Solchermaßen gestärkt starte ich bei gläsern tiefblauem Himmel durch. Leider sind die Wege erstmals eher schlecht: Kies, Schlaglöcher, Kopfsteinpflaster. Dennoch schaffe ich 14 Km in einer Stunde (Stadtschild Halle) und bin 5 Km später am Marktplatz mit Marktständen, erneut riesiger Kathedrale mit Lutherbildnis, Rathhaus, Schillerhaus und Bachhaus.
Eine gute halbe Stunde bleibe ich, merke aber schon: Es wird heute verdammt heiß werden.
Gegen 11.00 h bin ich unterwegs nach Wettin, kreuze an der Burg Giebichenstein die Saale und befinde mich unter stechender Mittagssonne auf freiem Feld völlig allein auf weiter Flur.
Nach einem steilen Anstieg bei Lettin passiert es dann: An einer Kreuzung eine Baustelle umfahrend und schon nach dem Radwegschild Ausschau haltend, sehe ich eine hochstehende Metallplatte erst in letzter Sekunde, kann noch mit einem Schlenker ausweichen, gerate aber beim Abspringen auf Sand und in Schieflage, kann das schwere Fahrrad nicht halten und knalle mitsamt Rad nach rechts weg auf meinen Ellbogen ... - Schmirgelpapiereffekt !
Der Schmerz ist übel - ich kann das Rad kaum aufrichten und die Korbhalterung ist abgerissen.
Ich fixiere den Korb notdürftig mit einem Schnapphaken und fahre weiter ... - will raus aus der Sonne; aber mindestens weitere 6 Km geht es über freies schattenloses Feld auf Döblitz zu, wo ebenfalls der Hund begraben ist. Obwohl ich froh bin nichts gebrochen zu haben, schmerzt neben dem Ellbogen auch mein Nacken und mein Wasser ist leer - kein Mensch zu sehen !
Schließlich gehe ich in einen Hof und bitte darum die Wasserflasche gefüllt zu bekommen.
Der Bauer tut mir den Gefallen und seine Frau legt noch eine frische 1,5 L-Flasche dazu.
Der Weiterweg geht über Kopfsteinpflaster ! Um dieses zu vermeiden nutze ich eine enge Fahrradreifenspur, die andere Radler hier in die Wiese gefurcht haben müssen - ein Stein genügt, schon kippe ich erneut um und lande diesmal Böschung abwärts im Graben.
Am Wegesrand dann ein Lichtblick: Ich greife mir ein Buch aus einem Bücherschrank - eine umgenutzte Telefonzelle - und weiter geht es.
Ziemlich genervt und im Schneckentempo erreiche ich Wettin gegen 13.30 h, springe dort auf die Fähre und setze über. Ein kleiner Campingplatz bei Kloschwitz in 4 Km Entfernung ist mein Ziel, denn für heute habe ich genug.
Um 15.00 h steht mein Zelt; im Bikini mache ich Wassertreten im Kneipp-Becken, lege mich in die Wiese und lese mein Buch. Ein Brötchen, ein Bier, ein wenig bloggen und spazieren gehen - frau ist schließlich im Urlaub - 44 Km sind dennoch gefahren.
Den nächsten Campingplatz gibt es 35 Km weiter im schönen Bernburg - slow down, sage ich mir - auf einen Tag mehr oder weniger kommt es nicht an ....
In Bernburg komme ich über Plötzkau und Alsleben tatsächlich so zeitig an - gegen 13.00 h, dass nach Zeltbau beim Ruderverein Zeit für eine Radel-Rundtour ohne Gepäck möglich ist. Das Schloss ist imposant und wird seit über 10 Jahren saniert. Der Eulenspiegelturm kann besichtigt werden: 147 Stufen führen hinauf - prima Aussicht und eine Eulenspiegelpuppe erzählt per Knopfdruck einen Schwank aus seinem Leben.
Trotz hübscher Gebäude wirkt auch Bernburg recht lahm gelegt auf mich. Den Abend verbringe ich lesend vorm Zelt und kann dann 'Die Pelzhändlerin' zurücklassen.
Viel kommt jetzt nicht mehr bis zur Elbe; nur noch Calbe und Barby ...
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