Donnerstag, 13. Februar 2014

Der Weg ist das Ziel: Trekking- und Kayaktour durchs Bergland bei Luang Prabang

 Um kurz nach acht Uhr bin ich die Erste und treffe bald darauf Heather, 25 J. aus Schottland, Jerry und Ali, 32 J. aus Slowenien und Astrid und Marcel, +- 40 J. aus der Schweiz.
Am ersten Tag wandern wir nach einer Stunde Songthaew-Fahrt und Flussüberquerung per Fährboot insgesamt ungefähr 5 Stunden zu einem Khmu-Dorf.


Das anstrengende daran ist das ständige Kreuzen, bzw. Waten durch Bäche - das erste Dutzend Mal ziehe ich meine Leder-Trekking-Sandalen noch aus - irgendwann gebe ich auf, latsche mit nassen Sandalen weiter, die sich dann herrlich voll Staub und Sand setzen und eine zähe Schmierschicht zwischen den Zehen bilden; bis der nächste Bach kommt.


 

Die Landschaft ist zunächst eher unspektakulär: Bambus, Wildwuchs verschiedenster Bäume, aber auch kultivierte Flächen und Teakholz-Plantagen wechseln sich ab... - und immer wieder der steinige, sandige Bach, dem es zu folgen gilt. Guide 'Mak' macht die Tour zum ersten Mal - sein Englisch ist grauenhaft - Guide 'Lep' ist ein netter kleiner Kerl, der zwar den Weg kennt, aber noch weniger Englisch spricht. Gegen 12.30 h gibt es mitgebrachte Portiönchen verschiedenster gekochter, nun kalter Gerichte aus Plastiktütchen - jetzt hübsch auf einem Bananenblatt angerichtet - 'Green Discovery' eben.



Beim Weitermarsch verlaufen wir uns einmal - der Bambus sieht aber auch überall gleich aus ! - und müssen umkehren - gegen 17.00 h erreichen wir endlich 'Ban ... - wie auch immer'. Ban heißt Dorf, der Rest hat sich mir nicht eingeprägt. Neben wenigen Flechtwand-Hütten entstehen hier eifrig Steinhäuser und ein großes Schulgebäude ist fast fertiggestellt. Dennoch leben die Khmu äußerst 'basic'.



Eine Handvoll älterer Männer und Frauen hüten Dutzende halbnackter Kinder zwischen zwei und zehn - während die Mütter und Väter in Feldern und Wald arbeiten. Schon um 18.00 h wird es dunkel und damit kalt - während unsere Guides bemüht sind etwas Essbares im Dorf aufzutreiben - 'in the village people don't know we come' - und ein 'Homestay' für sechs Personen klarzumachen - sitzen wir fröstelnd herum und fühlen uns nicht recht wohl in unserer Haut.

 






 Schließlich gehe ich zu einem kleinen Feuer, um das zwei Frauen und ein Dutzend Kinder sitzen, sage freundlich 'Sabadee' und wärme mir die Hände. Marcel kommt ebenfalls und wir bekommen kleine Sitzbrettchen angeboten ... - 'kap chai lai lai' ((vielen Dank). Mit Gesten und Namennennungen fangen wir an. Eine ältere Frau stellt sich als 'Ma Pae' vor. Marcel wiederholt und alle lachen sich kringelig. 'Ma Cell' und 'Son Nja' kriegen sie auch irgendwann hin - wir lernen Namen wie Kip, Min, Dou An, On Tian und immer wieder Ma Pae ; )
Erst am nächsten Tag erfahren wir, dass die Frau Ma Paed hieß und dass Ma Pae auf Khmu 'Chilli' heißt - daher der Lacherfolg !



Nach und nach sind alle Touris und weitere zwei Dutzend Kinder versammelt und auf Marcels Anregung hin beginnen einige schüchtern, dann mit wachsender Begeisterung zu singen. Alle klatschen dazu - wir auch - Heather schießt auch einige Bilder - glücklicherweise wenigstens ohne Blitz.
Nach mehreren Liedern, als die Stimmung gerade ihren Höhepunkt erreicht hat, rufen unsere Guides uns zum Essen - sehr schade, denn das Essen ist es nicht wirklich Wert und nach und nach zerstreuen sich die Kids, wobei einige natürlich auf Beobachtungsposten bleiben.



Gegen 21.00 h ist der Reis mit Entenknochen und Gemüse gegessen, das Bier geleert, mir ist schweinekalt und ich ziehe mich ins Flechtwandhüttchen zurück - die anderen halten's noch ein Stündchen aus - , wo auf Lehmboden in 50 cm Höhe - ein Lattengerüst mit Bambusgeflecht und Matten belegt - unsere Schlafstätte wartet.
Mit Socken, doppelter Hose, Pullover und Decke bis über den Kopf gestülpt überstehe ich die Nacht mit Druckstellen an Schulter und Hüfte, sowie heftigen Nackenschmerzen.

Neben Hahnenschrei und Radiogedudel ist das rhythmische Rotz- und Rachenwürggeräusch mit Schleimabsonderung das erste, was ich beim Aufwachen höre. Mühsam quäle ich mich gegen 8.00 h raus, weil ich ohnehin nicht mehr liegen kann.
Noch kann ich meinen Atem sehen; der heiße Nescafé hat noch nie so gut geschmeckt und auch die würzige Reissuppe mit Ei hilft die Lebensgeister zu wecken.

 

Mit der Sonne, die gegen 8.30 h erwärmend über den Berg kommt, erscheint ein dick eingemummelter Motorradfahrer und das halbe Dorf versammelt sich ... - und was bringt der gute Mann ? Frischfleisch ! Und was tun die Leute damit ? Aufs Blechdach werfen - zum Trocknen - Staubpanade inbegriffen - köstlich !



