Donnerstag, 21. November 2019

Karibiktörn III: Von Grenada über Bonaire bis Curacao

In Grenada heißt es Abschied nehmen von drei Passagieren - Crewwechsel: Während der Skipper die drei zum Flughafen bringt und seinen Kumpel Q abholt, habe ich einen Tag frei, den ich zum Bummeln nutzen will.





Am Markt plaudere ich mit Engländern, die hier seit drei Jahren leben und das süße Nichtstun beherrschen und lasse das Alltagsleben an mir vorüberziehen.
Im 'House of Choclate' lerne ich bei einem leckeren 'Kakaotee' Sarah kennen, die an einem zweiwöchigen Törn teilnehmen möchte. Gemeinsam wandern wir anschließend am Hang entlang um die Bucht zum 'Victory', wo sie ihre und ich meine Gruppe wieder treffe. Wir verlassen St. George mit dem Schiff, um im Süden in der 'Prickly Bay' zu ankern.




Nach letzten Vorbereitungen am Samstag - Wasser bunkern - Einkäufe erledigen - ist der Sonntag frei und ich beschließe zu wandern; denn ab Montag werden wir 4 Tage und 3 Nächte am Stück segeln, um die 400 Seemeilen entfernt liegende Insel 'Bonaire' zu erreichen. Wir müssen dabei einen Sicherheitsabstand zur venezolanischen Küste einhalten, da im Zuge der politischen Unruhen im Land die Piraterie zugenommen hat und Segler in Häfen mit Waffengewalt überfallen wurden.
'Polamar' auf St. Margerita kann daher nicht mehr angesteuert werden; auch Trinidad und Tobago sollen unter der Situation leiden.




















Ich werde also mit dem Dingi an der 'Prickly Bay' abgesetzt und laufe bergan auf die drei Sendemasten zu hinter denen sich die Bucht von St. George mit den Stränden, z.B. 'Grande Anse' befindet. Das letzte Stück geht es durch mannshohes Gras an den Masten vorbei und wieder bergab, wo ich 'Chris' mit seiner Machete treffe, der hier am Wochenende sein Feld am Hang pflegt.






Er empfiehlt mit den nahen 'Dr. Groome-Beach' für einen Zwischenstopp und nimmt mich ein kurzes Stück im Auto mit, damit ich die Abzweigung besser finde.
Der Strand ist idyllisch und nach einem angenehmen Schwimm plaudere ich mit einem bayrischen Paar, das hier Urlaub macht. Wieder hoch zur Straße folge ich ein wenig der Hauptstraße, biege dann aber auf eine Nebenstraße ab. Dort erfahre ich nach kurzem Irrweg, dass es einen steilen Fußpfad zurück in die andere Bucht gibt.






Diesem folgend treffe ich auf Clive, der den Pfad täglich zum Einkaufen geht. Als wir nach gut 30 Minuten oen ankommen ist der Blick vom Kamm nach rechts und links grandios !
Clive freut sich und sagt: 'God bless me, that I can live on this beautiful Island'. Während er die höchste Hütte am Hang ansteuert, um seinen Kindern Erbsensuppe zu kochen, mache ich mich auf den Weg ins Tal - die Sendemasten linken am nächsten Höhenrücken rechts von mir - und erreiche in brütender Hitze die Hauptstraße.






























Nach einem kalten Mangosaft beim 'Inder' an der Ecke kehre ich in der 'Old Brewery' ein, wo ich nett mit der amerikanischen Studentin Gabi aus Seattle plaudere und einen richtig köstlichen Hamburger esse. Von der 'Sandbar' am Strand kontaktiere ich Q, der mich mit dem Dingi abholt.























Schöner Tag mit viel 'Auslauf' - es folgen 100 Stunden Segeln auf offener See mit 5x3 Stunden Nachtwache - allerdings bei grandiosem Vollmond und überwiegend gutem Segelwind.
Am ersten Tag gleich ein Highlight Eine Schule Delfine schwimmt um den Schiffsbug - ungefähr 20 kleine Tümmler - wunderschön anzusehen ... - ich muss es genießen ohne die Kamera zu holen !
Kaum ist das 'Blister' unter vollem Wind, kracht es zum zweiten Mal runter ... - und kaum ist es geborgen, ratscht die nagelneue Angelschnur durch:
Ein schöner großer Gelbflossen-Thunfisch hängt an der Angel und kämpft eine halbe Stunde lang - kurz bevor der Skipper ihn von der Plattform an Deck wuchten kann, reißt der Haken aus und der Fisch ist weg !



