Sonntag, 3. November 2013

Sunsets, Starsky, Spirit: Outback alive - Die Wüste lebt !

Auf 1900 km-Fahrt durch die Mac Donnell Range zu Uluru, Kata Tjuta und Kings Canyon

Grüner Gelbkragenpapagei

MITTWOCH: Wetter eher kühl und wolkig - Reisevorbereitungen - wir gehen zusammen einkaufen (Lebensmittel, Luftmatratze, Kameraschutz) - wir ordern das Auto für den nächsten Tag - bummeln durch Shops und schauen ins Museum; kochen gemeinsam Gemüsereis mit Hähnchenfleisch - lecker - und lernen uns kennen ; )
Da sich auf unseren Zettel am schwarzen Brett niemand gemeldet hat, wollen wir zu zweit starten, was ich ohnehin besser finde, obwohl es natürlich teurer wird. Wir besprechen gerade das erste Ziel, da gesellt sich Marcel aus Stuttgart zu uns, plaudert uns nahtlos voll; sowohl auf Deutsch, als auch auf Englisch, möchte gerne mit und ruft Straybus-Erinnerungen in mir wach .... - denn er ist gerade mal 18 !
Nigel kapiert glücklicherweise die Lage und akzeptiert nach kurzer 4-Augenabstimmung, dass mir in diesem Fall ein Doppel lieber ist, als ein Trippel. Schon Reinhard Mey hat gesungen: 'Worum es geht, ist mir schnuppe - mehr als zwei sind eine Gruppe; jeder Dritte hat ein andres Ziel !

West Mac Donnell Range

DONNERSTAG:  Wetter warm und sonnig - morgens um 7.00 Uhr gehen wir los und schleppen einen 15-Liter-Wassertank zum Autoverleih. Wir laden am Hostel das Gepäck ein und - off we go !
Der Automatikwagen läuft prima; aber bis wir den 'Larapintadrive' aus der Stadt heraus gefunden haben, dauert es ein Weilchen. Nigel ist zwar Linksverkehr gewöhnt, aber der Hebel zum Blinken befindet sich rechts am Steuer und muss zum Linksblinken nach oben gestellt werden - der Hebel links am Steuer bedient den Scheibenwischer ... - ständiger Dauerlacher: Links blinken - Scheibenwischer an ! Mir ergeht es später beim Fahren nicht anders - allerdings zeige ich nach drei Tagen gewisse Lernerfolge - Nigel eher weniger ; )

Ellery Creek - Bighole



So haben wir viel Spaß auf der Fahrt zur Mac Donnell Range, lassen die ersten beiden Spots und den 'Desert Park' hinter uns und erreichen gegen 11.00 h das 'Ellery Creek' - Bighole, ein langgestrecktes Wasserloch in herrlicher Felskulisse mit vielen Vögeln und wenig Leuten. Nigel hat irgendwann angefangen die Kamera zu Hause zu lassen und stattdessen ein supergutes Fernglas mitzuführen - er beobachtet - ich fotografiere ... - und gemeinsam schwimmen wir durch das Wasserbecken zwischen den Felsen hindurch bis zu einem weiteren Becken und dem Ende der 'Gap' (Schlucht).  Es ist herrlich hier zu schwimmen und die Felsen sind mit den verschiedensten Pflanzen bewachsen - das Fotolicht am Ende der Schlucht ist grandios - tja, keine Bilder - die Kamera blieb auf der anderen Seite zurück.

 

Als wie an der 'Serpentine Gorch' ankommen, ist es bereits empfindlich heiß. Dennoch steigen wir zu einem herrlichen Aussichtspunkt hoch, wo ein angenehm erfrischender Wind weht und genießen den Ausblick über das Buschland und die Range. Es ist alles viel grüner, als ich dachte und niemals hätte ich erwartet so viele Vögel zu sehen - die Wüste lebt !