Wir verabschieden uns winkend und wandern los. Heute ist die Landschaft deutlich schöner - wir müssen bloß sieben Mal den Bach queren - und schon geht es steil bergauf und bergauf und bergauf. Nach zwei Stunden sind meine Sandalen zwar endlich trocken und der Ausblick wird immer grandioser, aber dafür sticht die Sonne nun erbarmungslos. Unterwegs sehen wir immer wieder Menschen, die 20 kg schwere Teakholzklötze schleppen, entlang der steilen Pfade schleifen oder den Bach entlang ziehen.


Frauen schleppen schwere Säcke, schneiden Büsche oder treiben Vieh durchs unwegsame Gelände.
Mit kurzen Schattenpausen an Strohunterständen erreichen wir irgendwann gegen 13.00 h ein Dorf, wo uns außer zwei blondschopfigen, sonst dunkelhaarigen Kindern nur Hunde und Katzen begegnen.


Schließlich erlaubt uns eine Fau ihre Feuerstelle zu benutzen und die Guides begeben sich mal wieder auf Nahrungssuche. Unverrichteter Dinge kommen sie erst nach 35 Minuten  zurück - kein Gemüse, kein Fleisch - also gibt es Nudelsüppchen aus der Tüte mit Ei - naja !

 

Nochmal geht es bergauf; dann werfen wir einen letzten Blick über die bewaldeten Hügel hinter uns, verschwinden im kühlen Schatten meterhoher Bambusstauden und ... - steigen bald darauf auf der anderen Bergseite äußerst steil und rutschig wieder bergab.
Ich bewaffne mich mit einem handlichen Bambusstock und schicke mich ins Unvermeidliche. Ich bin gut drauf und komme gefühlt gut voran - allerdings sind die anderen deutlich schneller unterwegs - nach mehreren Wartepausen soll ich voran gehen, was natürlich in der Geschwindigkeit auch keinen Unterschied macht.



Gerade jetzt haben wir es auch alle eilig, denn am Ziel lockt der Fluss zur Abkühlung und die Sonne verschwindet schon um 17.00 h hinterm Berg. Mit schmerzenden Knien erreiche ich die Talsohle und lasse die Gruppe ziehen.
Als ich zehn Minuten später den Fluss erreiche, ist das kalte Bad das Highlight des Tages. Die Sonne geht unter und schon zwei Stunden später wird es wieder kalt.

Das Abendessen ist diesmal gelungen: Reis mit verschiedenen Gemüsen und Hähnchenstückchen mit Zwiebeln und natürlich das wohlverdiente Beerlao zum Runterspülen. Auch die Nacht ist weniger kalt, da das Haus diesmal ein Steinhaus ist und die Steinmatratzen ..., na, die bin ich ja nun schon gewöhnt ; )



Der dritte Tag bietet Relax-Programm für die Beine; dafür ein wenig Training der Armmuskulatur: Mit aufblasbaren Kayaks geht es den 'Nam Xiung' hinab, der in der Trockenzeit träge dahinfließt und uns tüchtig arbeiten lässt.
Ein paar kleine 'rapids' machen Laune, kommen aber selten vor - zwischendrin treiben wir nur, gehen schwimmen oder beobachten die Fischer, die badenden Kinder, Wasserbüffel, Enten und was sich sonst noch so im und am Wasser bewegt.

Ich sitze mit Ped im Boot, der als Steuermann keine großen Aufgaben bewältigen musste, bis wir in einer längeren Stromschnelle direkt auf eine glatte Wasserwalze zufahren. Ich denke noch, da muss doch ein Stein sein und hoffe, er steuert sicher gleich scharf links, dann denke ich noch,  scheiße, wir laufen voll drauf ... - dann dreht sich das Boot auch schon seitlich und kippt uns beide über den Rand !

Die Erfrischung ist perfekt, der Kopf noch heil, das Boot umgeschlagen, die Kamera sicher im festgeschnallten Sack - ich treibe ein wenig atemlos weiter, halte mich am Bootsring fest, kann es aber nicht umdrehen. Ped erledigt das und schwimmt dann unverständlicherweise an Land. Ich halte mich fest, stütze mich hoch und ziehe mich ins Boot. Unterdessen sammeln die anderen zwei Boote treibende Flip-Flops, Wasserflaschen und Ped auf und helfen den Schweizern, die kurz nach uns an anderer Stelle gekentert sind, wieder ins Boot.

Nun ist doch wohl Zeit für die Mittagspause: Ein gedrehtes Kayak dient als Tisch, auf dem kalter gegillter Fisch, Gemüse und der Rest 'Sticky Rice' vom Frühstück aufgetischt werden. Wunderschöne Schmetterlinge leisten uns Gesellschaft.



Eine Sonnensiesta anschließend tut gut und lässt mich fast eindösen. Dann geht es zum Endspurt: Eine weitere Paddelstunde und zwei harmlose 'rapids' später legen wir an, gehen ein letztes Mal schwimmen, verstauen die Boote auf dem Dach des wartenden Autos und fahren zurück nach Luang Prabang.



Alle sind schläfrig und müde - die Verabschiedung fällt knapp aus, aber die Internetadressen sind gesammelt - und so zieht jeder wieder seines Weges - denn der Weg ist das Ziel !



Ich sehe nach Rückkehr ins Paphai Guesthouse, in dem ich tatsächlich 'mein' Zimmer Nr. 8 von vor zehn Jahren beziehe, den schönsten Sonnenuntergang am Fluss, seit ich hier bin und beschließe daraufhin noch einen Tag zu bleiben.

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