Dienstag, 22. April 2014

Luxuszug nach Bhopal und zwei Nächte in Sanchi

Es soll meine erste entspannte Zugfahrt werden. Eine Landschaft mit blühenden Choli-Bäumen breitet sich vor mir aus. 

 

Im Luxuszug herrlich gekühlt genieße ich 5 Stunden Zugfahrt in Gesellschaft von Leena, 41 Jahre, aus Delhi, 2 Kinder, die ihren Mann für einen Sonntag in Bhopal besucht (er arbeitet mit 2 Jahresvertrag dort). Sie ist Brahmanin und Anhängerin von 'Saibaba', vom Hinduismus weiß sie ihrer Aussage nach nicht sehr viel. Sie spricht fließend Englisch, arbeitet in einem 'governement office', lädt mich gleich für meine nächste Indienreise nach Delhi ein und gibt mir Tipps für die Weiterreise. Wir unterhalten uns auch über Kinder, Liebes- und Arrangierte Ehen - auf sie trifft beides zu, lächelt sie glücklich .... - unter ihrer Erzählung entsteht ein so anderes Indien, wie ich es täglich draußen sehe - brahmanisch eben.



Wir verabschieden uns am Bahnhof von Bhopal, wo ich mich sofort nach einem Zug nach Sanchi erkundige, das ich im Durchrauschen bereits eine halbe Stunde zuvor gesehen habe - aber der Superexpress hält eben nicht überall. Ich habe Glück, denn ein Zug fährt bereits um 15.00 h - eine halbe Stunde Zeit den Bahnsteig zu finden. Leider ist es ein Bummelzug mit 50 Minuten Verspätung, der nochmal 45 Minuten Fahrt braucht. So sitze ich die heißeste Zeit doch wieder brütend am Bahnsteig und es wird 17.00 h bis ich das Nest Sanchi erreiche und im Hotel 'Krischna' ein aufgeheiztes Zimmer beziehe.


Beim Abendessen im Hotel lerne ich die jung gebliebene 67jährige Diane aus USA kennen, die allerdings in Istanbul lebt und mit gefühlten 1,50 m / 50 kg äußerst unamerikanisch, eher indisch adaptiert daherkommt. Wir verplaudern den Abend und beschließen uns die Motorrikscha nach Udaigiri am nächsten Morgen zu teilen. Sie schwärmt mir vom schönen Orccha vor - tja, Gwalior war ein Fehlgriff - ist aber nicht zu ändern bin halt etwas in Zeitnot.





Eine halbstündige gemütliche verkehrsarme Überlandfahrt führt uns früh um 7.30 h über ein malerisches Flüsschen zu in Sandstein gehauenen Höhlentempeln aus dem 4. und 5. Jahrhundert. Erstmals ohne Krücke unterwegs, bin ich happy den Bergrücken hoch und auch auf der anderen Seite wieder runter zu kommen.

 

Die Aussicht ist herrlich - ein angenehmer noch kühler Morgenwind weht und auf der Rückfahrt halten wir noch am Fluss, wo an einem kleinen Hanuman-Tempel die Leute baden und Wäsche waschen.
Diane will zum Zug - ich zur großen Stupa bevor es zu heiß wird - so verabschieden wir uns zurück in Sanchi dummerweise flott ohne Austausch der mailadressen ... - schade.

 

Die große Stupa von Sanchi stammt aus dem 3. Jahrhundert vor Christi und ist somit eines der ältesten religiösen Bauwerke des Subkontinents. Ich bin tatsächlich vor allem von den vier 'Toranas', den in die vier Himmelsrichtungen weisenden Torbogen zur Stupa beeindruckt, die mit äußerst detailreichen Reliefs der Geschichte Buddhas geschmückt sind.
 

Einst Pilgerort unter dem Maurya-Kaiser Ashoka wurde es beständig vergrößert, fiel aber nach dem Niedergang des Buddhismus in eine Dornröschenschlaf und wurde erst 1818 von der Bengalischen Kavallerie wieder entdeckt. Wieder einmal der gute Sir Alexander Cunningham förderte 1851 zwei Reliquienbehälter aus Speckstein mit Knochen zweier namentlich benannter Gefährten Buddhas zutage - sensationell ! ... und so wurde Sanchi ab 1912 wieder zum Pilgerort - die Reliquien werden einmal jährlich hier ausgestellt.
Zwei Stunden lasse ich mir Zeit die Tore und das Stupagelände mit Mauerüberresten auf mich wirken zu lassen - dabei werde ich von Scharen von Sonntagspilgern immer wieder um Fotos gebeten - bis ich scherzhaft die Hand aufhaltend 'Five Rupies' fordere - und in erstaunt- erschrockene Gesichter blicke; bis sie es kapieren und mit mir lachen - und natürlich ihr Foto schießen dürfen.



Um 12.30 h falle ich ermattet ins Museum ein, das sich schnell 'abhaken' lässt und bin dann dankbar für eine ausgiebige Pause im Zimmer. Der Versuch gegen 17.00 h ein Zugticket für den nächsten Tag zu holen scheitert: Der Schalter ist nur bis 16.00 h geöffnet. Drei ATM-Automaten muss ich abklappern, bevor ich zu Geld komme. Morgen steht wieder eine lange Zugfahrt an: Neun Stunden bis Jalgaon - dem Ausgangspunkt für den Besuch der Höhlen von Ajantha und Ellora. 

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