Die 'Ochre Pitts' - verschiedenfarbige, senkrecht verlaufende, weiche Erd- und Lehmschichtungen
( Aboriginal stellen daraus Farben her ) - sind der letzte Stopp, bevor   wir nach gut 130 km das Ende der Asphaltstraße in 'Glen Helen' erreichen. Die 'Redbank Gorge' ist nur über 'Gravelroad' mit '4-Weeldrive' erreichbar. An einem herrlichen Aussichtsparkplatz picknicken wir, sehen den ersten tollen Sonnenuntergang und bleiben über Nacht. Nigel schläft draußen unterm Sternenhimmel - ich liege mit Luftmatratze im Autoheck, denn nachts ist es doch noch frisch draußen.

 


FREITAG: Kaffee kochen mit drei Steinen und Wassertopf ist kein Problem - wir trauen uns Feuer zu machen, weil wir eine schon benutzte Feuerstelle finden. Wir müssen komplett zurück nach Alice Springs fahren und nehmen nun die anfangs ausgelassene 'Stanley Chasm' Schlucht mit. Überall wächst der kuschelig aussehende, aber äußerst spitznadelpieksige Spinifex.

Spinifex

Nach einem Bremsenstich gestern ist mein rechter Fuß elefantös geschwollen und als wir die Stadt erreichen, ist es erstmals heftig heiß. Nach erneutem Shopping fahren wir erst gegen Nachmittag weiter auf dem Stewart-Highway Richtung Süden und erreichen bei einbrechender Dunkelheit über 10 km Gravelroad rechtsab der Straße einen einsamen Übernachtungsplatz in der Nähe der 'Meteorite Craters'. Der malerische Sonnenuntergang gehört wieder zum Programm und ich schlafe besser, als in der ersten Nacht.

 

SAMSTAG: Nach Frühstück mit Minifeuer, Kaffee und Müsli wollen wir uns die Meteoritenkrater anschauen und stolpern erstmal über zwei große Känguruhs, die am Straßenrand frühstücken - Highlight ; ) Die Krater sind deutlich erkennbar, aber natürlich erodiert und bewachsen. Nach Umrundung des größten fahren wir zum Highway zurück und weiter durch endloses rotes Baum bestandenes Buschland weiter gen Süden.
Am Abzweiger 'Erldunda' geht es im rechten Winkel ab zum roten Herz Australiens.

Mount Connor

Der Temperaturanzeiger steht erstmals auf 34 Grad Celsius. Vorbei am tischflachen violettfarbenen Mount Connor erreichen wir gegen Mittag Yulara und den magischen 'Uluru' (Ayers Rock), wo es plötzlich von Bussen und Fahrzeugen nur so wimmelt.


 
 
Pro Nase beträgt der dreitägige Parkeintritt 25 Dollar und im herrlich runtergekühlten Aircon-Luxusauto umrunden wir in zweistündiger Staunefahrt mit verschiedenen Stopps den kompletten Felsen, der nicht etwa länglich ist, sondern eine dreieckige Grundform hat. Bei jedem Aussteigen ist es heißer und als wir gegen 16.30 h im Campground einchecken ist erstmal duschen angesagt.


Uluru - Ayers Rock


Kata Tjuta - Olgas
 
Kochen und Aufessen ist Pflichtprogramm, denn der Kühlschrank ist hier nur für Getränke gedacht - dann geht es auch schon zügig zum Sunsetpoint, wo sich gefühlte 500 Leute tummeln, aber gerade heute ist er eher schwach und der Fels wirkt grauschwarz. Wir trösten uns mit einem Glas Rotwein und beschließen wegen der zunehmenden Hitze sehr früh am nächsten Morgen zu den 'Kata Tjuta' (Olgas) aufzubrechen, die 45 km entfernt liegen.



SONNTAG: Am nächsten Morgen fahren wir vor Sonnenaufgang los und erreichen nach 40minütiger Fahrt die wunderschönen 'Rotköpfe' - ungefähr 50 Einzelfelsen verschiedener Größe bilden ein Gesamtmassiv, das den Uluru an Ausdehnung übertrifft. Der 7,5 km lange Loop-Trail führt zwischen die Felsen und umrundet dann einen Teil. Es geht runter und dann steil rauf zu einem Aussichtspunkt zwischen zwei 'Köpfen'. Die Wanderung ist herrlich, aber  sehr schnell wird es heiß. Unterwegs sehen wir ein Wallaby im Schatten grasen, das auch beim Fotoshooting still hält ; )

 


Um 9.30 h sind wir wieder am Parkplatz und füllen unsere Wasserflaschen - ein Freudenfest auch für die winzigen rotschnäbeligen Finken, die in Scharen das Tröpfelwasser trinken.
 

Ein zweiter kurzer Return-Trail muss bereits bei 36 Grad in praller Sonne bewältigt werden. Gegen 13.00 h sind wir zurück in Yulara und flüchten vor der Hitze in Air-Con-Shops und Café (einzige Möglichkeit meine Kamerabatterie aufzuladen). Nachmittags gammeln wir im Schatten am Gemeindeplatz und finden uns unvermutet in einem 'Tanzworkshop' wieder.

Frauen lernen den 'Emutanz' - Männer geben das 'Känguruh' - anschließend verkleiden sich unsere Lehrmeister ein bisschen (schwarzes Lendentuch  und Körperbemalung) und  führen uns noch andere Tänze vor - nix dolles, aber ein netter Spaß!
Auch an einem anderen Sunsetpoint sind wir nicht wirklich erfolgreich: Eine breite Wolkenbank verhüllt das erwünschte Rot unvermutet. Es ist dennoch nachts so warm, dass ich erstmals unterm Sternenhimmel schlafe - eine wirklich tolle Erfahrung und nicht ein bekanntes Sternbild am Himmel, aber unzählige andere. Allerdings sind noch einige Autos unterwegs und wir kommen erst spät zum Schlafen.

Sunrise

MONTAG: Vom Mala-Parking, wo auch theoretisch die einzige Aufstiegsmöglichkeit besteht, starten wir heute zur Uluru-Umrundung zu Fuß: 10 km und ungefähr 3-4 Stunden werden dafür veranschlagt. Wäre es möglich gewesen, wir wären hochgegangen, obwohl es klettertechnisch die unattraktivste Stelle des Felsens ist - aber, wie ein Schild besagt, ist es nur bei guten  'weatherconditions' möglich. Wer das entscheidet ist unklar, denn es hängt immer das gleiche Schild 'zu windig' aus - bei 36 Grad und Windstille eher unwahrscheinlich. Vielleicht ist es der Spagat es nicht gänzlich zu verbieten, aber eigentlich aus spirituellen Gründen auch nicht erauben zu wollen, denn offiziell ist dies natürlich Aboriginalland.

 

Der Sonnenaufgang war klasse, aber bereits gegen 8.00 h ist es heiß. 38 Grad werden wir später haben. Nigel geht links herum - ich rechts herum - so müssten wir uns in der Mitte eigentlich treffen. Aber wie wir halt beide so sind - wir verlassen beide hier und da mal den vorgeschriebenen Pfad - und treffen daher erst am Ende fast gleichzeitig nach genau vier Stunden ein. Unterwegs habe ich 2,5 Liter Wasser getrunken und natürlich viel zu viele Bilder geschossen. Mein Kletterherz schlägt beim Anblick der Wände höher - der Fels ist schuppig, robust und sicher erstklassig zu erklettern - natürlich nicht überall. Die einzige zur Zeit trockene Quelle links des Malapoint liegt zwischen den rotesten steilsten Wänden, die ich je gesehen habe - magisch ! Viele Stellen um den Felsen, die besonders interessant aussehen oder Löcher und Höhlen bilden gelten als spirituell heilig und dürfen nicht direkt begangen werden.




Nach Cafébesuch in Yulara , Fotobatterie laden, Fertighuhn futtern und Eis essen genießen wir den kühlen Autoluxus und kommen nach vier Stunden Fahrt und ca. 300 km am Kings Canyon an, wo wir uns kundig machen für die frühmorgenliche nächste Wanderung.

 DIENSTAG: Nach meiner zweiten Sternenhimmelnacht mit Sternschnuppen geht es sogar ohne Kaffee los - im Nationalparkgelände kann offenes Feuer teuer werden ; ) In der Morgendämmerung sehen wir einen Dingo am Wegesrand - er schaut mich kurz an und verschwindet lautlos im Busch.


Dingo im Morgengrauen


Wir sind mit 7.00 h spät dran und treffen beim steilen Aufstieg zum Canyon-Loop gleich mehrere Großgruppen. Glücklicherweise verläuft sich die Masse dann - auch weil wir genießerisch an verschiedenen Ausgucks bummeln.







