Fensterblick beim Bloggen |
Das Wetter ist ohnehin scheußlich: 48 Stunden Dauerregen - als es endlich aufhört, ist es noch immer kühl und wolkig. Die alte Tramlinie 35 fährt für 'Touris' umsonst einmal im Viereck um die City und preist dabei alle möglichen Highlights an:
Tram 35 |
Bahnhof, Federation Square mit häßlich modernen
Vieleckklötzen vor klassizistischen
Kolonialfassaden, Parlamentsgebäude, Nationalmuseum, National Gallery of Victoria, Docklands, 'Sealife' (38 Dollar Eintritt) und, und, und ... - alles ganz nett; alles nichts Besonderes - eine Großstadt eben !
Parkplätze gibt es so gut wie keine, weshalb die Preistabelle an dem einzigen Parkhaus, das ich sehe, unglaublich ist - doppelt gut, dass wir das Auto noch abends losgeworden sind ! Ein 'Früher-Vogel-fängt-denWurm'-Werber bietet einen 'Secure'-Parkplatz ab 6.00 am bis 3.00 pm für 15 Dollar an - Schnäppchen - no worries !
Früher Vogel ... |
Straßenbahn und Bus funktionieren nur mit einer 'Myki'-Plastikkarte, die bei '7eleven' für 14 Dollar erhältlich ist (6 für das Plastik - 8 als Ticketmunition geladen; eine Fahrt kostet 3,50 Dollar !) Für Touristen, die nur zwei oder drei Tage bleiben keine tolle Lösung, denn die Plastikkarte ist dann Müll ! Konkret 7 Dollar für Nichts.
Ich laufe also oder nehme - wo möglich - die Tram 35, die aber nicht zum Strand nach St. Kilda fährt. Nach eineinhalb Tagen habe ich mir die Füße ziemlich platt gelaufen. Am nettesten waren noch Victoria-Market und 'Chinatown' - ein einzelner kleiner Straßenzug mit asiatischen Restaurants, Geschäften und roten Laternchen, wo ich für 5 Dollar Specialpreis esse - das Nachtisch-Gelati, immerhin leckeres Sorbet - kostet dann genau so viel ; )
Der Markt bietet das übliche Früchte- / Fleisch- und Fertigkostangebot; aber auch Kleidung, Kitsch & Kunst aller Art, Schmuck, Lederwaren, Nützliches und Unsinniges aus Fernost und, und, und ... - es ist angenehm leer - kein asiatisches Gedränge; obwohl sehr viele Händler Asiaten sind. Manches ist hier richtig günstig - australische 'Feinkost' hingegen wieder sehr teuer. Bumerangs, Bilder und Digeridoos als Massenware, aber deutlich günstiger, als in Alice Springs. Auch für die verschiedensten T-Shirts zahlt frau hier nur die Hälfte.
Da ich in Adelaide kaum Zeit hatte und nur das Museum und das Multi-Kulti-Festival am Sonntag in der Einkaufspassage miterlebt habe, kenne ich die Stadt zu wenig - aber insgesamt war sie weniger hektisch und geschäftig mit mehr Grünanlagen und weniger Glaspalästen als Melbourne.
Das Festival in Adelaide zeigte Tänze verschiedenster Nationen auf mehreren Bühnen: Chinesen, irischer Riverdance, verschiedene afrikanische Darbietungen, wirbelnde Rumäninnen und natürlich eine Aboriginal-Gruppe mit dem Känguruh-Tanz ! Interessant war, dass diese Gruppe als einzige nur zum Auftritt da war und dann verschwand, während alle anderen auch vor und nach ihrem Auftritt aktiv am Fest teilnahmen als Konsumenten und Zuschauer.
In Melbourne ist das Multi-Kulti im Straßenbild allgegenwärtig - alle sind eilig unterwegs; manche Anzugträger gehen in Turnschuhen - Aboriginals sucht frau hier vergeblich. Am Museumskomplex gerate ich in eine organisierte Demonstration: Riesige Menschenmengen alle in schwarzer Kleidung - Männer in einem Pulk, Frauen mit schwarzen Kopftüchern und Kindern in Buggys in einem zweiten Pulk skandieren HUS-SAI-IN !
Ein Mann drückt mir ein Flugblatt in die Hand und redet gebetsmühlenartig auf mich ein ... - auf dem Flugblatt steht HUSSAIN zwischen GANDHI und PLATO - wenn das nichts heißen will. Mir sind sie unangenehm und ich verlasse den Schauplatz, um einen Kaffee zu trinken.
Am Freitag komme ich doch noch an eine abgelegte Myki-Card und da ich zum zweiten Mal im Hostel das Zimmer wechseln muss, beschließe ich raus nach St. Kilda zu fahren, wo an einem Strandpier abends die kleinen blauen Pinguine von ihren Fischzügen zurückkehren sollen. Da es wieder kühl ist, brate ich am frühen Mittag erstmal das gefüllte Fleisch vom Markt und mache mich dann auf den Weg. Mit der Tram 96 bin ich in einer halben Stunde draußen im beschaulichen St. Kilda am Strand. Der Blick auf Melbourne ist großartig!
Skylineblick Melbourne |
Am Pier bläst ein heftiger Wind, den Dutzende Kite-Surfer zum rasanten Wellenrace nutzen - unermüdlich flitzen sie entlang der Wellenkämme und vollführen hohe Sprünge.
Am Ende des langen Piers liegt ein Café-Häuschen der Jahrhundertwende: Mit den ersten Automobilen fuhren die reichen Melbourner 1912 raus zum Strand zum Picknick. Heute steht 'Kiosk' am Häuschen und frau bekommt einen windschattigen Kaffee und kann die Sonne genießen.
Jahrhundertwende-Kiosk |
33 cm klein: Blue Pinguin |
Zwischen den aufgetürmten großen Steinen am Pier haben sich die kleinen blauen Pinguine, ausgewachsen 33 cm klein, häuslich niedergelassen - in höhlenartigen Gängen zwischen den Felsbrocken nisten sie; lassen sich aber nur selten blicken.
Am Strand entlang komme ich zum 'Luna-Park', der ebenfalls zur Jahrhundertwende neben dem Theater errichtet wurde. Eine klapprige Achterbahn, ein paar Schießbuden ... - nett ist das Eingangstor mit dem riesigem Schnurrbartgesicht - selbst die Werbeplakate kommen 'old fashioned' rüber ; )
'Heeeereinspaziert ...' |
Erst zum Sonnenuntergang gegen 20.00 h besteige ich die Tram und fahre zur City zurück, wo ich mir einen gemütlichen Leseabend mache.
Am Samstagmittag geht mein Flieger nach Hobart - die Fähre wäre fast genauso teuer gekommen und hätte 20 Stunden (ohne Liegemöglichkeit) gebraucht. Beim Auschecken schalte ich wieder in den 'Travelmodus': Bett abziehen - Lebensmitteltasche ausmisten - Reis und Salz zurücklassen - Instantkaffee mitnehmen - Müsli und Früchte aufessen ! - Info-Broschüren ausmisten - Buch zurücklassen ? - Shampoo in den Rucksack - Wie schwer ist das Handgepäck ? - Myki-Card weiterschenken - Pass und Kreditcard sicher verwahren !
Tasmanien ich komme !
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