Morgens um 8.00 h stelle ich meinen Rucksack im Backpacker-Büro unter - nach einem kleinen 'Chai' geht es los. 13 Leute sitzen im Minibus: Zwei Israelis, Australier, Schweizer, Engländer, ein Österreicher, eine Schwedin, ein 'Weißer' mit Pass aus Zimbabwe, ein Südafrikaner und ich.
Eine Stunde brauchen wir raus aus Kalkutta und fahren an der monströsen Müllkippe vorbei, die wie ein Tafelberg in der Landschaft liegt. 15 Millionen Einwohner 'füttern' sie täglich - Hunderte leben von, in, neben ihr - und doch oder gerade deshalb erscheint mir Kalkutta sauberer, als manch andere Großstadt in Indien.
Links in weiter Ferne der Müllberg - rechts der Straße, dicht an dicht, Receicling-Stationen: Metall, Plastik, Pappe alles wird chaotisch aufgehäuft, gesammelt, wiederverwertet -
erklärt unser Guide Ajah, ein pfiffiger Knabe von 25
Jahren; sein kleiner Bruder ist Fahrer, beim ältesten Bruder im Büro habe ich die Tour gebucht. Alle sprechen gut Englisch - alle haben es durch den Tourismus gelernt.
In der zweiten Stunde fahren wir entlang des 'Blackwaters' - meine Bezeichnung für einen breiten kanalartigen Abwasserkanal, der allein dazu dient, die Abwässer einer Chemiefabrik und die Kloake der Dörfer aufzunehmen - der Geruch ist entsprechend. Nachdem wir die Chemiefabrik mit ihren barbie-rosa Schäumen hinter uns gelassen haben, fahren wir in der dritten Stunde durch nahezu ruhiges ländliches Gebiet. Hühner, Schweine, Enten, Katzen, Menschen leben alle in Dörfern direkt an der Hauptstraße. Straßenmärkte, Verkaufsstände, Verkehr überall.
Hinter Basanti geht es nur noch bis Godkhali - dann endet die Straße, weiter geht es nur per Bootsfähre zur ersten der vielen Inseln.
Die Sundarbans umfassen ein Gebiet von 10 000 Quadratkilometern bestehend aus Mangroven und bewaldeten Inseln. Alle hier lebenden Tiere haben sich ans Leben am Salzwasser angepasst, das heißt, sie trinken wenn nötig das brackige Wasser der Backwaters und schwimmen über weite Strecken von Insel zu Insel.
Hirsche, Warane und zahlreiche Vogelarten sind hier noch zu finden und darüber hinaus 253 Tiger - 131 Weibchen, 89 Männchen und 33 Jungtiere - laut der letzten Zählung. Dies ist der größte Bestand in Indien und er ist dennoch rückläufig; das Auswildern von Tigern aus anderen Gebieten wäre nicht erfolgreich, denn sie wären nicht an die harten Lebensbedingungen in den Sundarbans angepasst.
Nach Fährfahrt, Fahrradrikschafahrt auf hartem, holprigem Holzkarren und erneuter Bootsfahrt erreichen wir gegen 13.00 h bei heißen 35 Grad Celsius das Village, das uns für die Nacht in gemütlichen Lehmhäusern oder Strohhütten beherbergen wird. Die Lady, die das Mittagessen für uns kocht ist Witwe - den Ehemann hat ein Tiger geholt - die Touristen sind für sie die einzige Art ohne männliche Hilfe für ihren Lebensunterhalt zu sorgen.
Vereinzelt gibt es hier 'Maneater', die allerdings nur Honigsammler oder Fischer angreifen, die sich unerlaubt im oder am Rande des Nationalparkgebiets aufhalten. Zum Schutz der Dörfer gibt es Maschendrahtzäune um die Nationalparkinseln um Übergriffe von schwimmenden Tigern zu verhindern.
Nach Essen und Siesta erkunden wir das Dorf über seine zahlreichen Lehmdammwege und sehen Kingfisher und andere Vögel. Abends gibt es indische Musik mit Handtrommel, Kastenquetsche und Saiteninstrument.
Das jungvergorene Reisweingesöff schmeckt scheußlich, aber das Abendessen ist gut. Wir trinken Wasser aus 20-Literkanistern dazu; denn hier gibt es weder Kühlschränke, Minishops oder Getränkestände - Plastikvermeidung ist angesagt und so füllen wir unsere Wasserflaschen brav am lauwarmen Kanister wieder auf.
Die Ruhe abends zum Sternenhimmel könnte herrlich sein, wäre da nicht der plärrende Propaganda-Lautsprecher, der mit monotonem Geplauder auf die nächsten Wahlen im April einstimmen will. Mit Ohrstöpseln schlafe ich doch irgendwann ein, denn das Bett ist superbequem.
Den nächsten Tag befinden wir uns fast ausschließlich auf einem großen Boot mit Überdachung und Teppichdeck. Gespräche, Mahlzeiten, Sightseeing - alles vom Boot aus. Die Mangrovenlandschaft ist auf Dauer recht eintönig - die Tiere machen sich rar. 'Just for fun' machen wir eine kurze Mangrovenwanderung - der Lehmboden ist schleimig zäh - anstrengend zu laufen - 'Funfaktor' begrenzt ; )
Wir sehen viele Vögel - weit weg - einen Marabu, mehrmals kleine Hirsche im Unterholz oder eine große graue Echse - ein Tiger lässt sich natürlich nicht blicken. Zweimal steuern wir eingezäunte Aussichtstürme auf Inseln an - aber, der Guide gibt es zu, wenn frau hier Tiger sehen will, muss sie mehrfach und in der Morgen- oder Abenddämmerung kommen ... aha - die Öffnungszeiten des Parks sind 7 pm - 4 am - super geregelt ; ) Eine Infotafel vermeldet die letzten Tigersichtungen: 4., 13., 23. März - also durchschnittlich alle 10 Tage einer !
Es ist dennoch ein entspannter schöner Reisetag, den wir auf dem Boot verdösen und verplaudern. Wir sind gegen 16.30 h zurück und haben mit Fähre, Fahrradrikscha, wieder Fähre und Minibus noch eine lange Rückfahrt vor uns. Um 21.00 h verabschiede ich mich von Brenda und David aus Sydney und auch mit Jean-Claude und Brigitte aus Bern habe ich die mailadresse getauscht. Im 'Maria' gibt es nur noch ein Zimmer der schäbigen Sorte, aber es soll ja nur noch für zwei Nchte sein.
Den nächsten Tag möchte ich noch ins 'Indian Museum' und zum Victoria Memorial - den Tag drauf habe ich mich in Santiniketan angekündigt; aber wieder mal kommt alles anders, als frau denkt !
Müllkippe im Hintergrund |
Eine Stunde brauchen wir raus aus Kalkutta und fahren an der monströsen Müllkippe vorbei, die wie ein Tafelberg in der Landschaft liegt. 15 Millionen Einwohner 'füttern' sie täglich - Hunderte leben von, in, neben ihr - und doch oder gerade deshalb erscheint mir Kalkutta sauberer, als manch andere Großstadt in Indien.
Links in weiter Ferne der Müllberg - rechts der Straße, dicht an dicht, Receicling-Stationen: Metall, Plastik, Pappe alles wird chaotisch aufgehäuft, gesammelt, wiederverwertet -
erklärt unser Guide Ajah, ein pfiffiger Knabe von 25
Jahren; sein kleiner Bruder ist Fahrer, beim ältesten Bruder im Büro habe ich die Tour gebucht. Alle sprechen gut Englisch - alle haben es durch den Tourismus gelernt.
In der zweiten Stunde fahren wir entlang des 'Blackwaters' - meine Bezeichnung für einen breiten kanalartigen Abwasserkanal, der allein dazu dient, die Abwässer einer Chemiefabrik und die Kloake der Dörfer aufzunehmen - der Geruch ist entsprechend. Nachdem wir die Chemiefabrik mit ihren barbie-rosa Schäumen hinter uns gelassen haben, fahren wir in der dritten Stunde durch nahezu ruhiges ländliches Gebiet. Hühner, Schweine, Enten, Katzen, Menschen leben alle in Dörfern direkt an der Hauptstraße. Straßenmärkte, Verkaufsstände, Verkehr überall.
Hinter Basanti geht es nur noch bis Godkhali - dann endet die Straße, weiter geht es nur per Bootsfähre zur ersten der vielen Inseln.
Die Sundarbans umfassen ein Gebiet von 10 000 Quadratkilometern bestehend aus Mangroven und bewaldeten Inseln. Alle hier lebenden Tiere haben sich ans Leben am Salzwasser angepasst, das heißt, sie trinken wenn nötig das brackige Wasser der Backwaters und schwimmen über weite Strecken von Insel zu Insel.
Hirsche, Warane und zahlreiche Vogelarten sind hier noch zu finden und darüber hinaus 253 Tiger - 131 Weibchen, 89 Männchen und 33 Jungtiere - laut der letzten Zählung. Dies ist der größte Bestand in Indien und er ist dennoch rückläufig; das Auswildern von Tigern aus anderen Gebieten wäre nicht erfolgreich, denn sie wären nicht an die harten Lebensbedingungen in den Sundarbans angepasst.
Fährüberfahrt |
Nach Fährfahrt, Fahrradrikschafahrt auf hartem, holprigem Holzkarren und erneuter Bootsfahrt erreichen wir gegen 13.00 h bei heißen 35 Grad Celsius das Village, das uns für die Nacht in gemütlichen Lehmhäusern oder Strohhütten beherbergen wird. Die Lady, die das Mittagessen für uns kocht ist Witwe - den Ehemann hat ein Tiger geholt - die Touristen sind für sie die einzige Art ohne männliche Hilfe für ihren Lebensunterhalt zu sorgen.
Vereinzelt gibt es hier 'Maneater', die allerdings nur Honigsammler oder Fischer angreifen, die sich unerlaubt im oder am Rande des Nationalparkgebiets aufhalten. Zum Schutz der Dörfer gibt es Maschendrahtzäune um die Nationalparkinseln um Übergriffe von schwimmenden Tigern zu verhindern.
Nach Essen und Siesta erkunden wir das Dorf über seine zahlreichen Lehmdammwege und sehen Kingfisher und andere Vögel. Abends gibt es indische Musik mit Handtrommel, Kastenquetsche und Saiteninstrument.
Guide Ajah |
Die Ruhe abends zum Sternenhimmel könnte herrlich sein, wäre da nicht der plärrende Propaganda-Lautsprecher, der mit monotonem Geplauder auf die nächsten Wahlen im April einstimmen will. Mit Ohrstöpseln schlafe ich doch irgendwann ein, denn das Bett ist superbequem.
Den nächsten Tag befinden wir uns fast ausschließlich auf einem großen Boot mit Überdachung und Teppichdeck. Gespräche, Mahlzeiten, Sightseeing - alles vom Boot aus. Die Mangrovenlandschaft ist auf Dauer recht eintönig - die Tiere machen sich rar. 'Just for fun' machen wir eine kurze Mangrovenwanderung - der Lehmboden ist schleimig zäh - anstrengend zu laufen - 'Funfaktor' begrenzt ; )
Marabu |
Wir sehen viele Vögel - weit weg - einen Marabu, mehrmals kleine Hirsche im Unterholz oder eine große graue Echse - ein Tiger lässt sich natürlich nicht blicken. Zweimal steuern wir eingezäunte Aussichtstürme auf Inseln an - aber, der Guide gibt es zu, wenn frau hier Tiger sehen will, muss sie mehrfach und in der Morgen- oder Abenddämmerung kommen ... aha - die Öffnungszeiten des Parks sind 7 pm - 4 am - super geregelt ; ) Eine Infotafel vermeldet die letzten Tigersichtungen: 4., 13., 23. März - also durchschnittlich alle 10 Tage einer !
Sundarban-Kingfisher |
Es ist dennoch ein entspannter schöner Reisetag, den wir auf dem Boot verdösen und verplaudern. Wir sind gegen 16.30 h zurück und haben mit Fähre, Fahrradrikscha, wieder Fähre und Minibus noch eine lange Rückfahrt vor uns. Um 21.00 h verabschiede ich mich von Brenda und David aus Sydney und auch mit Jean-Claude und Brigitte aus Bern habe ich die mailadresse getauscht. Im 'Maria' gibt es nur noch ein Zimmer der schäbigen Sorte, aber es soll ja nur noch für zwei Nchte sein.
Den nächsten Tag möchte ich noch ins 'Indian Museum' und zum Victoria Memorial - den Tag drauf habe ich mich in Santiniketan angekündigt; aber wieder mal kommt alles anders, als frau denkt !