Mittwoch, 18. September 2019

Beschauliches Bunaken: Eine Schnorchelwoche im Marine Park




Nur eine Bootsstunde von Manado, das übers Meer noch in Sichtweite ist, liegt die Taucherinsel Bunaken im ältesten Nationalparks Sulawesis.
Da ich gehört habe für Schnorchler sei es auf der Ostseite am besten, schleppe ich meinen Rucksack erstmal 1,5 km den Mangrovensaum entlang bis zum 'Kuskus' Dive-Resort, das zumindest menschliche Anwesenheit bietet; denn andere Resorts schienen komplett leerstehend (auch im Office niemand anzutreffen) zu sein.
Son, der Betreiber,  lässt sogar ein wenig mit sich handeln, denn auch bei ihm stehen die Hälfte der Bungalows leer. Mein Hüttenidyll hat ein blaues Moskitonetz und eine orangefarbene Hängematte; das Essen ist gut und reichlich, sogar Internet und erstmals die Möglichkeit per Kreditkarte zu zahlen … - was will frau mehr für knapp 20.- Euro am Tag ?





Nach 24 Stunden kenne ich den Haken: Ein Dieselgenerator der zum Befüllen der Tauchflaschen läuft, steht direkt im Hof und tuckert mit Ausdauer und nervtötender Lautstärke von sieben bis halbneun (Frühstück !) und von 16.00 - 20.00 Uhr auch noch ! Wie soll frau da entspannen ?









Die eigenständigen Schnorchelversuche vom Ufer aus sind nicht sehr erfolgreich, denn eine extrem hohe Schwankung zwischen Ebbe und Flut legt den Mangrovenstrand komplett trocken oder überflutet ihn bis zum ersten Liegestuhl. Das heißt bei Flut weit raus bis zur Riffkante schwimmen, dort ein wenig entlang ('Be careful with the currant !') und dann wieder einen weiten Weg zurückschwimmen, bevor die Kräfte erlahmen. Bei Ebbe geht gar nichts !


Also nehme ich an einem Tauchgang der anderen Taucher, die mit dem Boot rausfahren als Schnorchlerin teil:
'Pangalisan', ein Riff an der Nordostküste, sowie ein zweiter Spot vor der Miniinsel 'Siladen' sind beides herrliche Stellen auch für Schnorchler.
Vor allem vor Siladen, wo das Riff stufig eine Wand herabzieht ist es wundervoll und ich sehe meine erste Schildkröte und treibe in riesigen Fischschwärmen - fühle mich quasi als Teil von ihnen, denn sie nehmen mich in ihre Mitte auf - magisch ; )

















Als ich den Dieselgenerator nach drei Nächten satt habe, packe ich meinen Rucksack und ziehe direkt an die Südostecke des Dorfes zu den '4sisters'. Gleicher Preis, gutes Essen, schöner Terrassenblick direkt aufs Meer - ich bin der einzige Gast - das einzige Dauergeräusch ist das Lachen von Kindern und das Rauschen der Wellen !





Am Südufer lerne ich 'Bert' kennen, einen 72jährigen Deutschen, der gerade seine Memoiren schreibt und mir die Hälfte davon erzählt. Er wohnt hier mit seiner 30 Jahre jüngeren Ehefrau, die er als Witwe (Motorradunfalltod des Ehemannes) mit drei Kindern vor 5 Jahren kennengelernt hat.
'Die Miete ist teuer hier', sagt er mit schelmischem Grinsen, '1000.- Euro ... ' - ich runzele die Stirn, '... im Jahr !' fügt er hinzu.






Für knapp 5.- Euro hatte er mir bereits eine Schnorchelmaske für drei Tage geliehen; nun habe ich eine Maske von abreisenden Deutschen erhalten und miete mir ein Kajak bei ihm, was sich als echt genial erweist.
Spiegelglatt ist morgens das Meer, als ich gegen 8.30 h lospaddele über die unangenehme Zone hinaus zum südwestlichen Riffrand bis 'Lekuan II' und dann mit der Strömung entlang des Riffsaums schnorchele - das Kajak an der langen Leine ums Fußgelenk gebunden mit mir ziehend.
Wenn ich müde bin oder abtreibe, kann ich aufsteigen und wieder paddeln - sehr ideal.
Nachmittags gegen 15.00 h schaffe ich es bis 'Lekuan III', dem besten Riffteil: Ich bekomme mehr und mehr ein Gefühl für die Strömung, die Fische, die Details im Riff ... - und traue mich auch mal
1-2 Meter runter zu tauchen, um die hübschen Anemonenfische in den sanft schwingenden Weichkorallen näher zu betrachten.





Mit 'Blue shark' fahre ich mit zwei spanischen Tauchern raus und zahle nur die Hälfte für die Mitnahme wie beim 'Kuskus' - langsam fühle ich mich immer ausdauernder und sicherer unter Wasser. Mittags lese und erhole ich mich oder lausche einfach den Wellen.
Abends steht ein gelborangefarbener Vollmond vor meiner Terrasse überm Meer.






Auch das Dorfleben ist hier gut zu beobachten. Jeder grüßt freundlich - viele spielende Kinder, Großversammlung mit Mikrofon-Kommentator am staubigen Fußballplatz, wenn der Ball getreten wird; Gebetskreise in Innenhöfen nach Alter und Geschlecht sortiert, männlicher Kirchenchor bei der Probe ... - der muslimische Dorfteil ist weit im Westen - der Muezzin nicht zu hören ; )





Vor den Haustüren werden ständig Blätter gefegt und ich sehe gefüllte Müllbeutel am Straßenrand !!!



Bert erklärt mir abends beim Tee so einiges. Er meint das Meer um Bunaken sei seit einiger Zeit sauberer geworden, der Müll, den man noch ab und an fände, käme aus den Abflussrohren Manados …  Seit zwei Jahren gebe es in Bunaken eine Müllsammlung, die per Boot einmal wöchentlich nach Manado gebracht werde ... - "... um dort ins Meer gekippt zu werden ?", sage ich lachend.






Ich erzähle ihm vom Gespräch mit 'Tomoko', einer jungen Japanerin aus dem 'Kuskus', die als Profitaucherin an einer Säuberungsaktion auf 'Bora Poki' teilgenommen habe; einer phillipinischen Minitaucherinsel, die für 6 Monate komplett 'geschlossen' wurde, weil die Vermüllung so groß war.
Sie sei erstaunt gewesen, nur ein Jahr später nach der Riffsäuberung wieder deutlich bessere und erholtere Unterwasserwelt vorgefunden zu haben.






Schön solch positiven Input am Ende des Sulawesi-Aufenthaltes mitzunehmen, denn ich habe auch vieles gesehen, was mir nicht gefallen hat ... (Brände, Müll, Abgase ...)
Tja, mein letzter Schnorchelgang ist dann auch eher Frust: Scheinbar haben wir eine Strömung aus Manado erwischt, denn das Meer wimmelt von Plastiktüten. Ich sammle Windelverpackungen, Chipstüten und Einkaufstüten im runden Dutzend, knäule sie zusammen, stopfe sie in eine der Tüten und verknote sie an meinem Bikinislip. Der zweite Gang versöhnt mich wieder, denn ich sehe viele Schildkröten - einfach majestätisch, wie sie durchs tiefe Blau gleiten - und sehr verschiedene Korallen im besten Vormittagslicht.
Jeder Einzelne von uns sollte wirklich alles dafür tun diese herrliche Unterwasserwelt zu schützen !
NO PLASTIC ANYMORE - NOWHERE !!!
















Langsam muss ich ans Packen denken, denn morgen werde ich weiterreisen nach Tokyo in eine sicherlich vollkommen andere Welt.


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