Dienstag, 22. April 2014

Schwer zu erreichen: Ajantha und Ellora, die Höhlentempel

Durch den Sonntag (keine Buchungsmöglichkeit) und vorherige Fehlinfo starte ich direkt von Sanchi mit einem General-Ticket auf 9-Stunden-Fahrt nach Jalgaon im Norden Maharashtras - wenn das mal kein Horrortrip wird ... ! Von hier soll es weiter zu den 'Highlights' Ajantha und Ellora gehen, Felsentempeln aus dem 3.-6. und 7.-11. Jahrhundert n. Chr.
Mit vollem Gepäck zwänge ich mich vor zum 3. AC-Wagen und erkläre dem Schaffner mein Problem; er lässt mich 500 Rps draufzahlen und platziert mich im nächsten AC-Abteil auf Platz 9, wo in Bhopal eine ganze Familie aussteigt, so dass nun reichlich Platz ist ; )



Fast die ganze Fahrt plaudere ich mit dem netten Ayurveda-Doktor Milind, 28 Jahre, verheiratet, zwei Kinder, der von Delhi nach Pune (ehemals Poona; Ashram von Baghwan alias Osho) unterwegs ist. Gut gekühlt und bei flotter Konversation vergeht die Fahrt angenehm und gegen 19.30 h erreiche ich Jalgaon, wo auf der Straße mal wieder ein Höllenfest tobt (irgendein Sänger ist da) und ich froh bin im nahegelegenen winzigen  'Plaza'-Hotel ein süßes sauberes Einzelzimmer zu finden; inklusive aller Weiterreisetipps für Ajantha am nächsten Morgen. 

Um 6.30 h fährt mich eine Motorrikscha zum Busbahnhof, wo Dutzende roter klappriger Busse mit einzig in Hindu beschrifteter Ortsangabe auf mich warten. Eine nette junge Muslimin spricht Englisch und sucht mir den richtigen raus. Volle zwei Stunden dauert die Holperfahrt über die bisher schlechtesten Straßen meiner Reise. Der Müllsaum an den Straßenrändern reißt auch außerhalb der Ortschaften niemals ab.
Mit komplettem Gepäck an der T-Junction aussteigend muss ich nochmal einen Shuttlebus zu den 4 km entfernten Höhlen nehmen. Dort kann ich den großen Rucksack für 20 Rps in der Gepäckaufbewahrung lassen und mache mich auf den stufigen Weg aufwärts über eine Kuppe, wo frau das Hufeisen förmige Tal der Höhlen liegen sieht.
 

Uff - und zum Aussichtspunkt gegenüber sind es locker 400 Stufen ! Dennoch beginne ich hier, denn später wird es dafür zu heiß sein - die Aussicht ist tatsächlich herrlich und ein nettes Lüftchen weht. Der im Talschluss liegende Wasserfall ist nun leider trocken - nur noch kleine Wasserbecken sind vom ausgetrockneten Fluss übrig. Nach der Regenzeit muss das sicher hier noch schöner sein !

 


 



Anschließend begehe ich auf halber Hanghöhe alle 26 Höhlen, die alle buddhistischen Ursprungs, unzerstört - zum Teil ehemals herrlich bemalt - aber dennoch in zusehends dem Verfall preisgegebenem Zustand seit Jahrhunderten hier verharren. Leider schlecht ausgeleuchtet, kann frau vieles nur erahnen und selbst mit Taschenlampe sind Details schwer erkennbar, da oft eine Absperrung die Besucher auf 5 m Abstand hält.
Dennoch ist der Besuch sehr beeindruckend; allein die Vostellung, wie viel  Stein hier bewegt wurde und dass alle Säulenhallen frei aus dem Fels gehauen wurden ( die größten haben bis zu 42 Säulen) und oftmals noch untereinander verbunden sind, ist  unglaublich !

 

Nach vier Stunden - gegen 12.30 h - ohnehin der 'für-alles-zu-heiß-Zeit - hole ich mein Gepäck ab und brüte weitere zwei Stunden im roten Klapperbus nach Aurangabad, wo ich die Bekanntschaft von Björn mache. Er ist Däne, 30 Jahre alt, seit 6 Jahren auf Reisen und zuletzt als Yoga- und Meditationslehrer in Pune tätig ; )
 

Klitschnass schleppe ich mein Gepäck noch zum 'Devpriva'-Hotel, einem Rund-Gebäude nicht weit vom Busbahnhof entfernt; bevor ich mit Björn in der Bar nebenan ein köstliches kaltes Kingfisher zische und eine weitere Stunde herunterkühlend verplaudere.  Dann nimmt er den Nachtbus zurück nach Pune, während ich eine eher schlaflose Nacht im stickig warmen Hotelzimmer verbringe.




Um 7.30 h am nächsten Morgen bringt mich ein anderer Klapperbus nach Ellora. Hier liegen 34 Höhlentempel vor mir:  Aufgereiht entlang einer 3 km langen Felswand. Ich leiste mir ein überteuertes Motorrikscha, das mich zu den vier hinten liegenden Jain-Tempeln bringt - und dann stückweise an den hinduistischen und buddhistischen Höhlengruppen absetzt.
Die Hauptlaufwege bestehen jedoch wieder einmal aus Stufen und müssen von mir selbst bewältigt werden. Obwohl die Höhlen hier oft noch größer sind, als in Ajantha, fehlt ihnen doch der Reiz der herrlichen Lage und vor allem entging Ellora nicht der Zerstörungswut der Moslems; so dass viele Köpfe abgeschlagen und Elefanten entrüsselt sind.

 

Am eindrucksvollsten ist der Kailash-Tempel (Nr. 16), der mit mehrstöckigen Gebäuden und Hallen, sowie hinduistischen Wandreliefs ausgestattet und ebenfalls völlig frei aus einem Felsarreal herausgearbeitet wurde, wozu nach einer Schätzung eine Viertemillion Tonnen Bruchsteine aus dem Fels geschlagen werden mussten - ohne Möglichkeit Fehler zu korrigieren.
 

Die ältesten Tempel hier waren schlichte buddhistische Wohn- und Klosterhöhlen, die gebaut wurden, als die Hundert Kilometer entfernten Höhlen von Ajantha aufgegeben wurden.

 

Gegen 13.00 h fahre ich zurück nach Aurangabad, wo ich am Bahnhof sofort ein Ticket für den Nachtzug nach Kalyan besorge, denn nach den letzten beiden Highlights brauche ich dringend kühleres Klima: Nach Matheran in den Westghats - den Bergen 800 Meter über dem heiß brodelnden Mumbai - soll es gehen. Hier soll es nach spannender Schmalspurbahnfahrt Natur pur, Autofreie Zone und frische, kühle Luft geben    ; )


 
Ich nutze den Nachmittag und Abend um im Kiritiki-Hotel endlich mal wieder zu bloggen und zu mailen. Ein Aloo Gobi mit Chicken Tikka und Kingfisher füllt meinen Magen auf und so sehe ich innerlich gerüstet einer letzten Nachtzugfahrt ( Aurangabad - Kalyan; umsteigen um 6.00 h nach Neral - von dort Schmalspurbahnfahrt nach Matheran) in Indien entgegen. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen