Mittwoch, 5. März 2014

Spachlosigkeit in Dong Hòi: Huòng-'Ich-kann-helfen-weiss-du' verhilft mir zur 'Dhong Tièn Durang'-Höhlenbesichtigung





Da sitze ich nun also in Dong Hòi: Mein Gepäck an der erstbesten Hotelrezeption, dem 'Phuong Nam'- Hotel - Nomen est Omen - in diese Höhle möchte ich - aber das Mädel an der Rezeption sagt immer bloß 'yes' oder 'no' - meine Fragen versteht sie offensichtlich nicht.
Mir ist klar, wenn ich am nächsten Morgen zur Höhle will, muss ich noch heute Abend buchen, weil die Tour sicher früh startet. Aber wo ist hier eine Info ? Bin ich überhaupt im Zentrum ? Wo finde ich jemanden, der Englisch spricht ?

Die alte Lady zwei Hotels weiter spricht plötzlich Deutsch. Ja, sie habe 10 Jahre in Cottbus gelebt, ist schon lange her ... - ja, sie könne nach einer tour fragen, wenn ich in ihrem Hotel bleibe: 300.000 pro Nacht. Ich sage, ich hätte bereits etwas für 200.000 - ok, ich könne für 200.000 bleiben - Tourvermittlung nur dann - über Preise spricht sie erst, wenn ich bleibe ...
So nicht, Lady, ich gehe zum Vier-Sterne-Kasten am Ort und - Halleluhja - der Mann an der Rezeption spricht Englisch - kompetenter ist das Mädel daneben,  das ihm leise Hinweise gibt und sofort bei Googlemaps die Citymap von Dong Hòi ausdruckt. Er telefoniert mit einer 'travelagency' vor Ort und reicht mir den Hörer weiter: Ja, tour zu den caves fast voll 39.- Dollar ... - in Dong ? 800.000 ! Ich verschlucke mich fast - das ist ja wohl unverschämt teuer !

Für die DMZ-Tour habe ich 350.000 bezahlt (320 km Fahrt, viele Infos)  und die waren es Wert ! Er klärt mich auf in diesem District sei 'Tax' auf allem - außerdem müsse ich allein 320.000 fürs Boot durch die Höhle zahlen - den Trick kenne ich schon - das Boot kostet so viel, aber ich sitze mit mehreren drin .... - ich solle vorbeikommen und er nennt mir die Straße - 2km entfernt - es ist mittlerweile 20.00 h - wie soll ich das finden - ich bin hundemüde ...
Ich kehre zum Gepäck im Hotel zurück und überlege laut, ob ich zur Cottbuslady gehen soll, da meldet sich eine Stimme auf Deutsch zu Wort. 'Ich kann Deutsch, weiss du - ich kann helfen'; so lerne ich die Hotel-Chefin Huòng kennen, die zwar kein Englisch, aber Deutsch spricht, weil sie 7 Jahre in Schwerin und Berlin gelebt hat.

Sie lädt mich - 'Geschenk, weiss du' - zum Abendessen ein, spendiert auch noch einen 'Cabernet Sauvignon' aus dem 5-Liter-Kanister und plaudert über Möglichkeiten die Höhle zu besuchen: Mit dem Motorbike (50 km ! - hier zu weit!), Organisation, die sie kennt - sie ruft an - keiner geht dran ... - es ist 21.30 h !
Ich bedanke mich und beschließe erstmal zu schlafen - morgen ist auch noch ein Tag ...
Gegen 7.30 h lasse ich mich mit dem Motorbike zur Travelagency bringen - nein, die Gruppe sei voll für heute - am Preis habe sich auch nichts geändert - und tschüsssss !

Ich beschließe den nächsten Bus nach Ninh Binh zu nehmen - eigentlich habe ich genug Höhlen gesehen - ja, Nachtbus ist für 230.000 Dong zu haben; fährt um 19.00 h - uff, hier einen ganzen Tag totschlagen ... ?
Als ich zurückkomme, strahlt Huòng mich an: Ich könne mit einer Gruppe zu einer anderen Höhle mitfahren - 'viel schöner, als Phuong Nam , das nur groß' - nur 150.000 h Eintritt - die Gruppe isst um 12.00 Uhr bei ihr zu Mittag und fährt dann los - hört sich genial an - ich könnte hinterher sogar noch immer den Nachtbus nehmen .... !

