Am 29. März passiert das, was niemals wieder passieren sollte ...
Zunächst besuche ich morgens das Indische Museum, das eine moderne schön angelegte Ausstellung zu einzelnen Tempelfunden in Indien bietet: Sandsteinfiguren mit Darstellungen von Shiva, Ganesha und Buddha in großer Zahl und gut ausgeleuchtet; auch Textilien aller Arten, sowie Elfenbein- und Holzschnitzkunst aus verschiedenen Epochen - wunderschön ; )
Die erdgeschichtliche und zoologische Abteilung scheint dafür noch im Originalzustand aus der Zeit der Museumsöffnung zu verharren - das 200jährige Jubiläum wird gefeiert: Erbärmlich mottenzerfressene Löwen, zerrupfte Geier, verstaubte Vögel aller Art starren blicklos durch milchige Vitrinenscheiben. Ein großer Raum scheußlich schlecht beleuchtet birgt riesige schwere Holz-Tischvitrinen mit blinden Scheiben unter denen mineralisch Fossiles vermutet werden kann.
Auf dem Rückweg telefoniere ich mit Miza, dem Couchsurfer, um mich für den nächsten Tag anzukündigen. Dann treffe ich auf Jean-Claude und Brigitte, die Schweizer von der Sundarbantour und wir verabreden uns für 17.30 h - sie wollen zum Victoria Monument, wo eine 'Historical Lightshow' stattfinden soll.
Zwei Stunden verbummele ich mit Schreiben; dann ziehen wir los mit Metro und weiter zu Fuß - holen viel zu früh Karten - nur 20 Rupies ? ... es ist verdächtig leer !
Eine Stunde später wissen wir warum: Auf winziger Leinwand vor dem erhabenen Victoria Monument, aber halbleeren Stuhlreihen, werden zu englischem Geschichtsgeplauder über die Kolonial- und Folgezeit Kolkatas ein paar blasse schwarz-weiß Aufnahmen gezeigt, immer mal mit rot grünen Lichtern in den Bäumen oder am Gebäude erhellt und mit dramatischer Musik untermalt.
Zweimal bin ich am Einnicken; dann ist es vorbei. Technisch ist Indien wohl doch trotz wachsender Computerbranche noch nicht ganz im Beamer-Zeitalter angekommen ; )
Eine Präsentation dieser Art wäre in der Realschulprüfung jedenfalls durchgefallen ; )
Auf dem Rückweg von der Metro zur Sudderstreet quatscht mich ein Buchhändler am Straßenrand an - ich lasse mich ablenken, drehe mich rum 'I'm Malala' fällt mir ins Auge, das Buch, das ich zu Hause liegen habe ... - ich hätte einfach stehen bleiben können ... - aber die nächsten beiden Schritte sind erstmal meine letzten: Der Bordsteinkante nicht gewahr werdend tritt mein linker Fuß mit der Spitze nach unten die Ferse bleibt oben und ich liege schreiend auf der Straße - das Knie ist wiedermal weggebrochen - der Schmerz unbeschreiblich ...
Eine Menschentraube bildet sich - Brigitte bemüht sich - nach geraumer Weile erst kann ich mich aufsetzen ... - 'aus der Traum' ist mein erster Gedanke !
Ein Stück versuche ich zu humpeln, dann bringt mich eine Fahrradrikscha die 200 m zum Hotel 'Maria' zurück - Brigitte verspricht morgens nach mir zu schauen - ich schlafe schlecht.
Morgens ist dann die Schwellung natürlich da und die Bewegungseinschränkung größer, als abends. Ich verbringe zwei Tage im 200m - Dreieck zwischen 'Jojo's' ( Frühstück + WiFi ) , Hotel 'Galaxy', in das ich mit Tragehilfe von Jean-Claude umziehe, weil es ein schönes sauberes Zimmer mit weicher Matratze hat und dem kleinen Supermarkt, der mir Kekse, Wasser und Klopapier beschert.
Am ersten Tag schaffe ich es mit 'Dileehs' Hilfe (ein schmutziges arbeitsloses Kerlchen, das Englisch spricht und gerne Trinkgelder für Gefälligkeiten kassiert) per Taxi einen 2 Meter breiten Laden aufzusuchen, in dem ich für knapp 2000 Rupies (teuer für Indien; noch immer billig für Deutschland) eine Knie-Manschette und eine Krücke (Made in France) erstehe. Am zweiten Tag schaffe ich es schon zu Fuß zu einem anderen Lädchen, wo ich eine Sportsalbe und ein Eispack kaufe. Nebenbei lese ich ein köstliches Buch von Alex
Capus ...
'Never give up' - ist die Devise - das Knie könnte dicker sein ! - denke ich am zweiten Tag.
Ich mache zaghafte Übungen, kühle, lese, schreibe, esse, trinke, schlafe - und beschließe am nächsten Tag weiterzureisen, obwohl sich die Wege von Miza und mir dann nur im Zug kreuzen werden; denn er wird nach Kolkata kommen, während ich nach Santiniketan fahre - aber er hat mir angedeutet, dass der Hintergrund des Unfalls seines Vaters politischer Natur sei, so dass ich ohnehin nicht mehr allzusehr auf ihn baue, weil er sich um so vieles 'kümmern' muss, in das er mich nicht 'verwickeln' will ... - und meine Zeituhr läuft unbarmherzig weiter ... !
Nach erholsamer Nacht packe ich den leichten 7,5 kg Rucksack nach hinten, den 4,5 kg Handrucksack nach vorn, die Knie-Manschette sitzt links unten, die Krücke halte ich rechts oben und los geht es zur Bushaltestelle an der Parkstreet, wo ich einen Bus zur 'Howrah-Railwaystation' erwischen muss, um den Zug nach Santiniketan zu nehmen.
Indisches Museum Kolkata |
Zunächst besuche ich morgens das Indische Museum, das eine moderne schön angelegte Ausstellung zu einzelnen Tempelfunden in Indien bietet: Sandsteinfiguren mit Darstellungen von Shiva, Ganesha und Buddha in großer Zahl und gut ausgeleuchtet; auch Textilien aller Arten, sowie Elfenbein- und Holzschnitzkunst aus verschiedenen Epochen - wunderschön ; )
Die erdgeschichtliche und zoologische Abteilung scheint dafür noch im Originalzustand aus der Zeit der Museumsöffnung zu verharren - das 200jährige Jubiläum wird gefeiert: Erbärmlich mottenzerfressene Löwen, zerrupfte Geier, verstaubte Vögel aller Art starren blicklos durch milchige Vitrinenscheiben. Ein großer Raum scheußlich schlecht beleuchtet birgt riesige schwere Holz-Tischvitrinen mit blinden Scheiben unter denen mineralisch Fossiles vermutet werden kann.
Auf dem Rückweg telefoniere ich mit Miza, dem Couchsurfer, um mich für den nächsten Tag anzukündigen. Dann treffe ich auf Jean-Claude und Brigitte, die Schweizer von der Sundarbantour und wir verabreden uns für 17.30 h - sie wollen zum Victoria Monument, wo eine 'Historical Lightshow' stattfinden soll.
Zwei Stunden verbummele ich mit Schreiben; dann ziehen wir los mit Metro und weiter zu Fuß - holen viel zu früh Karten - nur 20 Rupies ? ... es ist verdächtig leer !
Eine Stunde später wissen wir warum: Auf winziger Leinwand vor dem erhabenen Victoria Monument, aber halbleeren Stuhlreihen, werden zu englischem Geschichtsgeplauder über die Kolonial- und Folgezeit Kolkatas ein paar blasse schwarz-weiß Aufnahmen gezeigt, immer mal mit rot grünen Lichtern in den Bäumen oder am Gebäude erhellt und mit dramatischer Musik untermalt.
Zweimal bin ich am Einnicken; dann ist es vorbei. Technisch ist Indien wohl doch trotz wachsender Computerbranche noch nicht ganz im Beamer-Zeitalter angekommen ; )
Eine Präsentation dieser Art wäre in der Realschulprüfung jedenfalls durchgefallen ; )
Auf dem Rückweg von der Metro zur Sudderstreet quatscht mich ein Buchhändler am Straßenrand an - ich lasse mich ablenken, drehe mich rum 'I'm Malala' fällt mir ins Auge, das Buch, das ich zu Hause liegen habe ... - ich hätte einfach stehen bleiben können ... - aber die nächsten beiden Schritte sind erstmal meine letzten: Der Bordsteinkante nicht gewahr werdend tritt mein linker Fuß mit der Spitze nach unten die Ferse bleibt oben und ich liege schreiend auf der Straße - das Knie ist wiedermal weggebrochen - der Schmerz unbeschreiblich ...
Eine Menschentraube bildet sich - Brigitte bemüht sich - nach geraumer Weile erst kann ich mich aufsetzen ... - 'aus der Traum' ist mein erster Gedanke !
Ein Stück versuche ich zu humpeln, dann bringt mich eine Fahrradrikscha die 200 m zum Hotel 'Maria' zurück - Brigitte verspricht morgens nach mir zu schauen - ich schlafe schlecht.
Morgens ist dann die Schwellung natürlich da und die Bewegungseinschränkung größer, als abends. Ich verbringe zwei Tage im 200m - Dreieck zwischen 'Jojo's' ( Frühstück + WiFi ) , Hotel 'Galaxy', in das ich mit Tragehilfe von Jean-Claude umziehe, weil es ein schönes sauberes Zimmer mit weicher Matratze hat und dem kleinen Supermarkt, der mir Kekse, Wasser und Klopapier beschert.
Am ersten Tag schaffe ich es mit 'Dileehs' Hilfe (ein schmutziges arbeitsloses Kerlchen, das Englisch spricht und gerne Trinkgelder für Gefälligkeiten kassiert) per Taxi einen 2 Meter breiten Laden aufzusuchen, in dem ich für knapp 2000 Rupies (teuer für Indien; noch immer billig für Deutschland) eine Knie-Manschette und eine Krücke (Made in France) erstehe. Am zweiten Tag schaffe ich es schon zu Fuß zu einem anderen Lädchen, wo ich eine Sportsalbe und ein Eispack kaufe. Nebenbei lese ich ein köstliches Buch von Alex
Capus ...
'Never give up' - ist die Devise - das Knie könnte dicker sein ! - denke ich am zweiten Tag.
Ich mache zaghafte Übungen, kühle, lese, schreibe, esse, trinke, schlafe - und beschließe am nächsten Tag weiterzureisen, obwohl sich die Wege von Miza und mir dann nur im Zug kreuzen werden; denn er wird nach Kolkata kommen, während ich nach Santiniketan fahre - aber er hat mir angedeutet, dass der Hintergrund des Unfalls seines Vaters politischer Natur sei, so dass ich ohnehin nicht mehr allzusehr auf ihn baue, weil er sich um so vieles 'kümmern' muss, in das er mich nicht 'verwickeln' will ... - und meine Zeituhr läuft unbarmherzig weiter ... !
Traveller-Lyrik an der Zimmerwand im 'Maria' |
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