Sonntag, 23. März 2014

Schwarze Tage: Hanoi - Kuala Lumpur - Frankfurt

Happy Birthday: Moning Glory Salad mit Beef
 
An meinem Geburtstag regnet es in Strömen und ich erhalte die Nachricht, dass es Paps sehr schlecht geht. Ich reise unmittelbar von Hai Phong nach Hanoi, um einen Rückflug für den 10.3. zu buchen.

 
Um Zeit totzulaufen, umrunde ich mehrfach den nieselregenverhangenen Hoan-Kiem-See und schöpfe Kraft beim Anblick der Aerobic-Gruppe, die mit 'Never give up'-Shirts zu peppiger Musik ihre Hüften schwingt. Einige Damen sind über 80, fordern mich zum Mitmachen auf und wollen dringend aufs Gruppenfoto ; )


   

 

Nach einer schlaflosen Nacht buche ich den Flug - ziellos schlendere ich durch die Altstadtgassen und lenke mich mit Fotografieren ab - nach der zweiten gefühlt schlaflosen Nacht erhalte ich eine Mailnachricht die Flugbuchung könne NICHT bestätigt werden - ich denke, Schicksal; vielleicht sehe ich die Dinge zu schwarz - vielleicht sollte ich in Indien noch Holi feiern und dann am 18.3. zurückfliegen - ich buche einen Flug für dieses Datum, um in Kalkutta keinen Stress damit zu haben. Mein Visa für Vietnam läuft am 11.3. aus - ich muss also den Indienflug über Kuala Lumpur an diesem Tag ohnehin antreten.


 


 
Nach einer dritten Nacht mit nur 5 Stunden Schlaf - den Rest der Nacht grübele ich - bin ich um 7.00 h am Flughafen in Hanoi - wie kann ich weitere sechs Tage mit der Angst leben und Holi feiern - der Gedanke an das chaotische Kalkutta und die Zugfahrt nach Santiniketan überfordern mich zusätzlich - kein Infoschalter besetzt im Airport - bei Vietnam Airlines erfahre ich, kein Frankfurt-Flug den ganzen Tag; nur ein Flug über Saigon um 23.30 h ...
Ich steige in den ersten Flieger und bin um 13.45 h in Kuala Lumpur. 'Everybody gets a second chance' und 'you can do it, if you really want' im Kopf, möchte ich meine 9 Stunden Zwischenstopp vor dem Flug nach Kalkutta nutzen, um erneut zu versuchen einen Frankfurtflug zu buchen. 
Ich muss dazu vom 'Domestic Airport' zum 'International Airport'. Ich tausche 5 Euro in Ringit, besorge mir ein Sandwich mit Beef - göttlich - ich hatte weder den Abend zuvor, noch morgens vorm Flieger etwas gegessen und Air Asia bot nichts während des Fluges an - setze mich in den Shuttle-Bus und erreiche gegen 14.00 h den anderen Flughafen.
Mehrere Infoschalter, nette Leute - alle sprechen Englisch - 'yes, we check the possibilities for you' - wie schön !

Wartehalle Kuala Lumpur Airport
 Drei Stunden brauche ich dann, bis der Flug wirklich gebucht und bezahlt ist, - kein Schnäppchen so kurzfristig - denn die ATM- Automaten haben wiedermal ein niedriges Limit und spucken nur einmal pro Tag Geld; die Visacard funktioniert hier auch nicht und die Lady der 'Agency' bucht schließlich einen Teilbetrag bar und einen Teilbetrag über Visa über ihr Hauptbüro mit Angabe der Nummer.
Mir ist alles egal - gegen 18.00 h maile ich nach Frankfurt, dass ich unterwegs bin und sinke erschöpft auf zwei Flughafensitzen zusammen. Den Fuß in die Schultergurte des Handgepäcks gewickelt, den Hut über dem Kopf versuche ich zu entspannen und dämmere drei Stunden im Halbschlaf vor mich hin.

Gegen 21.30 h checke ich das Gepäck ein; aber der Abflug ist verspätet - erst um 00.30 h startet der Flieger - ich bin jetzt seit 18 Stunden unterwegs.
Um 1.30 h zwinge ich mir im Flieger Fisch mit Reis rein und bin danach erstmal wieder wach. Ich plaudere mit meinem linken Sitznachbarn und gegen  4.00 h beschließen wir doch ein bisschen zu ruhen. Vermutlich schlafe ich tatsächlich ein wenig, bevor es gegen 7.00 h ein Frühstück gibt. gegen 10.30 h wird es quälend - ich wandele im Gang auf und ab und möchte endlich da sein. Für mich 12.20 h; aber wegen der Zeitverschiebung 6.20 h in Frankfurt landet der Flieger und kurz darauf umarme ich meine Schwester, die mich am Flughafen abholt - 30 Stunden war ich unterwegs.

Nach heißer Dusche und Kaffee besuche ich meinen Vater in der Klinik in Hofheim.
Er ist kaum wiederzuerkennen und obwohl er mich erkennt, kann er nicht sprechen und es geht ihm sichtbar schlecht. Nach dem ersten Schock bin ich froh gekommen zu sein.


Die nächsten 12 Tage vergehen wie in Trance: Ich fühle mich 'zwischen den Welten' und jedenfalls nicht zu Hause. Täglich bin ich drei oder vier Stunden im Krankenhaus - Gespräche führen, ihn füttern, gemeinsam Zeitung lesen und Reisebilder gucken ...
Letztlich ist es eine sehr intensive Zeit mit ihm, die ich nicht missen möchte.                                             Nach der ersten Tiefphase geht es ihm erfreulicherweise besser; aber es gibt ständig Schwankungen und viel essen möchte er nicht. Immerhin plant er wieder für seinen 80. Geburtstag im Juni - ein gutes Zeichen, wie wir alle hoffen.

Das Holi-Festival, auf das ich drei Jahre hingeplant und meine Reisedaten darauf abgestimmt hatte; es findet in Santiniketan, der Universitätsstadt Rabindranath Tagores, am 16./17.3. bei Vollmond ohne mich statt. Mein Couchsurfer Mizanur schickt mir wunderschöne Bilder ...






Ich besuche Freunde, telefoniere viel und versuche den grässlichen Husten, den ich mir in der deutschen Kälte am dritten Tag geholt habe, in den Griff zu kriegen.

Nach einem Krankenbesuch mit meiner Tochter, die für drei Tage aus Aberdeen angereist ist, buche ich einen Flug nach Kalkutta für den 24.3. - wenigstens vier Wochen Indien möchte ich noch dranhängen um meine Reise abzurunden ... - dass ich die Reise so wie vorher genießen kann, glaube ich nicht; aber ausprobieren muss ich es, denn diese Reise ist für mich zu einer solch wichtigen Erfahrung geworden, dass ich sie einfach abschließen muss.

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