In Uspallata ist es saukalt und als ich eine Fahrkarte für den nächsten Tag kaufen will, ist die Visacardmaschine der Busgesellschaft 'rota'' - kapputt - ich soll also bar zahlen. Ich bin sauer, denn das passiert nicht zum ersten Mal und ausgerechnet vorm Grenzübertritt möchte ich keinesfalls nochmal für diesen läcerlichen Betrag Geld bei der Bank ziehen.
Auf dem Weg zur Bank fallen mir viele Flüche und die letzten 30 Euro Bargeld ein - also schaffe ich nach zweimaligem Anlauf in einem Lädchen 1:8 bar zu tauschen. Nach Bezahlung des Tickets bleiben mir nun noch 70 Pesos zum übernachten - vom Essen mal zu schweigen.
Im Hotel Viena treffe ich die kleine freundliche Besitzerin an, die 80 Pesos möchte. Als ich ihr meine Lage in Spanisch schildere, ist sie sehr verständnisvoll - no problema - und überlässt mir nicht nur das Zimmer für 70 Pesos, sondern lädt mich auch noch am Familientisch zum Essen ein - ich bin gerührt und nehme natürlich an - muchissimas gracias - so schön kann Reisen sein ! Die Gemüsesuppe mit Huhn ist köstlich und vor allem heiß !
Dennoch hole ich mir eine Erkältung, denn das Zimmer ist trotz winzigem Heizkörper saukalt - ich schlafe mit Klamotten und Hut auf dem Gesicht. Beim Frühstück werden wir endgültig Freundinnen: Beatriz plaudert ohne Unterlass auf mich ein und philosophiert über die Probleme dieser Welt. Que es el solución ? - frage ich sie schließlich und ihre Antwort ist verblüffend ähnlich zu meiner eigenen: In der Erziehung fehlt es an den einfachen Dingen - los chicos apprenden computadora y cosas mas complicados, pero no el ma-me-mi-mo-mu a hablar, a pensar, a cocinar ... y falta cosas emocionales en la familia .... - el corazon, el amor !
Die Verabschiedung ist herzlich und ich verspreche für ihre Sammlung eine Postkarte zu schicken.
Der Bus fährt mit halbstündiger Verspätung los und steht nach einer weiteren halben Stunde in einem unübersehbaren Stau - eine Stunde, eine weitere Stunde passiert - bei laufendem Motor - nichts ! Die Grenze sei noch immer dicht !
Dann setzt sich seitlich von rechts einfahrend ein Feld von parkenden Lastwagen in Bewegung - alle, die sich hier seit Tagen angesammelt haben, dürfen nun zuerst fahren ! Nach ca. 40 Minuten sind wir endlich dran und reihen uns ein. Wir passieren Penitentes und Puenta del Inca annähernd schneefrei - erst nach dem 3,9 km langen 'Scary'-Tunnel (spärliches Licht, extrem eng mit Gegenverkehr, keine Nothaltebuchten) liegt auf der anderen Seite Schnee, aber die straßen sind komplett frei. Die Landschaft ist schön und trotz der Berge weit.
Gegen 14. 00 h erreichen wir die Grenze und warten: Eine Stunde - dann dürfen wir aussteigen uns in die argentinische Schlange einreihen, Pässe zeigen, abstempeln - erneut anstellen in der chilenischen Schalterschlange, Pässe zeigen, abstempeln - zurück zum Bus einsteigen - warten.
Als der Bus dann endlich losfährt, denke ich, yeah - geschafft ... - er fährt genau hundert Meter, dann müssen alle mit komplettem Handgepäck aussteigen, dasselbe auf einen Tisch legen, sich dahinter aufstellen und ... warten ; )
Ein Hund wird aufdem Tisch mehrfach entlanggescheucht; weil er nichts findet dürfen wir ... - warten ! Der Oberboss macht ein strenges Gesicht: Zigaretten, Lebensmittel, Pflanzen alles verboten ! Währenddessen wird auch das Großgepäck ausgeladen und durch die Röhre geschickt. Eine volle Stunde dauert das Procedere, dann dürfen wir gnädig wieder einsteigen und endlich losfahren.
Die Straße ist voller LKW - die doppelt durchgezogene Linie hindert nicht am Überholen, aber die Kurven abwärts sind mitunter eng. Irgendwann erreichen wir das Tal, wo die Bäume erstes frisches Grün tragen - bis wir Valparaiso erreichen ist es fast 21.30 h.
Zu fünft (2 Australierinnen, zwei Engländerinnen und ich) quetschen wir uns ins Taxi, das uns zum 'Hostel Valparaiso' fährt. Ich bin am Verhungern und gehe mit zwei Schwedinnen aus meinem Zimmer einkaufen. Es gibt einen Bankautomaten im Riesensupermarkt, so dass ich endlich wieder flüssig bin: 700 chil. Pesos sind ca. 1 Euro !
Es gibt Wraps mit Rotwein und im Hostel gibt es gratis 'Pisco sour' - ich bin bester Laune und nehme zwei oder drei - dazu noch der Rotwein - am nächsten Morgen ist nicht viel mit mir anzufangen !
Gegen 12.00 h gehe ich dann doch los und genieße den Gang durch die engen Gassen mit den zollen Ausblicken. Erster Eindruck: Touristenidylle in Concepcion - ein bemaltes Häuschen neben dem anderen - aber beim Hostel um die Ecke ein Abrisshaus und enge, steile Passagen.
Ich gelange zum wunderschönen Kunstmuseum - Jugendstilgebäude - und nehme einen der 'Ascenseo' runter zur Plaza Sotomayor um an einer Stadtführung teilzunehmen. Wir starten mit Verspätung zu zehnt, aber nach einer Stunde Langeweile - wir haben uns einmal um den Platz bewegt - setze ich mich ab und nehme den Trolleybus bis Bellavista, von wo ich dann zurücklaufe und eifrig fotografiere.
Kunstmuseum |
Straßenkunst |
Auf dem Rückweg entdecke ich ein wunderschönes Künstlercafé, wo ich mit Sonnenuntergangsblick zum Hafen die dickste heiße Schokolade meines Lebens trinke und ein tolles Gespräch mit einem netten gut aussehenden Austauschstudenten aus Colorado führe. Tja, 20 Jahre jünger müsste frau nochmal sein !
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