Selbst die weißlich-gelben Gräser scheinen fliehen zu wollen, während die kupfergrünen Steine gelassen dem Wind standhalten. Weiße, rote, gelbe Gesteinsschichten senkrecht aufgeschoben bilden abgeschliffene Formationen und immer wieder sieht frau ganze Hügel in Kupfergrün.
Traumhafte Bergkulissen vor strahlend blauem Himmel - Fotomotive satt - aber, ach, für sechs Stunden gibt es kein Halten - da braucht es eine ruhige Fotohand, viel Fotobatterie und viel Fotografenausdauer für einigermaßen gute Bilder - aber, ich wiederhole es nur ungern, man muss diese Landschaft erfahren haben - erwandern ? - kaum vorstellbar ... - und auch den zugehörigen hämmernden Kopfschmerz, der frau ab 3800 Meter Höhe überfällt.
Selbst die ausgezeichnete, aber nach Stunden doch anstrengende Daueraufklärung erst in Spanisch, dann immerhin in Englisch über Streckenbau, Landschaft, Flora, Fauna und die am Rande der Strecke liegenden Geisterstädte, die zu solchen verkamen, als das Bahnnetz privatisiert und die Verbindung nach Chile gekappt wurde, ist kräftezehrend.
Als der höchste Punkt erreicht ist, fährt der Zug über das Viadukt ( Erbauer: Eifel) und rückwärts wieder zurück. Ein 20minütiger Stopp für Fotoshooting und 'Shopping' steht zur Verfügung.
Ich trage mal wieder alles, was ich habe, aber der Wind ist erbarmungslos ... - keine Ahnung, wie die Indiofrauen und -kinder, die die üblichen Lamawollmützen, -pullover, Strickpüppchen, Schmuck, Flöten, Keramik und anderes feilbieten, das aushalten.
Sehr glücklich sehen sie auch nicht aus, aber sie haben halt keine Wahl, wie ich - die ich es vorziehe, wieder in den warmen Waggon zu steigen. Bis San Antonio de los Cobres (hier wurde ehemals Kupfer abgebaut) geht es zurück, dann werde ich mit anderen, die die Zweitagestour über Purmamarca gebucht haben, in einen kleinen Bus verfrachtet, wo uns die spanischen Schnellfeuergewehr-Infos von Carla erwarten. Ohne Rücksicht auf Verluste spult sie Texte herunter, bei denen selbst einige Spanier abschnallen.
Meine Kopfschmerzen hämmern im Takt zum Auf und Ab der Staubpiste - nach fast 2 Stunden Fahrt durch die Puna Hochebene, die eine strauchbewachsene weite Wüstenlandschaft ist, erreichen wir die 'Salinas grandes', eine spiegelplatte Salzpfanne, wo meine Fotobatterie endgültig schlapp macht.
Relativ gleichgültig, weil absolut gesättigt von den auf mich einstürmenden Eindrücken und der Dauerbeschallung, nehme ich zwei Vicunhaherden neben der Straße wahr - der Bus saust ohnehin weiter, denn wir sind spät dran. Abwärts durch nun wieder traumhafte bizarre erosionsgeformte Landschaft fahrend, erreichen wir in der Dämmerung Purmamarca, wo sich jeder sein Hotel suchen darf ; ) sorry, not included !
Obwohl fast pleite, nehme ich beim zweiten Anlauf ein Zimmer für runtergehandelte 250 Pesos, weil just mal wieder der Strom ausgefallen ist und dieses wunderschöne 'Casa de Piedra' ein Notstromagregat besitzt. So kann ich heiße Dusche genießen, Fotobatterie laden und demütig die dritte Kopfschmerztablette schlucken.
Hurra - herrliches Bett - Kopfschmerzen weg - raus zum Frühstück und dann in den ersten Sonnenstrahlen die 'sietes colores' der Felsen ringsum genießen. Ein Morgenspaziergang alleine ist drin, bevor ich wieder mit der Meute heulen muss.
Ramon gibt sich Mühe, spicht im Gegensatz zu seiner Vorgängerin Englisch und beschallt uns mit Infos in Spanglisch. Die Landschaft ist weiterhin unbeschreiblich traumhaft und der Bus könnte mal halten ... - tut er aber nicht - Programm geht vor !
In Tilcara - Eintritt ist 'not included' - soll ein ehemalies Fort besucht werden - beim Blick auf die Skizze am Eingang, beschließe ich kostenlos die Landschaft zu bewundern. Dann geht es nach Humahuaca - ein idyllisches, aber fürchterlich touristisch überlaufenes Andendorf - Mittagessen ist vorbestellt, aber 'not included' - see you later aligator ; )
Ich mache mich auf die Suche nach einer Bank (domingo - cerrado) - tausche schließlich 50 Euro auf der Straße, finde ein bezahlbares Hostel mit Infos zur Weiterfahrt nach Iruya, esse ein leckeres Lomo-Sandwich, stoße pünktlich zur Truppe ... - und werde mit 30 Minuten Wartezeit belohnt ; )
Nachdem ich mir noch die kleine Kirche in Uquia mit Conquistadoren-Engeln (sorry, diese Story sprengt den blog) angeschaut habe, bin ich dankbar, mich verabschieden zu dürfen.
Während der Bus zurück nach Salta fährt, erwische ich den Einheischenbus nach Humahuaca, wo - Halleluhja - die Massen verschwunden sind.
Nach dem Einchecken im Hostel wandere ich in 35 Minuten raus zu einem wunderschönen Aussichtspunkt, wo ich bei intensiver Sonne im T-Shirt die Abendstimmung genieße. Der Rückweg ist ungleich kühler - bei Bierchen und WiFi-Anschluss ist das Abendprogrmm gesichert.
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