Dienstag, 30. Juli 2013

ECO-Tourismus in Bonito

Bonito hat eine Hauptstraße und zu jeder Seite ca. zwei bis drei Nebenstraßen (amerikanisches Schachbrettmuster). Entlang der Hauptstraße liegen im Zentrum fast ausschließlich Touristen-Läden und 'Agencias'.
 Holzpapageien, -tukane, -kaimane, -leoparden in allen Größen und Farben, Indianermasken, -schmuck, -handabeiten aller Art, den heiligen Franziskus mit Tieren, Negerengelchen oder als Kreolinnen bemalte Kalebassen, T-Shirts mit Tiermotiven in allen Variationen,  kleine und große äußerst geschmacklose Tongefäße ... - Kitsch ohne Ende.
 






Die Agencias tragen phantasievolle Namen, wie Ecotours, Bigtour, Muito Bonito, Bonitour, Aguatourismo, H2O-Ecotours, Terretourismo und, und, und - und alle wollen Geld verdienen - wenigstens ein Mal im Jahr zur Hochsaison  ; )
Nicht zu vergessen die Transportunternehmen, die unabhängig von den Touren extra, aber ebenfalls über die Agencias gebucht werden müssen.  Alleinreisende Frauen scheinen da ein besonders beliebtes Opfer zu sein. 'Make you comfortable - take your own driver' ! 'Grouptransfer not available - sorry - high season' !
Viel Kitsch, wenig Kult - viel Geld,  möglichst wenig Leistung, scheint die Devise zu sein.
Die Restaurants bieten von Jacaré über Strauß, Frosch und Capivara alles an, was Beine hat - für ein Gericht mit Jacaré- oder Straußenfleisch zahlt frau schlappe 30.- Euro aufwärts - ein Rindersteak ist schon ab 12.- Euro zu haben.




ECO-Tourismus - alles in privater Hand - die Fazendabesitzer sind naturliebend - und bestimmen die Preise ... - und Korruption ist auch noch im Spiel, wie mir eine Mitarbeiterin von Bonitaway ('I can understand you, I'm from Costa Rica, you know, it's not allways understandable, how they manage here ...) vertraulich mitteilt.
Die ersten vier Buchstaben stehen wohl für: easy cash over tourists - hier ein paar Anekdoten:
Der Buchungsvorlauf über Luciano war schwierig genug, aber hier war ich nun auf die einmal gewählte Agentur festgenagelt, da ich die Hälfte vorher anzahlen musste. In Bonito angekommen, musste ich zunächst  äußerst nachdrücklich versichern, dass ich bei 6 Grad keine Schnorcheltour antreten werde - Stornierung für zwei Aktivitäten war endlich möglich.

 

Die Gruta Azul war wegen des Transportes äußerst überteuert - wie sich herausstellt.
Die Sucuririver-Schnorcheltour - zunächst nur verschoben - ist im Tourismusbüro, wo ich spaßeshalber frage, ebenfalls für die Hälfte zu haben - faule Ausreden (interessanterer Flussabschnitt, mit lunch included) nicke ich kommentarlos ab - und bitte um Umbuchung, um zwei Touren verbinden zu können, die interessanter sein sollen und letztlich um Geld zu sparen.
Nun wird es schwierig: Angeblich klemmt es mit dem extra zu zahlenden Transport, weil der Van-Gruppentransport ausgebucht ist - Individualtransport: 150.- RS !  Ich glaube kein Wort und mache deutlich, dass beide Touren mit Gruppentransport machbar sein müssen, oder ich gar nichts buche.
Etliche Telefonate und eine Stunde später ist das Ziel erreicht. Der Transport kommt vom internationalen Hostel und muss Cash gezahlt werden. Für Hin- und Rückfahrt insgesamt 3 Stunden - 50km geht es nun für 55.-RS  (Zum Vergleich: Gruta Azul - 20min., 20km -  80.-RS)
Geht doch ! Es lebe der ECOTourismus - und meine Hartnäckigkeit ; )
Die heutige Baumklettertour war nett, aber keine Herausforderung und mit 32 Euro ebenfalls zu teuer (in Seulberg bekommt man mehr fürs Geld) - und hinradeln musste ich für 5 Euro Radmiete selber.
 Immerhin war ich die einzige, war blöderweise auch noch zu schnell ('normaly people scared - take one hour'), wie der guide meinte und wollte die vom extra mitlaufenden Fotografen auf CD gebannten Bilder für weitere 35.- RS leider nicht kaufen. Hatte halt schon die 10.-RS 'Wetsuite' extra bezahlt, weil mir von der Agency keiner gesagt hatte, dass die Tour auf einer Seilrutsche im 13 Grad kalten Wasser landet - 'good fun' - wäre bloß etwas frisch mit nassen Klamotten beim Zurückradeln.
So hangele ich mich von Abenteuer zu Abenteuer und harre der Dinge, die mich morgen erwarten.

 


Tja, und da ist er: PERFECT DAY II ; )
Morgens mit nur 20 minütiger Verspätung Aufbruch zum 'Boraco das Araras' (Papageienloch) - einstündiger Rundgang um ein 100 m tiefes bewachsenes Felsloch (eingebrochene Höhle, zweitgrößte der Erde) mit Tümpel unten - dort leben kannibalistische Kaimane ; ) kein Witz: Die Alten fressen die Eier und Jungen; wenn Junge es schaffen älter zu werden, fressen sie die Alten - das nenne ich Effizienz !
Im Felsabbruch des Loches nisten die 'Macaos' - große rot-blaue Aras. Wunderschön und immer paarweise umkreisen sie das Loch, bevor sie am Nest oder in den Bäumen ringsum landen. Fast verschwunden, hat sich ihr Bestand nun wieder auf ca. 100 vermehrt. Ein gutes Dutzend bekommen wir zu Gesicht.
Anschließend weiter zum Rio da Prata - sonnig warm, aber noch mit Pulli unterwegs. Um 11.30 h 'wetsuits' und Unterweisung: Das 'flutuacao' beginnt im flachen 20 Grad warmen Quellgewässer des Flusses.
Nach 3 km-Marsch durch den lichten Wald am Fluss steigen wir mit Schnorchel ein, schwimmen im seichten Becken eine Proberunde und folgen dann dem Flusslauf abwärts.
Das Wasser ist absolut glasklar und mindestens 6-7 verschiedene Fischarten, die direkt zwischen uns schwimmen, können wir sehen. Insgesamt soll es 59 verschiedene Arten geben; wir sehen massenweise große goldene armlange Doraden, grauschwarze rundgeformte riesige 'Picos', silberne Karpfenähnliche, kleinere gelbe mit schwarzen Flecken, gelbliche mit orangen Schwanzspitzen .... und, und ... winzige Fischlein aller Art.
Nach zwei Stunden Augenschmaus, einer kurzen Stromschnellenumgehung und dem Hinausschwimmen in den Hauptfluss wird das Wasser dort plötzlich empfindlich kalt, schlagartig trüber und fischloser ... - dankbar krabbeln wir ins Boot, ziehen uns flott um und werden im Pickup zurück zur Ranch und zum Mittagessen kutschiert.
Ich futtere ausnahmsweise alles, was reinpasst: Es ist schon 14.30 h  - schwimmen macht hungrig und das Buffet ist klasse !
Anschließend ist bei einem Kaffee nochmal Papageienshooting und warten auf den Rest der Fahrgemeinschaft angesagt. Bei taumhaftem Sonnenuntergang fahren wir zurück nach Bonito- spitze war's ; )
Tudo bem !









Auch der nächste Tag ist warm und sonnig. Ich radele nochmal auf Umwegen zum 'Balneario municipale' - dem öffentlichen Flussschwimmbad (schlappe 7.- Euro Eintritt, bei 13 Grad Wassertemperatur), wo frau jedoch nicht nur zwischen Fischen schwimmt, sondern auch jede Menge Affen, Vögel, Schmetterlinge und ... Highlight am Schluss: nochmal einen rot-blauen und einen blau-gelben großen Ara zu Gesicht bekommt. Die beiden fliegen mitten zwischen die Volleyballer und ziehen dann eine regelrechte Show ab: Zetern, Schnäbeln, Hacken, Rollen um den Ast drehen, Runden fliegen - 30 Fotoshooter sind für 40 Minuten beschäftigt.
Dann geht's im strammen Radeltempo zurück, denn - tatsächlich fast pünktlich -kommt um 19.00 h meine Mitfahrgelegenheit direkt nach Foz do Iguacu: Eine internationale Reisegruppe, die noch einen Sitz frei hat. Zweitausend dadong-dadongs später erreiche ich nach kalter 12stündiger Busfahrt Foz gegen 7.30 h und checke 100 Meter weiter in einem Hostel ein.
Danke, Ana, von Bonitoway - das war mal eine klasse Direktverbindung ohne Stress ; )

Schlussbemerkung: Tja, Freunde, das Beste findet ihr hier nicht:: Die sagenhaften Schnorchelgefühle zwischen den bunten Fischen  im Rio Prata - den 100fach grünschillernden 'Beija Flor' (Kolibri) in der roten Blüte mit 1000fachem Flügelschlag - das Geschrei der Aras beim Flug über das 'Buraco' ...

Wie sagen die weisen Chinesen: Einmal gesehen ist besser, als tausend Mal studiert !











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