Finde Nigel !




Der Canyon ist
fantastisch und die absolute Steigerung: Rostrot, Gelb, Weiß, Purpur und Rosé - in allen Felsfarben leuchtet es und als wir am einzigen und tiefsten Wasserloch ankommen ist ein Großtrupp gerade verschwunden.

Wo ist Sonja ?


Kings Canyon

Zwei Dumme - ein Gedanke - wir können einem Schwimm nicht widerstehen und queren das Becken zweimal, bevor wir uns wieder umziehen - gerade rechtzeitig, bevor der nächste Trupp einfällt. Auf dem weiteren Weg beobachten wir dirkt am Pfadrand einen goldschwarzen Vogel mit pinkfarbenem Kopffleck, der sich mit lutem Spektakel alle Mühe gibt ein Weibchen zu beeindrucken.




Um 11.30 h sind wir wieder am Parkplatz und fahren zurück. Kathleen Springs ist trocken und es ist zu heiß zum Wandern. Wir schaffen es mit dem Sprit gerade bis Mount Ebenezer, wo wir tanken. Nach kurzer Rast an der Kamel-Farm suchen wir uns am 'Rainbow-Valley'-Abzweiger einen Übernachtungsplatz im Busch an der Gravelroad. Zum Sunset gibt es Thai-noodles und wir teilen uns ein 6-Dollar-Outbackbier vom Camelfarmshop.
Die letzte und herrlichste Sternenhimmelnacht bricht an - schon wieder deutlich kühler - bevor wir zurück in die 'Zivilisation' kommen.

MITTWOCH: Zwei Tage früher als geplant sind wir zurück, weil Nigel von Darwin aus - private Gründe - zurück nach Schottland möchte und da sein Bus erst abends fährt, machen wir noch einen Abstecher zur 'Ellys Gap' in der East Mac Donnell Range, die aber gar kein Wasser führt.


 


Ich verbringe zwei Stunden lesend im Schatten und betrachte die Aboriginal-Felszeichnungen, während Nigel in der Hitze walkaboutet und dabei Känguruhs sieht. Nachmittags nochmal Museumsbesuch, bummeln, packen und ein Abschiedsbier im Pub - dann bringe ich ihn zum Greyhoundbus nach Darwin und buche selbst ein Ticket nach Adelaide ((230 Dollar) - schön war's: Das Outback und das zweisame Reisen im 'Luxusauto ; ) Obwohl er sonst eher auf Distanz blieb, verabschieden wir uns mit einer festen Umarmung - als Reisegefährte wird er mir fehlen !



DONNERSTAG: Nach großer Wäsche machen, fahre ich früh raus zum nur 6 km entfernten 'Desert Park' und erlebe nochmal quasi das Outbackfeeling im Kleinformat. Sehr informativ und großzügig angelegt bietet der Park Informationen zur Wüste, sowie Tierwelt in großzügigen und begehbaren Volieren und Arrealen. Eine Aborigine erklärt traditionelle Buschnahrung, Wassersuche und ähnliches. So gibt es z.B. sechs verschiedene winzige Buschtomaten, die getrcknet werden; die Hälfte ist essbar - die andere Hälfte giftig  -    Choice ; )







Bei der anschließenden Vogelschau sehe ich verschiedenste Greifvögel und ihre fantastischen Flugkünste, sowie Eulen, eine schwarz-weiße Krähenart und einen schönen Stelzvogel - und mir gelingen recht gute Bilder ; )
 

Erst gegen 13.00 h bin ich zurück, gebe das Auto ab - keine Probleme - und erfahre, dass Nigel wohl seinen Pass verloren hat ... - aber im Auto ist er nicht ! Da wird ein Rückflug erstmal schwierig werden !



Zurück im Hostel stelle ich fest, wie sehr mir die Woche gefallen hat. Um mich herum fliegen laut kreischend die wunderschönen rosagrauen Hauspapageien, die im Hostel auf einem Teller Körner finden...  -  Das war wirklich eine PERFECT WEEK - mal schauen, wie es in Adelaide weitergeht ....

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