00 h gerade das 'Hafencafé' in Freiburg öffnet, lege ich eine Pause ein. Der Pott Kaffee tut gut, doch als ich den Ort gerade verlassen will, legt wieder heftiger Regen los.
Viel zu früh zur Zimmersuche - erst 31 Km geradelt, denke ich - aber seit Krautsand hatte ich wieder Gegenwind und ich will nicht schon wieder im Regen radeln ... - da sehe ich ein Schild: Ferienwohnung 25.- Euro ...
Es stellt sich heraus, dass ich als Single 35.- zahlen muss, das Appartement ist nagelneu, groß, komfortabel und TROCKEN ; )



 





Um 14.00 h futtere ich Kekse zum Kaffee in der Unterkunft, als der Regen aufhört und die Sonne herauskommt - erst um 17.00 h schüttet es wieder - mein Gott, welch ein Aprilwetter.
Ich schaue die Wetternachrichten und kann es nicht fassen: Morgen 90% Regenwahrscheinlichkeit und Sturmböen mit bis zu 100 Stundenkilometern ! Keine Sonne ab Dienstag - weiter 5 Tage soll es so weiter gehen mit schlechtem Wetter !
Nachts schlafe ich schlecht trotz der schönen Zimmer und bin morgens um 5.00 h wach.
Ab 8.00 h soll der Regen kommen und dann soll es immer schlimmer werden - es sind 49 Km bis Cuxhaven - ich bin wild entschlossen:







Um 6.00 h sitze ich auf dem Rad: Trockener windfreier Start vorbei am verwaisten Badesee -- in 50 Minuten bin ich in Balje, als der Regen viel zu früh einsetzt. Mit zwei Unterstellpausen bei Hörne und an einem Holzhüttchen am Deich - immer bei Gegenwind und leichtem Regen - erreiche ich um 8.00 h Neuhaus, wo ich im 'Toto-Lotto'-Lädchen ein Frühstück bekomme und etwas abtrockne, während es draußen schüttet !





Als der Regenguss vorbei ist, starte ich hoffnungsvoll ... - noch 13 Km bis Ottendorf und bis Belum scheint sogar kurz die Sonne ... - doch noch während mir die Sonne von hinten den Rücken wärmt, fahren mir von vorne Sturmböen ins Gesicht und sintflutartiger Regen schlägt mir an der Landstraße für 6 Km entgegen - keinerlei Unterstellmöglichkeit ... - klatschnass erreiche ich Ottendorf gegen 10.00 h. Ich wringe meine Strümpfe aus, packe die nassen Trekkingsandalen weg und sitze barfuß in einer Bäckerei bei einem Stück Käsekuchen, als wieder die Sonne herauskommt.




Drei Service-Damen tummeln sich in der Touristen-Info mit Masken und ich nehme an, sie lächeln dahinter freundlich. Ein Zimmer haben sie nicht - alles belegt - ein Wink mit dem Zaunpfahl .... - und ich treffe innerlich eingedenk der Wetterprognose eine spontane Entscheidung.

Auf der Strecke nach Müggendorf regnet es erneut - treten, strampeln, treten - bevor mich 3 Km vor Cuxhaven am Gewerbegebiet die nächste Sintflut durchnässt.
Zieleinlauf entlang der stinkenden Fischfabriken - 'I'm alive' - um 13.00 h stehe ich am Bahnhof in Cuxhaven an der Schalterwarteschlange ... - um 13.33 h erhalte ich ein 'Quer-durchs-Land-Ticket' für 50.- Euro inklusive Fahrradzuschlag ... - und um 13.36 h sitze ich im Zug, der 3 Minuten später den Bahnhof verlässt.

Mit 4 x Umsteigen soll ich durchs Land geschaukelt werden: Bremerhaven - Osnabrück - Duisburg - Koblenz - um 23.05 h soll ich in Frankfurt ankommen ... - na ja - natürlich genügt eine 10minütige Zugverspätung und der Anschlusszug in Duisburg ist weg.
Also Plan B: Zurück über Düsseldorf - Köln - Siegen (der 4minütige Umstieg in Siegen klappt, weil der Folgezug 2 min. wartet !) - um 23.35 h bin ich am Hauptbahnhof, erreiche mit kalter nächtlicher Vollmondradtour den Riedberg hinab (U9 fährt nicht) per Fahrrad um 0.30 h den heimischen Herd und falle nach 19 Stunden ins Bett !



Morgens schlafe ich aus und gönne mir im Garten bei Sonne einen Sekt-Empfangsbrunch ; )

Fazit: Saale- und Elberadweg wie geplant gemeistert ! 720 Km in 16 Tagen bei 2 zusätzlichen Pausentagen erradelt ! Die Weser muss warten auf mich - während ich auf besseres Wetter für einen Neustart warte: Schon in vier Tagen könnte es so weit sein und dann werde ich Begleitung haben ; )
I'm alive !


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen