Dienstag, 30. Juli 2013

Iguacu 'incredibile'


 
 


Erstaunlich fit, weil begeistert, überstehe ich den herrlichen PERFECT DAY III an den Fällen von Iguacu trotz vorher durchwachter Busnacht.
 Mir ist nicht nach viel Text, denn mir fehlen die Worte über die Größe und Gewaltigkeit der Fälle... - und Bilder sagen NICHTS darüber aus. Im Gegenteil: Jedes Bild ist nur ein winziger Ausschnitt der Gewaltigkeit.

 



Die brasilianische Seite bietet einen grandiosen Panoramablick aus sicherer Entfernung.
Die Fahrt im Schlauchboot ist nach dem unvermeidlichen Fotoshooting (CD am Ausgang) ein unvergesslicher, nasser Spaß: In Badeanzug, Regencape und Schwimmweste fährt das Boot unter einen der mittleren Fälle, dass man kaum noch zu Atem kommt. Supergeil !
Dabeisein ist alles - die Kamera bleibt im Schließfach ; )



 


Bei einem zweiten Rundgang ist die Belichtung noch schöner ... - die Ergänzung am nächsten Tag von der argentinischen Seite aus ist die Nahaufnahme: Längere unspektakuläre Laufwege  - aber dann fantastische Blicke direkt vor, über oder neben den stürzenden Wassern.
Eine Bähnchenfahrt führt zum letzten Highlightsteg an der 'Gargantua del Diabolo' - dem Höllenschlund, zu dem frau noch ein gutes Stück über einen Eisensteg laufen muss.

 

Die Aussicht ist atemberaubend und ohrenbetäubend - die Tiefe saugt magisch - sich hier mit 80 runterstürzen erspart das Pflegeheim ; )
Unglaublich die Story, die dazu im 'Lonely planet' steht: In den Anfängen des Tourismus konnte man ein Ruderboot mieten und von oben zum Schlund fahren, wo der Kahnbesitzer wie besessen gegenruderte, damit die Gäste einen Blick über den Rand nach unten werfen konnten ... - eine schier wahnwitzige Vorstellung !



 1938 stürzte dabei ein Kahn mit sieben Deutschen in die Tiefe --- river of no return ; ) Seither wurde dieser Höllentrip verboten ... - erstaunlicherweise erst dann !
Ich kann mich vom Anblick nur schwer losreißen ... - und bin geschafft vom guten Essen danach.
Erstmals habe ich kurze Filme gedreht, die die Szenerie etwas besser wiedergeben.
Auch hier passt eine chinesische Weisheit frei nach Sonjaoneway.

 

Wer die Fälle nicht erlebt hat, braucht sich kein Kalenderblatt davon aufhängen !

ECO-Tourismus in Bonito

Bonito hat eine Hauptstraße und zu jeder Seite ca. zwei bis drei Nebenstraßen (amerikanisches Schachbrettmuster). Entlang der Hauptstraße liegen im Zentrum fast ausschließlich Touristen-Läden und 'Agencias'.
 Holzpapageien, -tukane, -kaimane, -leoparden in allen Größen und Farben, Indianermasken, -schmuck, -handabeiten aller Art, den heiligen Franziskus mit Tieren, Negerengelchen oder als Kreolinnen bemalte Kalebassen, T-Shirts mit Tiermotiven in allen Variationen,  kleine und große äußerst geschmacklose Tongefäße ... - Kitsch ohne Ende.
 






Die Agencias tragen phantasievolle Namen, wie Ecotours, Bigtour, Muito Bonito, Bonitour, Aguatourismo, H2O-Ecotours, Terretourismo und, und, und - und alle wollen Geld verdienen - wenigstens ein Mal im Jahr zur Hochsaison  ; )
Nicht zu vergessen die Transportunternehmen, die unabhängig von den Touren extra, aber ebenfalls über die Agencias gebucht werden müssen.  Alleinreisende Frauen scheinen da ein besonders beliebtes Opfer zu sein. 'Make you comfortable - take your own driver' ! 'Grouptransfer not available - sorry - high season' !
Viel Kitsch, wenig Kult - viel Geld,  möglichst wenig Leistung, scheint die Devise zu sein.
Die Restaurants bieten von Jacaré über Strauß, Frosch und Capivara alles an, was Beine hat - für ein Gericht mit Jacaré- oder Straußenfleisch zahlt frau schlappe 30.- Euro aufwärts - ein Rindersteak ist schon ab 12.- Euro zu haben.




ECO-Tourismus - alles in privater Hand - die Fazendabesitzer sind naturliebend - und bestimmen die Preise ... - und Korruption ist auch noch im Spiel, wie mir eine Mitarbeiterin von Bonitaway ('I can understand you, I'm from Costa Rica, you know, it's not allways understandable, how they manage here ...) vertraulich mitteilt.
Die ersten vier Buchstaben stehen wohl für: easy cash over tourists - hier ein paar Anekdoten:
Der Buchungsvorlauf über Luciano war schwierig genug, aber hier war ich nun auf die einmal gewählte Agentur festgenagelt, da ich die Hälfte vorher anzahlen musste. In Bonito angekommen, musste ich zunächst  äußerst nachdrücklich versichern, dass ich bei 6 Grad keine Schnorcheltour antreten werde - Stornierung für zwei Aktivitäten war endlich möglich.

 

Die Gruta Azul war wegen des Transportes äußerst überteuert - wie sich herausstellt.
Die Sucuririver-Schnorcheltour - zunächst nur verschoben - ist im Tourismusbüro, wo ich spaßeshalber frage, ebenfalls für die Hälfte zu haben - faule Ausreden (interessanterer Flussabschnitt, mit lunch included) nicke ich kommentarlos ab - und bitte um Umbuchung, um zwei Touren verbinden zu können, die interessanter sein sollen und letztlich um Geld zu sparen.
Nun wird es schwierig: Angeblich klemmt es mit dem extra zu zahlenden Transport, weil der Van-Gruppentransport ausgebucht ist - Individualtransport: 150.- RS !  Ich glaube kein Wort und mache deutlich, dass beide Touren mit Gruppentransport machbar sein müssen, oder ich gar nichts buche.
Etliche Telefonate und eine Stunde später ist das Ziel erreicht. Der Transport kommt vom internationalen Hostel und muss Cash gezahlt werden. Für Hin- und Rückfahrt insgesamt 3 Stunden - 50km geht es nun für 55.-RS  (Zum Vergleich: Gruta Azul - 20min., 20km -  80.-RS)
Geht doch ! Es lebe der ECOTourismus - und meine Hartnäckigkeit ; )
Die heutige Baumklettertour war nett, aber keine Herausforderung und mit 32 Euro ebenfalls zu teuer (in Seulberg bekommt man mehr fürs Geld) - und hinradeln musste ich für 5 Euro Radmiete selber.
 Immerhin war ich die einzige, war blöderweise auch noch zu schnell ('normaly people scared - take one hour'), wie der guide meinte und wollte die vom extra mitlaufenden Fotografen auf CD gebannten Bilder für weitere 35.- RS leider nicht kaufen. Hatte halt schon die 10.-RS 'Wetsuite' extra bezahlt, weil mir von der Agency keiner gesagt hatte, dass die Tour auf einer Seilrutsche im 13 Grad kalten Wasser landet - 'good fun' - wäre bloß etwas frisch mit nassen Klamotten beim Zurückradeln.
So hangele ich mich von Abenteuer zu Abenteuer und harre der Dinge, die mich morgen erwarten.

 


Tja, und da ist er: PERFECT DAY II ; )
Morgens mit nur 20 minütiger Verspätung Aufbruch zum 'Boraco das Araras' (Papageienloch) - einstündiger Rundgang um ein 100 m tiefes bewachsenes Felsloch (eingebrochene Höhle, zweitgrößte der Erde) mit Tümpel unten - dort leben kannibalistische Kaimane ; ) kein Witz: Die Alten fressen die Eier und Jungen; wenn Junge es schaffen älter zu werden, fressen sie die Alten - das nenne ich Effizienz !
Im Felsabbruch des Loches nisten die 'Macaos' - große rot-blaue Aras. Wunderschön und immer paarweise umkreisen sie das Loch, bevor sie am Nest oder in den Bäumen ringsum landen. Fast verschwunden, hat sich ihr Bestand nun wieder auf ca. 100 vermehrt. Ein gutes Dutzend bekommen wir zu Gesicht.
Anschließend weiter zum Rio da Prata - sonnig warm, aber noch mit Pulli unterwegs. Um 11.30 h 'wetsuits' und Unterweisung: Das 'flutuacao' beginnt im flachen 20 Grad warmen Quellgewässer des Flusses.
Nach 3 km-Marsch durch den lichten Wald am Fluss steigen wir mit Schnorchel ein, schwimmen im seichten Becken eine Proberunde und folgen dann dem Flusslauf abwärts.
Das Wasser ist absolut glasklar und mindestens 6-7 verschiedene Fischarten, die direkt zwischen uns schwimmen, können wir sehen. Insgesamt soll es 59 verschiedene Arten geben; wir sehen massenweise große goldene armlange Doraden, grauschwarze rundgeformte riesige 'Picos', silberne Karpfenähnliche, kleinere gelbe mit schwarzen Flecken, gelbliche mit orangen Schwanzspitzen .... und, und ... winzige Fischlein aller Art.
Nach zwei Stunden Augenschmaus, einer kurzen Stromschnellenumgehung und dem Hinausschwimmen in den Hauptfluss wird das Wasser dort plötzlich empfindlich kalt, schlagartig trüber und fischloser ... - dankbar krabbeln wir ins Boot, ziehen uns flott um und werden im Pickup zurück zur Ranch und zum Mittagessen kutschiert.
Ich futtere ausnahmsweise alles, was reinpasst: Es ist schon 14.30 h  - schwimmen macht hungrig und das Buffet ist klasse !
Anschließend ist bei einem Kaffee nochmal Papageienshooting und warten auf den Rest der Fahrgemeinschaft angesagt. Bei taumhaftem Sonnenuntergang fahren wir zurück nach Bonito- spitze war's ; )
Tudo bem !









Auch der nächste Tag ist warm und sonnig. Ich radele nochmal auf Umwegen zum 'Balneario municipale' - dem öffentlichen Flussschwimmbad (schlappe 7.- Euro Eintritt, bei 13 Grad Wassertemperatur), wo frau jedoch nicht nur zwischen Fischen schwimmt, sondern auch jede Menge Affen, Vögel, Schmetterlinge und ... Highlight am Schluss: nochmal einen rot-blauen und einen blau-gelben großen Ara zu Gesicht bekommt. Die beiden fliegen mitten zwischen die Volleyballer und ziehen dann eine regelrechte Show ab: Zetern, Schnäbeln, Hacken, Rollen um den Ast drehen, Runden fliegen - 30 Fotoshooter sind für 40 Minuten beschäftigt.
Dann geht's im strammen Radeltempo zurück, denn - tatsächlich fast pünktlich -kommt um 19.00 h meine Mitfahrgelegenheit direkt nach Foz do Iguacu: Eine internationale Reisegruppe, die noch einen Sitz frei hat. Zweitausend dadong-dadongs später erreiche ich nach kalter 12stündiger Busfahrt Foz gegen 7.30 h und checke 100 Meter weiter in einem Hostel ein.
Danke, Ana, von Bonitoway - das war mal eine klasse Direktverbindung ohne Stress ; )

Schlussbemerkung: Tja, Freunde, das Beste findet ihr hier nicht:: Die sagenhaften Schnorchelgefühle zwischen den bunten Fischen  im Rio Prata - den 100fach grünschillernden 'Beija Flor' (Kolibri) in der roten Blüte mit 1000fachem Flügelschlag - das Geschrei der Aras beim Flug über das 'Buraco' ...

Wie sagen die weisen Chinesen: Einmal gesehen ist besser, als tausend Mal studiert !











Mittwoch, 24. Juli 2013

Temperatursturz im Pantanal

Nach einer Hostelnacht in Santos geht es flott zum Flughafen Congonhas im Süden Sao Paulos. Drei Stunden warten, eineinhalb fliegen, zwei Stunden warten, dreieinhalb fahren - und schon bin ich in Miranda, wo es schwülwarme 28 Grad hat ; )






Heissa, denke ich noch morgens beim Sonnenaufgang, das wird ein toller Tag !
Dirceu, das Schlitzohr, mein Taxidriver, schmeißt mich unnötigerweise um 6 Uhr aus dem Bett und fährt mich für viel zu teures Geld viel zu früh in 30 Minuten zur Fazenda 'San Francisco', wo ich den vollen 'Daytrip' mit lunch plus den 'Animalnightwatch' gebucht habe.








Nun warte ich erstmal wieder eineinhalb Stündchen bis es losgeht - dann scheucht uns die korpulent-resolute Eliane auf den Safariwagen und los geht es.
Rote Holperstaubstraße, weites, endloses Gras- und Buschland, hier und da mit Baumbestand, Graureiher, weiße 'Voo das Garces', Schwärme von kleinen grünen Papageien, Fischadler, Jabirus (größte Storchenart), Kingfisher und viele andere kleine Vögel ringsum.
Hier ein Hirsch, dort eine Gruppe Wasserschweine, weit, weit, noch weiter weg ein schwarzer Hügel - ein Ameisenbär - aha !


Entlang eines Wasserkanals 'Jacaré - Kaimane, zwischen 15 cm und 1,50 m in allen Gößen - und immer wieder Vögel. Gegen halbelf beim Fußweg über einen Holzsteg, der durchs flache Wasser führt, sehen wir keinerlei Tiere (ungewöhnlich viel Regen im Mai und Juni !), obwohl es hier verschiedene Affenarten, Tapire, Tukane, Schlangen etc. geben soll, aber heftiger Wind kommt auf und fette Wolken hängen immer tiefer.




Auf der Rückfahrt drückt sich jeder in den Windschatten des Vordermannes - längst ist es mir in meiner Strickjacke zu kalt. Nach einem fantastisch leckeren Mittagsbuffet trete ich vor die Tür und zucke regelrecht zurück vor der plötzlichen Kälte. Pünktlich um zwei, als wir zur

Regen ?  Keep smiling !
Bootstour aufbrechen, regnet es in Strömen.
Das nette niederländische Pärchen trifft es in Shorts völlig unvorbereitet; ich helfe mit meinem Regencape aus und ziehe selbst die Jacke an, was dazu führt, das meine Beine binnen Sekunden nass sind. Das Boot selbst ist überdacht, aber der Wind bläst heftig.
Die Tiere tun das, was bei diesem Sauwetter jedes intelligente Lebewesen tun würde - sie verstecken sich.
Ein einsamer Fischadler beobachtet uns Verrückte, wie wir im strömenden Regen mit kleinen Bambusangeln noch kleinere Fischchen mit klitzekleinen scharfen Zähnchen fangen und damit
die herbeieilenden Kaimane zum Hopsen animieren.
     
Den Piranhas vergeht das Grinsen zappelnd am Bootsdeck, die Kaimane lächeln starr,  bevor sie zuschnappen.
Des einen Freud ...
- ist des anderen Leid





... - und den letzten Happen erwischt der Fischadler im Flug beim Fotoshooting  - mein Auslöser oder meine Zielgenauigkeit sind mal wieder zu langsam - aber das Bild in meinem Kopf ist großartig !

Pünktlich zur Rückkehr hört es auf zu regnen und während sich Mensch und Papagei auf heißen Kaffee und krümligen Kuchen stürzen, kann frau das sinkende Thermometer fast vergessen.
Das Nightwatching ist allerdings nur noch eine Farce - außer einer Eule und zwei Rehen - nichts !
Dafür Bibbern wir um die Wette:  Trotz Fleecehose und Jacke bin ich total durchfroren, nichtsahnend, dass mir noch weitere eineinhalb Stunden 'Staubstraßenrodeoritt'   im Jeep zu Lucianos Farm bevorstehen.

Als ich dort gegen 23.00h einteffe, empfängt er mich rührend bemüht mit der Aussicht auf ein heißes Bad. Allerdings gibt es weder Strom noch heißes Wasser, so dass er kochtopfweise heißes Wasser in die Wanne füllt.
Das Thermometer im Haus zeigt 9 Grad Celsius und eine Luftfeuchte von 78% an - am nächsten Morgen sind es 8 Grad und nach der zweiten Nacht 5,5 Grad und 87% Luftfeuchte - gefühlt antarktisch !



Trotz der Kälte genieße ich zunächst die Ranchatmosphäre, helfe beim Kälberwiegen im Gatter - Klappe auf, Klappe zu - und reite dann mit den 'Peao' die Rinder zurück auf die Weide zu bringen.
Mittags gibt es leckeres Lamm mit allerlei Beilagen und gebackenen Bananas - nachmittags ist sogar das heiße Wasser repariert, so dass ich abends das rettende Aufheizbad nehmen und mit Fell und auf dem Ofen geheiztem Wärmeeisen im Bettverschwinden kann.

 




Dennoch hinterlässt die zweite kalte Nacht Spuren: Kopf- und Halsschmerzen, die im Bus nach Bonito schlimmer werden, so dass ich dort den Rest des Tages (ebenfalls keine Heizung) im Hotelbett mit doppelt dicker Kuscheldecke verbringe.




Morgens dann früh raus zur Gruta do Lago Azul 20 km vor Bonito fahren und staunen: Ein Supersteiler Felsschlund - ganz unten superklares azurblaues Wasser, das nur zwei Mal im Jahr für 30 Minuten die Sonne sieht. Dafür sehen wir den ersten Sonnenstrahl durch die Wolken brechen, als wir wieder aufsteigen - schlagartig gefühlte 5 Grad wärmer - es geht ohne Mütze und Handschuhe ; )
Zurück in Bonito ist der Himmel strahlend blau und die Sonne herrlich - die Luft noch immer kalt ...

Tja, und in Deutschland ist gerade Sommer - 30 Grad - wie schön ; )











Dienstag, 23. Juli 2013

Busfahren brasilianisch






Nach zwei Wochen Reiseerfahrung hier nun ein kleiner Bericht, wie frau von A nach B kommt:
Schon im schönen Rio lernt frau das faszinierende Bussystem kennen. Busse fahren dort jederzeit, zweispurig, direkt Stoßstange an Stoßstange und in alle Rchtungen - frau müsste nur wissen, wo sie halten und wohin sie fahren. 007 war die kleinste, 2000irgendwas die größte Nummer, die ich an Bussen gesehen habe - alles ist drin.
 Ob eine Haltestelle oder quer durch die ganze Stadt: Solange du nicht aussteigst, zahlst du immer 2,75 RS (ca. 1 Euro) - sobald der Bus gewechselt wird, kostet es erneut - umsteigen also nicht erwünscht.
"Onibus Ipanema ? Donde esta?" Schulterzucken oder ein dreiminütiger Wortschwall auf Portugisisch - zwei Arme zeigen in drei Richtungen - Das sind  Antworten, die ich bekomme.
"Do you speak english ?" - Fehlanzeige oder "I'm sorry, Onibus dificuldade, I don't know".
Also einfach mal reingesprungen in einen Bus, der in schneller, stakkatoartiger Wechselfolge vorne auf dem  Anzeiger Busnummer, Zielort und Zwischenstationen benennt. An der Haltestelle selbst ist bestenfalls ein dunkelblaues Schild mit Busabbildung angebracht  - keine Nummern, keine Fahrpläne - wozu auch ?
 Die Busse rauschen so schnell in Reihe an einem vorbei, dass die Zeit zum Fahrplanlesen Verschwendung wäre - denn, wenn frau zusteigen möchte, muss sie flugs die Hand hochreißen und beherzt zum Straßenrand springen, sonst hält der Bus erst gar nicht an.
Im Prinzip fahren alle Busse grob vom/ nach 'Centro' über Lapa oder Gloria, weiter entlang Flamenco, Botafogo, durch Leme und Copacabana nach Ipanema und weiter ... - welche Straßen sie dabei anfahren ist oft auch gestandenen 'Cariocas' (Einwohner Rios) ein Rätsel, da das zweispurige Einbahnsystem die Sache nicht einfacher macht.
Fährt ein Bus von Copacabana nach Ipanema, fährt er z.B. immer parallel zum Strand im zweiten Block - zurück fährt er aber eine andere Parallelstraße im dritten oder vierten  Block und ob er dabei nochmal eine Schleife durch Leme fährt oder nicht, das wissen die Götter  ; )
Ist frau dann mal eingestiegen und hat bei dem auf einem Podest thronenden Schaffner bezahlt, muss sie den Handgepäckrucksack in Achselhöhe über ein äußerst massives Drehkreuz hieven und mit heftigem Schwung dagegen stemmend passieren - immer in  der Hoffnung, dass der Rucksack auf ihrem Rücken folgen wird, ohne stecken zu bleiben.
Dennoch ist Busfahren in Rio eine spannende und praktische Sache, zumal frau bei Fehlversuchen immer wieder das Pflaster unter die Füße nehmen, sich dabei fit halten  und völlig unvermutete Entdeckungen machen kann. (Lapa: Künstlertreppe ; )
Andererseits gibt es willkommene Erholungsphasen,  wenn frau z.B. auf den Bus zurück wartet, der in der nächsten Seitenstraße zurückfährt, weil der selbe Rückweg (keine Einbahnstraße ) zu simpel wäre. Bis frau das Problem erkennt, ist ruckzuck mal ein halbes Stündchen vergangen und die schmerzenden Füße sind wieder erholt.

 
Bei Überlandfahrten ist die Sache da gleich durchschaubarer: In der 'Rodaviaria' (große Busstation) - meist etwas außerhalb an einer mehrspurigen Kreuzung gelegen - hat man die Auswahl zwischen 2 - 8 verschiedenen Busgesellschaften, doppelt so vielen Schaltern und etlichen Zielen.
Möchte frau z.B. um viertelnacheins  ein Ticket für den Zwei-Uhr-Bus nach Angra dos Reis kaufen, kann der aber schon ausgebucht sein, so dass sie dann erst den Drei-Uhr-Bus nehmen kann und das letzte Fährboot zur 'Ilha Grande' verpasst ; )
Kleinere Ortschaften - größere Herausforderungen: Hier braucht es oft hellseherische Fähigkeiten zu erfassen, wo sich überhaupt eine Haltestelle befindet, denn ein kleiner Ort, wie Ubatuba hat zwar drei Busbahnhöfe, aber der Bus nach Caraguarátatuba hält an keinem der drei, sondern vor der Polizeistation (kein Schild) und vorm Supermarkt am Park ; )
Solchermaßen geschult, bin ich gerade auf dem Weg nach Santos, wo ich nach 200 km und theoretisch 5 Stunden Fahrt ankommen sollte, aber auch nach sechs Stunden Fahrt (Stau - Schritttempo !) noch immer nicht da bin; also nutze ich die Zeit zum Schreiben.
Dass Überlandfahrten so langwierig sind, liegt weder an schlechten Straßen, noch an altersschwachen Bussen ... - im Gegenteil: Die Straßen sind gut mit breitem Randstreifen, die Busse komfortabel mit weit zurückstellbaren Sitzen, Preise eher zufällig, aber überschaubar .... -  es kann daher nur drei Gründe für die Langsamkeit geben:
1. Jedes Kaff in Reichweite wird angefahren; dazu wird nicht nur die Hauptstraße verlassen, sondern auch im Kaff reichlich spazieren gefahren und mehrmals gehalten - dann , geht es oft 'retorno' erst wieder zurück zur Verbindungsstraße.
2. In jeder Ortschaft, aber auch vor und nach Ein-/ Ausfahrten, Kreuzungen, Kreiseln oder einfach mal so gibt es reichlich hohe, gelb-schwarz markierte Bremsbuckelschwellen über die komplette Fahrbahn. Der Bus, der mit 60 daherkommt, bremst voll ab, schaukelt dadong-dadong über den Buckel und nimmt röhrend wieder Fahrt auf ... - bis zum nächsten Buckel.
Das Geld für die eingesparten Bushaltestellenschilder wurde übrigens offensichtlich in riesige gelbe Schilder mit schwarzem Buckel und Pfeilen drauf investiert, die beidseitig an jedem Buckel aufgestellt sind, um vor dem Buckel zu warnen ... - es müssen Millionen im ganzen Land sein !
3. Auf kurvigen Strecken, auf viel befahrenen Strecken bilden sich gerne mal Staus, die der Bus natürlich alle mitnimmt. Hat er nach kurvenreicher Fahrt vielleicht endlich den mit 30 dahinschleichenden Laster überholt, biegt er mit Sicherheit ins nächste Kaff ab und bremst am Schaukelbuckel erstmal ab ....



Die vorläufige Krönung der Busfahrtabenteuer erlebe ich nach dem Flug vom Aeroporto Congonhas nach Campo Grande (sprich: Granche). Dort angekommen suche ich brav die von Luciano genau beschriebene Palme gegenüber des Flughafens an einer großen Straßenkreuzung auf (Schild gibt es natürlich keines) und warte ... und warte - plaudere mit Händen und Füßen mit verschiedenen Menschen - si, Miranda - und warte ... der Bus wird mir für halbdrei, 'tres mas o menos', 'tres y media' angekündigt; allein - er kommt nicht !
Als ich der Verzweiflung nahe bin (halb verhungert und verdurstet ohnehin) und mehr als zwei Stunden gewartet habe, kommt er schließlich um 16.05 - Hallelujah !
Für die ca. 230 km bis Miranda sind es nun nochmal dreieinhalb Stunden Fahrt.
Fazit: Das täglich Brot des Reisens ist Warten ... - entweder auf den Bus oder im Bus aufs Ankommen, aber der Weg ist eben das Ziel ; )

Donnerstag, 18. Juli 2013

Ilha Grande - Paraty - Ubatuba





Rio bei bestem Wetter verlassend ging es südöstlich nach Agra dos Reis und weiter zur Ilha Grande nach Abraao. In Agra dos Reis hängengeblieben, weil Boot verpasst, hatte ich mit drei Holländern und einem türkischen Mädel einen supertollen Samstagabend in einer kleinen Bar: Salsa zu Livemusik. Die Tänzer waren jeder/jede Einzelne/r Originale - leider gibt es außer in meinem Kopf keine Fotos ; )















Ilha Grande ist eine absolute Trauminsel mit Küstendschungel und Dutzenden Inselchen drumherum.
Zwei Nächte im 'El Misti' Hostel (Indien-Aussteiger-Ambiente) - ein Bootstrip zur 'Lagoa Azul' - ein Trail zum 'Praia do Palmas' ( 3 Std. ) ... dann holte uns eine Regenfront ein.