Enttäuschung bei den Männern - ich gönne dem Fisch durchaus das Überleben !
Nach den ersten 25 Std. sind 120 Seemeilen geschafft - wir fahren ohne AIS, um den eventuell auf See befindlichen Piraten kein Ziel zu bieten. Mehrere Tanker und Fischtrawler kreuzen unseren Weg und werden vor allem nachts beobachtet, um Kollisionskurs zu vermeiden.
Auch dunkle Regenwolken müssen im Auge behalten werden - heftiger Wind könnte Segeleinholen erfordern. Das vom Skipper zum dritten Mal nun mit neuem Haken versehene Blister-Segel verschafft uns 6 bis 7 Knoten in heftig rollender See.






Am dritten Tag Flaute: Mehrfach setzten wir die Genua von Steuer- nach Backbord oder umgekehrt und machen dennoch nur 3 bis 4 Knoten. Leises Dauerpiepen des Autopiloten, essen, trinken, schlafen, plaudern, dösen, Mond angucken, so vergeht die Zeit auf 15,5 x 4,5 m Boot im weiten Meer.







Am vierten Tag um 15.45 Uhr ratscht die Angel erneut durch: Wir fangen einen ordentlichen, aber etwas kleineren Gelbflossen-Thunfisch. Er kämpft ungefähr 25 Minuten, dann hat er verloren und wird auf der Plattform am Kopf abgestochen und mit der Klappe bedeckt. Immerhin hat er es zuvor geschafft die Angelroute zu zerbrechen.
Erst bei Dämmerung erreichen wir die Bucht von 'Kralendijk' auf Bonaire, die so geschützt und spiegelglatt im glasklaren Wasser liegt wie kein Liegeplatz zuvor.






Wir dürfen hier nur an einer Boje anlegen, die in der Dunkelheit nicht leicht zu finden ist.
Während ich leuchte, filetiert Q den Fisch und er wird in Steaks zerlegt, die mehrere Schüsseln füllen. Spät gibt es ein festliches Thunfischmahl mit Aioli - keine Beilagen - und einem Schluck 'Bordeaux' dazu.





Bei Tageslicht bietet Bonaire ein schönes Bild: Bunte niederländische Häuschen, klares Wasser, ein kleines Hausriff mt Fischen ... - ich verbringe den Tag mit einem Ortsbummel und drei Stunden Bootstour inklusive einer Schnorchelstunde in der Riffdrift vor 'Klein-Bonaire', der vorgelagerten Insel mit Naturschutzgebiet. Hier gibt es zur Zeit drei Schildkrötengelege und eine Schildkröte zeigt sich mir beim Schnorcheln.








 


Das Riff ist erkennbar, aber viele Korallen trotz Schutzgebiet stark geschädigt oder abgestorben.
Abends zum 'Polarbier' aus Venezuela kommen die Stechmücken gratis - willkommen an Land !






Nach Regenwasserdusche starten wir am frühen Morgen per Motor durch zur letzten Etappe: In knapp 30 Meilen Entfernung liegt Curacao, wo wir gegen 15.00 h in den wunderschön gewundenen Naturhafen von 'Spanish Water' einlaufen.
Ein letzter Tag an Bord - ich versuche den Männern mit einem lukullischen Frühstück und dem Skipper mit einem 'Caribean Sea Map'- Handtuch eine Freude zu machen - ob es mir gelungen ist, sei dahingestellt ...







Zur 'Immigration' müssen wir mit dem Bus nach 'Willemstad' fahren.
Von dort holt uns ein amerikanischer Freund Qs ab, um uns seinen Katamaran zu zeigen, an dem er seit 12 Jahren baut. Da er schon 72 Jahre zählt, fällt ihm der 'Endspurt' verständlicherweise schwer.
Er arbeitet und lebt mit seiner Frau auf einem gepachteten Grund direkt am Wasser.
Mit Begeisterung führt er uns herum und die Größe des Projektes beeindruckt mich wirklich.
Ob das Schiff je fertig wird, weiß er selbst nicht; aber toll dass er diesen Traum auch im Alter nicht aufgibt - es gibt nichts Gutes, außer man tut es !




Entgegen der eigentlichen Planung verlasse ich den Skipper und sein Boot noch am selben Abend:
Wie es dazu kam ? Das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden - jedenfalls nicht in diesem blog ; )
Der erste Eindruck von 'Willemstad' ist positiv - es sieht aus, als könne frau sich hier prima von den Anstrengungen eines dreiwöchigen Segeltörns erholen !













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