Während uns Thach sehr anschaulich in recht gutem Englisch die Geschichte des Vietnamkrieges erklärt, halten wir immer mal an markanten Punkten: Am 'Rock Pile' , dem strategisch wichtigen Aussichtspunkt, an einer mehrfach gesprengten Brücke und schließlich an der ehemaligen US-Base 'Khe San' kaum einen Steinwurf von der laotischen Grenze entfernt.
Waffentransport in Steilgelände |
Noch immer ist der ursprünglich hier vorhandene Primärtropenwald mit seiner Flora und Fauna unwiderbringlich zerstört vom 'Agent Orange'- es wachsen nur Büsche und bestimmte Baumarten, die gepflanzt wurden, um Erosion zu verhindern. Noch in der dritten Generation werden Kinder mit Mißbildungen geboren.
Lächeln der Ausdauer |
Wir befinden uns nahe des teilenden 17. Breitengrades zwischen Nord- und Südvietnam, wo das Land gerade mal 55 km breit ist. Diese Demarkationslinie, die sich während des Krieges nur minimal verschob, war dennoch hart umkämpft, um Wege für Waffenlieferungen und Nahrung offen zu halten. Als 1970 ein Jahr nach dem Tod Ho Chi Minhs die elektronisch gesicherte McNamara-Linie der US-Armee ein unüberwindliches Hindernis bildete, weitete sich der Krieg auch auf Laos und Kambodscha aus, um mit dem Ho Chi Minh Pfad weiterhin Transportwege zu sichern.
Ausrüstung eines Vietcong |
Die 'Tet-Offensive' des Nordens am 30.01.1968 bildete eine Wende im Krieg: Zum vietnamesischen Neujahrsfest (Tet) waren viele südvietnamesische Kämpfer zu ihren Familien gereist - Nordvietnam griff unvermutet über laotisches Gebiet kommend die 'Khe San Base' von hinten, sowie andere wichtige Positionen in Südvietnam an; trotz dieses letztlich nicht erfolgreichen Schachzuges bedeutete dies die Wende im Vietnamkrieg, denn die Weltöffentlichkeit begann zu protestieren ...
Heute sieht frau an Stelle der US-Airbase ein informatives Museum, sowie nachgebaute Bunker, alte Panzer, Flugzeugwracks, Bomben und Ausrüstungsgegenstände beider Seiten.
Die Absurdität dieses Krieges ist unfassbar.
Kein Kinderspiel |
Auf der Rückfahrt essen wir in Dang Há und fahren dann weiter zur Küste, wo im Dorf Vinh Mòc 350 Bewohner 6 Jahre lang in einem 1,7 km langen in 20 Monaten gegrabenen Tunnelsystem überlebten. Zwischen 1966 und 1972 wurden hier 17 Kinder geboren, die den Krieg alle überlebten. Die Dorfbewohner lebten weiter vom Fischfang, während sie nebenbei Waffen schmuggelten und einmal bei 10 tägigem Dauerbeschuss in den Tunneln ausharren mussten.
Familienkammer |
Ein Wachtposten gab bei Luftangriffen Warnsignale, so dass die Bevölkerung rechtzeitig in die Tunnel flüchten konnte. In 12, 15 und 23 Metern Tiefe gibt es verschiedene Gänge mit 1,40 x 1.40 x 1,80 großen Wohnkammern, in denen jeweils eine Familie Platz finden musste.
Eine 'Toilette' (Kammer mit zu entleerenden Eimern), einen 'Sanitätsraum', einen Geburtsraum und einen 'Versammlungsraum' (höherer breiterer Gang, der 60 Menschen fassen konnte) gab es. 13 mit Pflanzen und Buschwerk abgedeckte Eingänge - 7 zum Meer und 6 zu den Bergen weisend - gewährten Ein- und Auslass, sowie Frischluftzufuhr.
Eine Bombe, die 12 Meter ins Höhlensystem eindrang und dort explodierte, verletzte niemanden und bildete fortan einen zusätzlichen 'Abluftschacht'.
Beim Gehen muss ich mich ducken und die lehmigen Stufen sind rundgelaufen - in der Regenzeit sicher eine Matschpartie. Keinerlei Stützbalken - die Tunnel sind mit Hacken und Schaufeln per Hand aus dem Lehmboden herausgearbeitet. Für uns Touristen sind kleine Lämpchen vorhanden - vor 45 Jahren gab es nur Kerzenschein. Vor allem das Auftauchen aus dem Tunnel durch dichtes Blätterdach am Strand ist überwältigend.
Heute werden im 30 - Minutentakt Touristen-Gruppen durch die Tunnel geführt, während die Kindeskinder des Krieges Getränke, Chips und Souvenirs verkaufen.
Auf der Rückfahrt hinter Dong Hà wechsele ich Bus und Fahrtrichtung - statt nach Hué zurückzukehren, hält Thach für mich einen Minibus an (15 Sitze - ich bin der 19. Passagier )und ich fahre in eineinhalb Stunden bis Dong Hói weiter, wo ich am nächsten Tag einen Ausflug zu den Phuong Nam Höhlen machen möchte.
Die nächste Generation |
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