Also ab nach Paraty, wo ich mit Monique aus DenHaag im gemütlichen 'Rio do Sul' Hostel bleibe: Balkonzimmer, Pool und Blick auf den Kanal - die kleine Kolonialstadt ist zu Recht UNESCO-Weltkulturerbe. Etliche Künstlerateliers in den Gassen - abends Livegitarre in einem Restaurant an der Kirche. Monique reist weiter nach Sao Paulo - ich bleibe noch eine Nacht.


 


Früh um 7.00 Uhr geht es ohne Kaffee weiter nach Ubatuba, wo ich eine wunderbare Strandwanderung
über drei verschiedene Strände unternehme und den Wellensurfern zuschaue. Das Wasser ist herrlich klar und grün - erst nach Sonnenuntergang mache ich mich per Bus auf den Rückweg.
Die Dame im 'Eco Trip Hostel' ist superhilfsbereit und spricht erfreulicherweise Englisch - so steht meiner Weiterreise über Guaranaba - Santos ( 5Std.) und Santos - Conghues Airport ( 2Std.) hoffentlich nichts im Weg.


 





Freitag, 12. Juli 2013

Fünf Tage Rio 'maravilhosa'



1. Tag: Abenteuerliche 'Landung' bei Thiago in der Favela Chapeu Margueira Babilonia - phantastische Nacht auf dem Balkon auf Schlafmatte mit Schlafsack, da Zimmer noch besetzt - traumhafter Sonnenaufgang - herrlicher Blick über Copacabana bis zum Corcovado - leckeres Frühstück mit frischer Mango und gutem Kaffee - Strandspaziergang - Busfahrt zum  'Pao do Azucar' - zu Fuß bis zum ersten 'Morro'  hoch - mit der Kabinenbahn weiter - toller  Blick über ganz Rio - unglaubliche Anzahl von Buchten und Hügeln - frau  verliert ruckzuck die Orientierung   ; ) in Ipanema plötzlich Regen und heftiger Wind - müde zurück ins Babilonia
 


2. Tag: Regen, heftiger Wind, 'Jesus' in Wolken - einfach im Bett bleiben - mails checken (Couchsurfer, Pantanalplanung) - um 10h Frühstück - nochmal eine gute Stunde ins Bett kuscheln - Sightseeing per Bus bis 'Centro' - drei Stunden bummeln bis Lapa - die geflieste Künstlertreppe entdecken und viel zu viele Bilder schießen ; ) mit dem Bus zurück  bis  Leme - ein Häppchen essen und bei Wind den Fußballern am Strand zuschauen - um halbsechs fällt die Dunkelheit - steil hoch zurück zum Zimmer - Bilder verwalten ...


 


3. Tag: Wetter gemischt - Busfahrt nach Lapa - zu Fuß weiter steil den Berg rauf ins Künstlerviertel Santa Theresa - ein Kaffee, dann weiter entlang der alten Bonde-Tramlinie bis Guiamares - viele Mauern mit Spraybildern - steil bergab nach Gloria - Busrückfahrt - letzte Kletterbuch-Rettungsaktion - müde ins Bett


4. Tag: Abschied von Thiago - Bus und Taxi nach Lagoa - Ankunft bei Luciano - Mittag in Gavea und 'Jardim botanico' - relaxen, fotografieren, entspannen -  abends Plaudern und Weiterreiseplanung mit Luciano




5. Tag: PERFECT DAY I : Corcovado'maravilhosa' - Vier Stunden unterwegs mit Daniel in der K2-Route am Corcovado - traumhaft - 'Jesus' is watching me -  anschließend Strandnachmittag in Ipanema - superschön ; ) Abends mails schreiben und Bilder verwalten