Sonntag, 18. August 2013

Autobus argentinisch

Argentiniens Überlandbusse sind meist riesig (doppelstöckig) und komfortabel. Wie in Brasilien gibt es zahlreiche Gesellschaften in verschiedenen Landesteilen mit schwankenden Preisen. Die Strecke Cafayate - Cordoba kostete mich 440.- Pesos, also ca. 55.- Euro für ca. 14 Stunden Fahrt und etwa 800 km.
Dank 'Semi-Cama'-Sitzen und ausklappbaren Wadenstützen kann frau tatsächlich im Bus schlafen. Dazu bietet sich folgendes im Handgepäck mitzuführende Equipement an:
1. Das kleine Kuschelkissen, 2. warme Socken, 3. Hut zum Abdecken des Gesichts, 4.Fleecepulli, 5. Handtuch als Behelfsdecke, denn Busnächte sind kühl !
Ist der Bus erstmal auf Strecke, fährt er länger durch, als in Brasilien, so dass frau - von Unfällen mal abgesehen - zur Ruhe kommen kann. Dafür gibt es nichts zu essen - Selbstversorgung ist angesagt.

Im Nachtbus nach Cordoba
Pünktlich um 20.30 h fährt der Bus los. Keine halbe Stunde später im Feierabend-Stopp-and-go passiert es: Abruptes Bremsmanöver des riesigen Doppelstockbusses.
Aufgeregtes spanisches Geschnatter - alle stürzen nach vorn. 'Que passa ?'
Ein dreiköpfig besetztes Motobike wollte von links kommend durch den zähfließenden Verkehrsstrom, crasht mit einem weißen Pkw direkt vor dem Bus - alle stürzen vom Motobike - natürlich alle ohne Helm. Eine Frau liegt stöhnend und blutend neben  dem  Bus, das ca. dreijährige Kind läuft schreiend, aber unverletzt umher, der Mann, liegt regungslos unter der Vorderachse des Busses.
Nach zehn Minuten hat sich eine hundertköpfige Menschentraube gesammelt. Das schreiende Kind wird getröstet. Nach zwanzig Minuten bringt jemand ine Tragbahre - die Frau liegt noch immer blutend auf der Straße - keiner ist direkt bei ihr, um sie zu beruhigen.
Nach dreißig Minuten wird sie auf die Bahre gelegt - kein Rettungsfahrzeug in Sicht.
Wir werden gebeten auszusteigen - zwei schwere Wagenheber sind vor Ort - zwei Männer krabbeln unter den Bus.
Nach vierzig Minuten trifft die freiwillige Feuerwehr ein - zwei Männer in orangen Jacken schauen unter den Bus und sprechen über Funk.
Nach fast 60 Minuten treffen Rettungswagen und Polizei fast gleichzeitig ein; auch die argentinischen Buspassagiere finden das 'mas tarde'!
Der mittlerweile hochgebockte Bus gibt den Verletzten frei, der sofort im Rettungswagen verschwindet. Die Polizei spricht mit dem Busfahrer und Umstehenden.
Nach weiteren 60 Minuten sind wir Buspassagiere in einen zweiten Bus umverfrachtet und treten die Weiterfahrt an.


Bei Tagfahrten bieten sich folgende verkürzende Beschäftigungen an:
1. Gucken, schauen, staunen (meistens interessant)
2. Fotografieren (schwierig, aber frau kommt in Übung)
3. Reiseführer lesen (je nach Straßenbeschaffenheit)
4. Musik hören (gut möglich, keine Filme, wie in Brasilien)
5. Schlafen (siehe oben)
6. Plaudern mit Sitznachbar (hier eher selten, da Busse halb leer)
7. Schreiben im Tagebuch (je nach Straßenbeschaffenheit)

Die innerstädtischen Busse sind gewohnt chaotisch und undurchsichtig in der Streckenführung. In Salta war eine Fahrt für 2,50 Pesos zu haben - in Cordoba sind es schon 4,10 Pesos ... und in Buenos Aires ?  ... - da sind es 3,50 Pesos; dafür steckt frau dann aber auch ausgiebig im Stau.


Frau muss sich eine Plastikkarte für 15.- Pesos an einem 'Kiosco' holen, die mit Geld aufgeladen wird. Im Bus wird sie entwertet und ein Papierzettel als Fahrschein ausgespuckt.
In Buenos Aires geht es auch mit Münzen, aber Kleingeld ist genau so selten, wie Sitzplätze und in vielen Bussen gar nicht akzeptiert. Ohne Karte geht also gar nichts. Auch hier gibt es weder Fahrpläne, noch Informationen zur Fahrstrecke - aber das bin ich ja nun schon gewöhnt.
Jungen Mädels mit Wolldecken im Arm wird erstaunlich gerne ein Sitzplatz angeboten; dies wirkt befremdlich, bis ich feststelle, dass es sich um junge Mütter handelt, die ihre Säuglinge gut verpackt im Arm tragen - weder Tragetuch noch Kinderwagen ... - der hätte hier auch wirklich keinerlei Chance im Bus Platz zu finden.




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