Ich stelle mich unter die heiße Dusche und habe zwei Stunden Relaxzeit - denke ich ....
Um 12.15 h teilt sie mir mit der Bus sei 40 km vor Dong Hòi - um 13.00 h sind es noch 20 km - um 14.00 h sitzen alle gerade beim Essen, als ich nachfrage: Nein, für heute sei es zu spät - sie würden gleich morgens früh hinfahren ... - frust !

 Als ich Huòng mitteile, dass ich dann doch den Nachtbus nach Ninh Binh nehme, überredet sie mich mit allen möglichen Hilfsversprechen zu bleiben und ich hänge doch nochmal 24 Stunden dran.



Der Leerlauftag vergeht im Hotelzimmer mit dem Disney-Channel, mit dem Laden von  Bildern und Bloggen und morgens um 7.00 Uhr starte ich tatsächlich mit 20köpfiger Gruppe im Kleinbus bei garstig grauem Nebelwetter.
Glücklicherweise habe ich ein neues Buch begonnen - das laute Dauergeschnatter der Vietnamesen versuche ich auszublenden - keiner von ihnen spricht Englisch. Die Landschaft im Nationalpark ist - wenn auch mystisch neblig - wunderschön: Steile Karstfelsen hinter grünen Reisfeldern entlang eines türkisgrünen Flusses.


Ticketkauf - Elektroautozubringer - 600 m Fußmarsch bergauf ... - und gefühlt Hundert schnatternde rumalbernde Vietnamesen in Ballerinas, runtergelatschten Lederschlappen oder auf Stöckelabsätzen !

Die Höhle ist trotz unangenehmer Geräuschkulisse phantastisch: Das größte und Stalagtitenreichste, was ich bisher so gesehen habe und sicherlich interessanter als 'Khong Lor' in Laos - eine volle Stunde schieben wir uns dem Mikrofon des unaufhörlich schnatternden Guides folgend durch die gut ausgeleuchtete Riesenhöhle.





Wäre es nomalerweise ein Leichtes gewesen mit mehr Ruhe voraus zu gehen oder zurück zu bleiben, muss ich nun in der Masse bei der Gruppe bleiben - aber die Faszination des Höhlenerlebnisses überwiegt.

Am Ende geht es den gleichen Weg zurück und nun ist es erfreulicherweise viel leerer - leider hat es die Gruppe jetzt eilig zum Bus zu kommen. Auf dem Weg nach unten wollen denn doch ein paar aus der Guppe ein Foto mit mir schießen - dazu braucht's ja kein Englisch - Zeichensprache genügt ; )



Gegen 13.00 h sind wir zurück und während die Gruppe schon wieder luncht, hebe ich Geld ab und packe. Gegen 14.00 h versucht Huòng für mich einen Bus anzuhalten, der nach Hanoi fährt: Ja, er kann in Ninh Binh halten 400.000 Dong ! Ich lache und sage selbst der Schlafbus mit Liegen koste weniger - ok, meint er 300.000  - ich winke ab - ok 250.000 ... -; wortlos wende ich mich ab - verarschen kann ich mich selber - der Schlafbus kostet 230.000 - Huòng weiß auch nicht mehr so recht, was sie sagen soll ... - Ich bitte sie mich zur Nachtbusagency zu bringen, was sie auch tut.

Ich verspreche ihr ein Bild von uns zu schicken und danke ihr für alles - sie gibt mir ihre Telefonnummer ... - 'wenn Problem, ich kann helfen, weiss du' -  dann habe ich gut vier Stunden Zeit auf den Bus zu warten. Gemütlich mit Netbook am Flussufer sitzend schreibe ich meine Erlebnisse auf und wundere mich über die kommunistische Preispolitik  im Norden - Touristenabzocke scheint hier im sozialistischen Jahresplan zu stehen.
Für Fahrt und Höhle habe ich in der vietnamesischen Gruppe übrigens 300.000 statt 800.000 Dong gezahlt und die Höhle war sogar weiter weg, als die andere ... - und sicherlich schöner!

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